Jahresbericht Ärztekammer Nordrhein 2017
54 | Jahresbericht 2017 Ärztekammer Nordrhein Kommunikation Selbsthilfe – neue Angebote für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte In Deutschland gibt es circa 100.000 Selbsthilfegruppen und 270 Kontaktstellen. Zugänge zu diesen Angeboten ermöglicht die Kooperationsstelle für Selbsthilfegruppen und Ärzte bei der Ärztekammer Nordrhein (SÄKO). Ob Aids, Rheuma oder Diabetes – im Fall einer schweren Erkrankung sind Ärztinnen und Ärzte für die Mehrheit der Deutschen laut einer DAK- Studie der wichtigste Ratgeber (93 Prozent). Fami- lienangehörige und Freunde sind für gut die Hälfte Anlaufstelle der Wahl. Auf Platz drei stehen die Selbsthilfegruppen: 44 Prozent der Befragten wür- den hier Rat suchen. Damit interessierte Menschen möglichst schnell Zugang zur Selbsthilfe erhalten, hat die Ärztekammer Nordrhein schon 1988 die Ko- operationsstelle für Selbsthilfegruppen und Ärzte (SÄKO) eingerichtet. Heute ist allen Beteiligten im Gesundheitswesen klar, dass die Selbsthilfe eine wichtige Rolle bei der Begleitung vor allem von chronisch Kranken und/ oder von Menschen mit Behinderung spielt: In Selbsthilfegruppen finden Menschen nach der Dia- gnosestellung psychosoziale Unterstützung und Information zur Krankheitsbewältigung. Gleich- betroffene kennen die häufig auftauchenden Fra- gen, Ängste und Schwierigkeiten, die im Bewälti- gungsprozess einer Krankheit auftreten und haben Verständnis für Sorgen und Bedenken. Selbsthilfe- gruppen können Selbstvertrauen und Zuversicht stärken und gleichzeitig praktische Tipps für den Alltag geben. Viele Selbsthilfeakteure sind bereit, ihre „erlebte Kompetenz“ mit Ärztinnen und Ärz- ten zu teilen, um zum Beispiel Behandlungen zu verbessern und Anstöße für eine bessere Versor- gung von Patienten zu geben. Sie können Rück- meldungen geben über die Medikamentenverträg- lichkeit, die Qualität von Heil- und Hilfsmitteln im täglichen Gebrauch oder über städtische Bera- tungsstellen, die Hilfe für Behinderte gewähren. Selbsthilfegruppen stehen nicht in Konkurrenz zum professionellen Gesundheitssystem, sondern bilden eine hilfreiche Ergänzung. Dabei erfüllt die Kontaktstelle folgende vorran- gige Aufgaben: • Sichtung der Selbsthilfelandschaft und Datenbankverwaltung, • Förderung und Unterstützung der Selbsthilfe- gruppen durch Ärztinnen und Ärzte im Kammerbereich, • Öffentlichkeitsarbeit für Selbsthilfegruppen im Rahmen von Internetangeboten, Artikeln im Rheinischen Ärzteblatt , Herausgabe von Broschüren und • Bürgerinformation über das bestehende Selbsthilfegruppenangebot. Info-Telefon Ein Aufgabenschwerpunkt der Kooperationsstelle liegt in der Information der Bevölkerung über Ange- bote der örtlichen Gruppeninitiativen. Dazu hat die Ärztekammer Nordrhein eine Hotline eingerichtet, über die sich Interessenten schnell und problemlos über das bestehende Selbsthilfegruppenangebot in- formieren können. Anrufen können Betroffene so- wie Selbsthilfegruppen und Ärzte. Dieses Angebot wurde auch 2016 von rund 460 Betroffenen, Bürgern und Ärzten – überwiegend per Internet wahrgenom- men. Erreichbar ist die Kooperationsstelle montags bis donnerstags in der Zeit von 9.00 Uhr bis 16.00 Uhr und via E-Mail unter selbsthilfe@aekno.de . In der Selbsthilfedatenbank der Ärztekammer Nordrhein sind zurzeit weit über 2.000 Selbsthilfegruppen vor- wiegend aus Nordrhein erfasst. Neuer Service für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte Chronische Krankheiten können alle Menschen treffen, egal aus welcher Kultur sie kommen. Beim Umgang der Menschen mit ihrer Krankheit gibt es allerdings kulturelle Unterschiede. Während im deutschen Gesundheitswesen heute die gesund- heitliche Selbsthilfe eine etablierte Säule ist, ken- nen viele Menschen, die aus anderen Ländern und Kulturkreisen nach Deutschland kommen, solche Angebote aus ihrer Heimat nicht. Eine Laiengrup- pe ohne professionelle ärztliche Leitung erscheint
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