Jahresbericht Ärztekammer Nordrhein 2018

18 | Jahresbericht 2018 Ärztekammer Nordrhein Kammerversammlung In puncto privatärztliche Gebührentaxe mahnte Henke die Politiker in Bund und Ländern, ihre ge- machten Zusagen für eine rechtssichere Gebühren- ordnung für Ärzte (GOÄ) mit modernisiertem Leis- tungskatalog zu fairen Preisen einzuhalten. Warnung vor der Bürgerversicherung In der Diskussion zum Lagebericht des Präsiden- ten richtete Dr. Lothar Rütz (Köln) an die Politiker in Berlin die Mahnung, die Bürgerversicherung nicht wieder auf die Tagesordnung zu setzen. Bis auf den gut klingenden Namen stehe die Bürgerver- sicherung sicher nicht für ein qualitativ besseres Ge- sundheitssystem für „Alle“. Rütz warnte ausdrück- lich vor der Abschaffung des dualen Systems, da die gesetzliche Krankenversicherung bereits heute dem Morbiditätsanstieg nicht gerecht werde und eine Ausweitung eines defizitären Systems auf alle Versicherten allein zu Lasten der Kranken gehe. Zum Fachkräftemangel in der Versorgungszu- kunft ergänzte Dr. Thomas Fischbach (Solingen), dass es aus seiner Sicht nicht reiche, nur eine Auf- stockung der Medizinstudienplätze um zehn Pro- zent zu fordern. Die Altersstatistik aus seinem Fachgebiet zeige, dass die zur Zeit in der Nieder- lassung befindlichen Kolleginnen und Kollegen ein Durchschnittsalter von 54 Jahren hätten, ein Drittel aller Kolleginnen und Kollegen werde daher in den nächsten zehn Jahren in den Ruhestand wechseln. Ganz in diesem Sinne argumentierte auch Dr. Oliver Funken (Rheinbach), der den Antrag formu- lierte, die Ausbildungskapazitäten im Medizinstu- dium um 20 Prozent zu erhöhen, um den Bedarf an humanmedizinischer Versorgung in der Gesell- schaft des langen Lebens zu sichern. Die Einfüh- rung neuer Gesundheitsberufe wie des Physician Assistant sei aus seiner Sicht keine Lösung, um den Engpässen in der Versorgung zu begegnen. Laut Dr. Rainer Holzborn (Duisburg) wird auch die Digitalisierung des Gesundheitswesens nicht helfen können, den zukünftigen Ärztemangel abzu- federn. So möge er keinem Kranken zumuten wol- len, in endlosen Warteschleifen von medizinischen Callcentern festzuhängen. Am Ende der Digitalisie- rung müsse immer ein Mensch sitzen, der bewertet und die richtigen Schlüsse zieht; kein Algorithmus und keine Abfragemaske könnten diese Bewertun- gen letztendlich patientensicher vornehmen. CO-Meldepflicht für Shisha-Bars Die Patientensicherheit gefährdet sah Wieland Dietrich (Essen) in dem Beschluss der Betreiberge- sellschaft gematik, bei Anwendungen der Telema- tik-Infrastruktur nur noch auf die technische Funk- tionsfähigkeit zu setzen und nicht mehr darauf zu achten, ob die Instrumente in der medizinischen Anwendung nutzten und akzeptiert würden. Sollte die gematik bis Ende 2017 nicht zu den Tests unter Praxisbedingungen zurückkehren, stelle sich für ihndieFrage,obderKammervorstandnichtdenAus- stieg aus dem Ärztlichen Beirat zur Begleitung des Aufbaus einer Telematik-Infrastruktur für das Ge- sundheitswesen in Nordrhein-Westfalen prüfen solle. Funken warnte dagegen, den Beirat zu verlassen. „Wenn wir das tun, können wir gar nichts mehr be- wirken. Unser Einfluss ist sehr begrenzt, aber wenn wir auch noch auf die Mitarbeit im Beirat verzich- ten, werden wir gar nicht mehr gestalten können.“ Der Vizepräsident der Ärztekammer Nordrhein, Bernd Zimmer, führte durch die Diskussion zur berufs- und gesundheits- politischen Lage. Mit 86 Stimmen wurde Dr. Anne Bunte als Beisitzerin in den Vorstand der Ärztekammer Nordrhein gewählt. In einem weiteren Wahlgang wurde Martin Grauduszus mit 61 Stimmen ebenfalls als Beisitzer gewählt. Dr. Anne Bunte ist Leiterin des Kölner Gesundheitsamtes und Fachärztin für Radiologie sowie Fachärztin für Öffentliches Gesundheitswesen. Die 55-Jährige gehört der Kammerversammlungsfraktion des Marburger Bundes an. Sie ist gleichzeitig 1. Vorsitzende der Bezirksstelle Köln der Ärztekammer Nordrhein. Martin Grauduszus ist niedergelassener Facharzt für Allgemeinmedizin in Erkrath. Der 58-Jährige gehört in der Kammerver- sammlung der Fraktion VoxMed an. Grauduszus gehörte dem Vorstand auch von 2009 bis 2014 als Beisitzer an. Dr. Anne Bunte und Martin Grauduszus in den Vorstand gewählt

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