Jahresbericht Ärztekammer Nordrhein 2018
22 | Jahresbericht 2018 Ärztekammer Nordrhein Kammerversammlung Gleich zu Beginn seiner Rede machte NRW-Ge- sundheitsminister Karl-Josef Laumann deutlich, dass er seine Amtszeit nutzen wolle, um in vier für ihn zentralen Bereichen die richtigen gesundheits- politischen Weichen zu stellen: So sollen im Kampf gegen den Hausarztmangel auf dem Land, bei der Aufstockung von Studienplätzen, bei der Kranken- hausplanung und bei der Neuaufstellung der Not- fallversorgung substanzielle Erfolge erzielt werden. Der Minister monierte, dass die Kluft bei der medi- zinischen Versorgung zwischen Stadt und Land im- mer größerwerde. ZumeinenhabedasLandNRWin denvergangenenJahrenviel zuwenigÄrztinnenund Ärzte ausgebildet und zum anderen habe man nicht genügend Anstrengungen unternommen, um die Allgemeinmedizin zu stärken. Das führe nun auch da- zu, dass vor allem auf dem Lande Hausärzte fehlten. Sektorengrenzen überwinden Als Maßnahmen gegen den Landarztmangel kün- digte Laumann die Einrichtung von W3-Professu- ren für Allgemeinmedizin an allen Medizinischen Fakultäten des Landes und eine Erhöhung der Zahl an Medizinstudienplätzen unter anderem durch die Einrichtung einer Medizinischen Fakultät an der Universität Bielefeld an. Laumann verwies auf die geplante Durchsetzung der Landarztquote, die im Juni 2018 als Gesetzes- entwurf vorgestellt wurde. Für das Wintersemester 2018/2019 sei vorgesehen, dass zehn Prozent aller Studienplätze in NRW bereits zentral an Studieren- de vergeben werden sollen. „Ich wünsche mir von allen Partnern in NRW, dass wir die ambulante Notfallversorgung bis 2022 regelhaft von niedergelassenen Ärzten und Kliniken gemeinsam organisiert haben – mit einer Anmeldung und einer Tür im Krankenhaus“, sagte Laumann. Für ihn sei es ein erbaulicher Gedanke, wenigstens in einem Teil des Systems eine sektorübergreifende Versorgung inGang zu bringen. Undwenn es bei der Versorgung von Notfallpatienten gelinge, die Grenzen zu überwinden, sei auch in anderen Bereichen inte- gratives Handeln im Interesse der Patienten möglich. „Bei der Krankenhausplanung sind wir in den letzten sieben Jahren kaum vorangekommen“, kri- tisierte der Minister. Deshalb werde er über eine Gesetzesänderung die Fristen für die regionalen Planungskonferenzen in den Bezirken verkürzen. Weiterhin muss seiner Vorstellung nach die Kran- kenhausplanung künftig neben den Bettenzahlen auch weitere Parameter wie Strukturqualität und Fallzahlen berücksichtigen. Der Minister schlug die Investitionsförderung zur Verbesserung der Versorgungsstruktur vor. Die Krankenhäuser werden dennoch weiterhin Pauschalen in Höhe von circa 550 Millionen Euro jährlich vom Land erhalten. Die vom Minister in Aussicht gestellten zusätzlichen Finanzmittel von jährlich 200 Millionen Euro ab 2020 sollen aber vor allem in die Verbesserung der Strukturen und die Optimierung der Patientenversorgung fließen. Laumann hielt vor dem rheinischen Ärzteparla- ment ein Plädoyer für die Freiberuflichkeit. Er ver- wies darauf, dass die zunehmende Ökonomisierung des Gesundheitssystems sowohl im stationären wie auch im ambulanten Bereich das bestehende Sys- tem der Freiberuflichkeit unterlaufe. Damit drohe das System „etwas zu verlieren, was Qualität von sich aus bedeute, nämlich die Unabhängigkeit des Arztes in seinen medizinischen Entscheidungen“. Laumann machte deutlich, dass aus seiner Sicht der Kaufmännische Direktor eines Krankenhauses in medizinischen Fragen dem Arzt nichts vorzuschrei- ben habe. Neue Ärzte braucht das Land Die Kammerversammlung der Ärztekammer Nordrhein beschäftigte sich am 10. März 2018 mit den gesundheitspolitischen Kernpunkten des Koalitionsvertrages im Bund sowie den Plänen des Landes NRW. Dessen Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) stellte Grundzüge der Gesundheitspolitik der Landesregierung vor. Rudolf Henke, Präsident der Ärztekammer Nordrhein: „Die Losung Bürger- versicherung oder Zweiklassen-Medizin stellt eine grobe Irreführung der Bevölkerung dar.“
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