Jahresbericht Ärztekammer Nordrhein 2018
Ärztekammer Nordrhein Jahresbericht 2018 | 23 Kammerversammlung In der Diskussion zu den gesundheitspolitischen Vorstellungen des Ministers bot Dr. Anja Maria Mit- renga-Theusinger M. Sc. (Leverkusen) dem Minis- ter die Mitarbeit der Ärztekammer bei der künfti- gen Krankenhausplanung an. Sie forderte, dass die Vergabe von Mitteln zum Aufbau neuer Strukturen nicht in einem „Closed Shop“ von Kassenfunktio- nären und Ministerialbeamten vorgenommen wird. Klares Nein zumMedizin-Bachelor Dr. Lothar Rütz (Köln) kritisierte den neuen Ba- chelor-/Masterstudiengang (Motto: „Medizin neu denken“) an der Universität Siegen, der sich an an- gehende Mediziner und Ingenieure richtet. Im Mo- dellstudiengang sollen sie drei Jahre lang ein ge- meinsames Bachelor-Studium aus Medizin und Technik mit absolvieren. Im anschließenden Master- Studium können sie sich dann in Humanmedizin, Digitale Medizin, Biomedizinische Technologien oder Gesundheitsmanagement spezialisieren. Rütz äußerte Bedenken, dass es bei der Einführung dieses Studiengangs primär darum gehen wird, medizin- technisch versierte und an den Betrieb im Konzern maximal angepasste Mitarbeiter und weniger dar- um, gute, empathische Ärzte auszubilden. Dies wi- derspreche eindeutig der Zielsetzung des „Master- plans Medizinstudium 2020“, in dem vor allem die Kompetenz der Ärztinnen und Ärzte zur Kommu- nikation mit den Patienten gefördert werden solle. Dr. Oliver Funken (Rheinbach) wies auf die un- befriedigende Situation in den stationären Not- fallambulanzen hin, in denen zu viele Patienten behandelt würden, die keiner hochqualifizierten stationären Versorgung bedürften. Um die zentra- len Notaufnahmen in den Krankenhäusern und das darin tätige Personal zu entlasten, müsse ein geeig- netes System der qualifizierten Ersteinschätzung von (tatsächlichen und vermeintlichen) Notfallpa- tienten eingeführt werden. Dazu gehöre auch die Definition sinnvoller Qualitätsparameter, bei deren Entwicklung und Evaluierung die Ärztekammern beteiligt werden müssten. Rudolf Henke, Präsident der Ärztekammer Nord- rhein, lenkte den Blick in seiner Rede zur aktuel- len berufs- und gesundheitspolitischen Lage auf die Neuauflage der Großen Koalition aus CDU/ CSU und SPD. Bis zum letzten Tag der Koalitions- verhandlungen der drei Parteien habe die Wahl- kampfforderung der Sozialdemokraten nach einer Bürgerversicherung wie ein „Damoklesschwert“ über den im Gesundheitswesen Tätigen geschwebt. Doch bleibe aus ärztlicher Sicht weiter richtig, dass die plakative Forderung: „Entweder Bürgerver- sicherung oder Zwei- klassen-Medizin“, eine „grobe Irreführung“ der Bevölkerung darstelle, so Henke. Wer die Ein- heitsversicherung wolle, der rede einer schlei- chenden Absenkung des Versorgungsniveaus für die Mehrzahl der Bür- ger das Wort, während andere dieser Nivellierung durch den Abschluss von Zusatzpolicen entgehen könnten. Bernd Zimmer, Vizepräsident der Ärztekammer Nordrhein, führte durch die Diskussion zur berufs- und gesundheitspolitischen Lage und referierte zu einer möglichen Änderung der (Muster-)Berufsordnung. Im Beisein von NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (2.v.l.) nahmen Professor Dr. Dr. Martin Exner (l.) und Dr. Karl-Josef Eßer (r.) von Kammerpräsident Rudolf Henke (3.v.l.) die Johannes-Weyer-Medaille entgegen. Dr. Karl-Josef Eßer, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, und der Direktor des Instituts für Hygiene und Öffentliche Gesundheit an der Universität Bonn, Professor Dr. Dr. Martin Exner, sind in Düsseldorf mit der Johannes-Weyer-Medaille der nordrheinischen Ärzteschaft aus- gezeichnet worden. Die Ärztekammer Nordrhein und die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein verleihen die Ehrenmedaille seit dem Jahr 1982 an Ärztinnen und Ärzte für besondere Verdienste um die medizinische Wissenschaft, für besondere Leistungen für die ärztliche Selbstverwaltung oder für eine vorbildliche ärztliche Haltung. Professor Dr. Dr. Martin Exner und Dr. Karl-Josef Eßer mit Johannes-Weyer-Medaille ausgezeichnet
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