Jahresbericht Ärztekammer Nordrhein 2018
Ärztekammer Nordrhein Jahresbericht 2018 | 37 Allgemeine Fragen der Gesundheits-, Sozial- und Berufspolitik „Bei meiner Aufnahme in den ärztlichen Berufsstand gelobe ich, mein Leben in den Dienst der Menschlichkeit zu stellen. Ich werde meinen Beruf mit Gewissenhaftigkeit und Würde ausüben. Die Erhaltung und Wie derherstellung der Gesundheit meiner Patientinnen und Patienten soll oberstes Gebot mei nes Handelns sein . Ich werde alle mi r anvertrauten Ge h imn e sse i auch über den Tod meiner Patientinnen und Patiente n hinaus wahren. Ich werde mit al n le m einen Kräf ten die Ehre und e di edle Überlief eru ng des ärz tlichen Beru f es aufrechterhal en t und bei d er Ausübung meiner ärztli h c e n Pflichten k einen ersc Unt hied machen weder aufgru n d einer etwai en g B ehinder ng, u nach Geschle cht, Religion, Nationalität, Ra sse n och a c n h Parteizugeh örigkeit oder soz i aler Stellu g n . Ich werd e jedem M enschenleben von der Emp n fä gnis an Ehrfurcht entg egenbringen und selbst un er t Bedrohung meine ärztliche Kunst nic ht in Wi derspruch zu den Geboten der Menschlichkeit anwenden. Ich werde allen, die mich den ärztlichen Beruf gelehrt haben, sowie Kolleginnen und Kollegen die schuldige Achtung erweisen. Dies alles verspreche ich auf meine Ehre.“ GELÖBNIS Fassung aus der Berufsordnung für die nordrheinischen Ärztinnen und Ärzte Für jede Ärztin und jeden Arzt gilt folgendes Gelöbnis: närer Hospize vorangetrieben, sodass Nordrhein- Westfalen bei der Versorgung von schwerstkranken und sterbenden Menschen heute eine Vorreiter- rolle einnimmt. In ihrer Themeneinführung ging sie auf die Meilensteine und Leitgedanken der Hospizbewegung in Deutschland ein. Sie wies ins- besondere auf die bei weitem noch nicht flächen- deckende Versorgung hin. Neben einer interprofes- sionellen, ganzheitlichen, palliativmedi-zinischen Versorgung der Betroffenen und der Begleitung der Angehörigen gehöre zum Sterben in Würde auch die gesellschaftliche Auseinandersetzung sowie eine Kultur der Mitmenschlichkeit und Solidari- tät in einer zunehmend individualisierten Gesell- schaft. Im Hinblick auf die Rolle von Ärztinnen und Ärzten betonte sie deren zentrale Funktion in einem multiprofessionellen Team, auch wenn sich das Behandlungsziel weg von der Therapie hin zu einer palliativen Symptomlinderung verschiebe. Den anwesenden Kolleginnen und Kollegen empfahl Weihrauch eine innere Haltung der Achtung und Wertschätzung, den Aufbau kommunikativer Kom- petenzen und eine entsprechende Selbstsorge. Weitere Schwerpunkte der Veranstaltung sind der Raum für persönliche Fragen, Wünsche und Anregungen in Form eines get-together sowie das Ärztliche Gelöbnis, dass die jungen Ärztinnen und Ärzte im Rahmen des Veranstaltungsprogramms gemeinsam sprechen und ablegen. Mit Unterschrif- ten auf einer Gelöbnistafel kann diese Verpflichtung auf die Grundwerte des Berufes nochmals symbolisch bekräftigt werden. Der Festvortrag jeder Veranstal- tung ist jeweils wechselnden Themen gewidmet. In seinem Festvortrag „Die ärztliche Behand- lung von Menschen mit geistiger Behinderung – Was wir dabei lernen können“ im November 2017 verknüpfte Professor Dr. Michael Seidel, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie sowie Psychia- trie und Psychotherapie und ehemaliger Ärztlicher Direktor der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel in Bielefeld, praktische, rechtliche und be- rufsethische Fragen. Er wies darauf hin, dass die gesundheitliche Versorgung von Menschen mit Behinderung dringend verbessert werden muss. Dazu seien Wissen, Kompetenzen und geeignete Rahmenbedingungen notwendig. Insbesondere die Regelversorgung im ambulanten und stationären Sektor müsse für die Versorgung von Menschen mit geistiger Behinderung qualifiziert werden, zum Beispiel über den Bereich der Fortbildungen sowie in der Weiterbildung. Gleichzeitig werde ein zusätzliches spezialisiertes Angebot, wie spe- zielles Wissen, Setting und Erfahrung sowie kom- munikative Kompetenzen der Ärztinnen und Ärzte, erforderlich. Der Festredner wies eindrücklich darauf hin, dass der Abbau der Barrieren in der Gesundheitsversorgung von Menschen mit Behin- derung im Kopf und Herzen einer jeden Ärztin und eines jeden Arztes beginnt. Professor Seidel gab den jungen Ärztinnen und Ärzten abschließend konkrete Empfehlungen, wie sie ihren Patientinnen und Patien- ten mit geistiger Behinderung beistehen können: Dabei wies er besonders auf Aspekte der Aufklärung, der rechtswirksamen Einwilligung in die Behand- lung sowie der empathischen Kommunikation hin. Den Festvortrag im April 2018 hielt Dr. Birgit Weihrauch, ehemalige Staatsrätin von Bremen und ehemalige Vorstandsvorsitzende des Deutschen Hospiz- und Palliativverbandes und der Deutschen Hospiz- und Palliativstiftung zum Thema „Wenn nichts mehr zu machen ist, ist noch viel zu tun – Ärztliches Handeln in der Hospiz- und Palliativ- versorgung“. In ihrer Zeit als Leiterin der Abteilung Gesundheit des NRW-Gesundheitsministeriums hat Weihrauch das Thema Palliativversorgung so- wie den Auf- und Ausbau ambulanter und statio-
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