Jahresbericht Ärztekammer Nordrhein 2017

50 | Jahresbericht 2017 Ärztekammer Nordrhein Kommunikation Health Literacy, in Deutschland grob mit dem Begriff „Gesundheitskompetenz“ umschrieben, spielt in der Gesundheitsförderung von Menschen eine immer wichtigere Rolle und kann unter ande- rem als die Fähigkeit definiert werden, Ressourcen einzusetzen, um im Lebensalltag gesundheitsför- derliche Entscheidungen zu treffen und gesunde Lebensstile zu führen. Bislang wird das Health Literacy-Konzept vor allem auf Erwachsene und Organisationen angewandt. Mehr als die Hälfte der Deutschen fühlt sich laut einer repräsentativen Studie der Universität Biele- feld aus dem Jahr 2016 von der Informationsflut zu Gesundheitsthemen überfordert. Demnach weisen 44 Prozent der Deutschen eine eingeschränkte und weitere zehn Prozent sogar eine unzureichende Gesundheitskompetenz auf. Menschen mit einge- schränkter oder unzureichender Gesundheitskom- petenz wissen häufig nicht, an wen sie sich mit ge- sundheitlichen Problemen wenden sollen. Sie wer- den öfter im Krankenhaus behandelt und neh- men öfter den ärztlichen Notdienst in Anspruch. Sie haben häufiger einen schlechten subjektiven Gesundheitszustand und leiden häufiger unter chro- nischen Krankheiten oder Gesundheitsstörungen. Die Studie offenbart zugleich große soziale Unterschiede, denn bestimmte Bevölkerungsgrup- pen sind besonders oft betroffen. Das gilt etwa für MenschenmitniedrigemBildungsgradwiebildungs- ferne Jugendliche, für Menschen mit niedrigem sozialen Status, für Menschen mit Migrationshin- tergrund und für ältere Menschen. In der Entschließung der 24. Landesgesundheits- konferenz heißt es dazu: „Um die Gesundheitskom- petenz der Patientinnen und Patienten im Sinne von Entscheidungs- und Handlungskompetenzen zu erhöhen, werden Gesundheitsförderung und Prävention als umfassende Gesundheitsvorsorge in zielgruppenspezifischen Settings gestärkt. Die För- derung der Gesundheitskompetenz muss bereits im Kindesalter ansetzen.“ Gesundheitskompetenz bei Kindern und Jugendlichen Noch jung ist die Erforschung des Konzepts der Gesundheitssozialisation in der Kindheits- und Jugendphase. Gerade in den frühen Lebensphasen werden wesentliche Grundsteine für die Gesund- heit, das Wohlbefinden und die gesunde Entwick- lung gelegt. Je jünger die Kinder sind, desto stärker sind ihre unmittelbaren Bezugspersonen, in erster Linie die Eltern, aber auch Bildungsinstitutionen angesprochen, die Heranwachsenden zu gesund- heitsverträglichen Verhaltensweisen und Alltags- praktiken zu motivieren. Bei Kindern und Jugendlichen ist die Gesund- heitskompetenz von der Bildung der Eltern und dem familiären Wohlstand, vor allem aber ihrer eigenen Bildung abhängig. Der Vermittlung von Gesundheitskompetenz in Grund-, Haupt- und För- derschulen kommt daher eine hohe Bedeutung zu, wobei es wichtig erscheint, den hohen Anteil von Kindern und Jugendlichen mit geringer Literalität zu berücksichtigen, der durch die Fluchtbewegun- gen in den vergangenen zwei Jahren stark angestie- gen ist. Gesundheitskompetenz fördern – schon in der Schule Die Ärztekammer Nordrhein und die AOK Rheinland/Hamburg haben 2016 im Rahmen ihres Programms Gesundmacht Schule das Projekt „Ich kenn mich aus – inklusive Unterrichts- und Schulgestaltung zum Themenfeld Gesundheit“ gestartet. Ziel des Projektes ist es, die Gesundheitskompetenz aller Kinder zu erhöhen. Im Dezember 2016 haben die Institutionen mit dem Projekt den Sonderpreis des Gesundheitspreises 2016 des Landes NRW bekommen. Die Landesgesundheitskonferenz NRW Die Landesgesundheitskonferenz (LGK) ist ein zentrales Abstimmungs- und Beratungsgremium für die Gesundheitspolitik in NRW. Die LGK berät wichtige gesundheitspolitische Themen und verabschiedet Entschließungen; die Beteiligten verpflichten sich, die Entschließungen umzuset- zen. In diesem Gremium sind wichtige Akteure des nordrhein-westfälischen Gesundheitswesens vertreten: Sozialversicherungsträger, Ärzte-, Zahnärzte- und Apothekerkammern, Krankenhaus- gesellschaft, Arbeitgeber sowie Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbände, Kommunale Spitzenver- bände, Landschaftsverbände, Einrichtungen der Gesundheitsvorsorge und des Patientenschutzes sowie die Gesundheitliche Selbsthilfe.

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