Jahresbericht Ärztekammer Nordrhein 2017

12 | Jahresbericht 2017 Ärztekammer Nordrhein Kammerversammlung Die Kammerversammlung der Ärztekammer Nordrhein forderte den Bundesgesetzgeber in ihrer Sitzung im November 2016 auf, die Terminservice- stellen zur Vermittlung von Facharztterminen an gesetzlich Krankenversicherte wieder abzuschaf- fen. Die geringe Inanspruchnahme in Nordrhein sowie bundesweit mache deutlich, dass die Stellen verzichtbar seien, hieß es zur Begründung. Im Jahr 2016 würden bundesweit circa 120.000 Termine durch die neu geschaffenen Einrichtungen vermit- telt werden, sagte der Präsident der Ärztekammer Nordrhein, Rudolf Henke, vor dem rheinischen Ärzteparlament in Düsseldorf. Dem stünden rund 550 Millionen Behandlungsfälle bei den Vertrags- ärzten gegenüber, die ohne Terminservicestellen zustande kamen. Bei Kosten von circa 107 Euro pro Vermittlung, wie sie die Kassenärztliche Verei- nigung Hessen ermittelt hat, zog Henke das Fazit: „Dieser teure Flop gehört abgeschafft!“ In seinem Bericht zur berufs- und gesundheits- politischen Lage sagte der Kammerpräsident, dass der „Megatrend Digitalisierung“ Chancen für die Medizin bietet, dass aber auch falsche Erwartun- gen geweckt werden können. „Teleradiologie, Tele- diabetologie,Telechirurgie,Telerehabilitation,Tele- coaching – gemeinsam ist all diesen telemedizini- schen Anwendungen, dass ärztliche Tätigkeiten mit Hilfe moderner Kommunikationsmittel über eine räumliche Distanz hinweg auch ohne direkten persönlich erlebbaren Austausch zwischen Ärzten untereinander und zwischen Ärzten und Patienten möglich werden.“ Sinnvolle, effektive Anwendungen könnten dazu beitragen, die Bürokratielast zu mindern und die Patientenbehandlung zu optimieren, sagte Henke. Der Präsident wies darauf hin, dass die Fernbe- handlung lediglich als ausschließliche Form der ärztlichen Beratung und Behandlung berufsrecht- lich unzulässig ist. Als Ergänzung einer herkömm- lichen Behandlung sei sie rechtlich nicht zu bean- standen, wenn der persönliche Kontakt zwischen Patient und Arzt in erforderlichem Maß sicherge- stellt ist. „Das setzt voraus, dass sich der Patient bei einem Arzt persönlich vorgestellt hat“, sagte Henke. Die Unterstützung durch neuartige Technologien könne auch helfen, das rasant wachsende medizini- sche Wissen etwa für die medizinische Diagnostik besser zu erschließen. „Eines ist jedoch zentral“, sagte Henke, „die ganzheitliche und individuelle Betrachtung des Patienten durch die Ärztinnen und Ärzte kann man damit nicht ersetzen.“ Zusätzliche Aufgaben aus der Digitalisierung müssen sich nach den Worten des Kammerpräsi- denten auch im ärztlichen Honorar niederschlagen. Laut Ärztemonitor 2016 der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und des NAV-Virchow-Bundes hätten die Hausärzte inzwischen bei Einkommen und Berufszufriedenheit zwar aufgeschlossen. Aber bei den Fachärzten, die hauptsächlich in der wohnortnahen Grundversorgung tätig sind, sei die wirtschaftliche Basis in den vergangenen Jahren erodiert. „Damit besteht die Gefahr, dass in der Grundversorgung auch im fachärztlichen Bereich qualifizierter Nachwuchs wegbricht. Ich wünsche mir deswegen, dass wir in der wohnortnahen Grund- versorgung für die dort tätigen niedergelassenen Ärzte die wirtschaftliche Basis erreichen, die auch zukünftig eine international hervorragende medi- zinische Versorgung durch niedergelassene Haus- und Fachärzte sicherstellt.“ Zur Diskussion über Manipulationsversuche der Krankenkassen bei der Diagnosecodierung sagte Henke, dass der Risikostrukturausgleich (RSA) überarbeitet und von Fehlanreizen befreit werden muss: „Denn wenn er schon für eine Umverteilung zwischen den Krankenkassen sorgt, die höher aus- fällt als der Länderfinanzausgleich, dann müssen natürlich die Kriterien plausibel und verständlich „Dieser teure Flop gehört abgeschafft!“ Die Terminservicestellen sind mit unangemessenen Kosten verbunden und bringen wenig für die Patientenversorgung. Das monierten die Delegierten der Kammerversammlung der Ärztekammer Nordrhein bei ihrer Sitzung am 19. November 2016 in Düsseldorf. Der Präsident der Ärztekammer Nordrhein, Rudolf Henke, warnte vor einer erodierenden wirtschaftlichen Basis der fachärztlichen Grundversorgung.

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