Jahresbericht Ärztekammer Nordrhein 2018
Entwicklung und Status quo der umweltmedizinischen Versorgung: In den 1980er-Jahren wurden umwelt- medizinische Kompetenzzentren an deutschen Universitäten und seit 1990 umweltmedizinische Beratungsstellen im Öffentlichen Gesundheits- dienst (ÖGD) eingerichtet. Im Jahr 1992 wurde die Umweltmedizin vom 95. Deutschen Ärztetag in Köln an das Fachgebiet Hygiene gekoppelt und damit das ärztliche Fachgebiet Hygiene und Um- weltmedizin definiert. Zudem wurde die Zusatzbe- zeichnung Umweltmedizin in die Weiterbildungs- ordnung aufgenommen, um allen medizinischen Fachdisziplinen die besonderen Aufgabenfelder der Umweltmedizin innerhalb des eigenen Fachgebietes zu öffnen. Das Fehlen ausreichender zugelassener Weiterbildungsstätten für Umweltmedizin führte auf dem 106. Deutschen Ärztetag 2003 in Köln zur Entscheidung, die Umweltmedizin künftig nicht mehr über einen Weiterbildungsgang im ärztlichen Weiterbildungsrecht zu regulieren. Derzeit gibt es in keinem Bundesland eine flä- chendeckende umweltmedizinische Versorgung. Die Ausbildung zum Umweltmediziner ist nur noch im Rahmen der curricularen Fortbildung für Ärzte an der Sozial- und Arbeitsmedizinischen Akademie in Baden-Württemberg möglich. In Gesprächen un- ter Federführung des Ministeriums für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucher- schutz des Landes Nordrhein-Westfalen (MUNLV) unter Beteiligung des Ministeriums für Arbeit, Ge- sundheit und Soziales NRW (MAGS), des Wissen- schaftsministeriums NRW und der beiden Ärzte- kammern Nordrhein und Westfalen-Lippe wurde die Etablierung eines umweltmedizinischen Kom- petenzzentrums in NRW zur Sicherstellung indi- vidualer und bevölkerungsbezogener umweltmedi- zinischer Versorgung diskutiert. Der Zweck eines solchen Kompetenzzentrums soll eine gemeinsame Schnittstelle zur Vernetzung von Patientenbetreu- ung (Individualmedizin) und Wissenschaft (um- weltmedizinische Methoden, Qualitätssicherung) sein. Neben der Behandlung von Patienten soll ein solches Zentrum beratend tätig sein, eine Ansprech- stelle für Fragen aus der Bevölkerung und der Politik sein sowie bei der Risikokommunikation unterstützen. Um Bedarf und Aufgaben gegebenenfalls zu eta- blierender Kompetenzzentren in NRW zu konkre- tisieren, wird vom MUNLV derzeit eine Machbar- keitsstudie unter Beteiligung der Ärztekammern durchgeführt, auf dessen Grundlage über die Fi- nanzierung von Modellvorhaben zu Kompetenz- zentren entschieden werden soll. Ad-hoc-Ausschuss Arbeitsmedizin und Umweltmedizin: Für die Wahlperiode 2014 bis 2019 richtete der Vorstand der Ärztekammer Nordrhein den Ad-hoc- Ausschuss Arbeitsmedizin und Umweltmedizin unter dem Vorsitz von Dr. Rolf Hess-Gräfenberg ein. Im Berichtszeitraum wurden folgende Themen beraten: • Opt-out-Regelungen in Kliniken • Digitalisierung im Arbeitsleben • Umweltmedizinische Kompetenzzentren • Gesundheitsuntersuchungen durch Betriebsärzte • Impfvereinbarung nach Präventionsgesetz Infektionsschutz Unter Leitung der Vorsitzenden des Ad-hoc-Aus- schusses Infektionserkrankungen, Privatdozentin Dr. Maria Vehreschild, fand im Juni 2017 im Haus der Ärzteschaft in Düsseldorf das gut besuchte 7. Kam- mersymposium „Aktuelle Infektionserkrankungen“ statt, das sich mit gastrointestinalen und hepati- schen Infektionen unter besonderer Berücksichti- gung infektiologischer und reisemedizinischer As- pekte in Diagnostik und Therapie beschäftigte. Mobbingberatung Mobbing stellt ein relevantes Problem in Ein- richtungen des Gesundheitswesens dar. Die Ärzte- kammer Nordrhein hat 1998 entsprechend dem Beschluss des Deutschen Ärztetages von 1998 An- sprechpartner für Ärztinnen und Ärzte bei Fragen des Missbrauchs und der Repression in hierarchi- schen Arbeitsverhältnissen (Mobbing) benannt. Die Ansprechpartnerin führt Beratungsgespräche mit von Mobbing betroffenen Kolleginnen und Kolle- gen. In den Gesprächen zeigt sich, dass Mobbing oftmals nicht das primäre Problem ist, sondern Or- ganisationsmängel, arbeits- oder berufsrechtliche Probleme im Vordergrund stehen, die sich in Un- zufriedenheit und in Mobbing-Aktionen manifes- tieren. Von Januar 2017 bis Juli 2018 haben sich 25 Kolleginnen und Kollegen telefonisch an die Mob- bing-Beratung beziehungsweise die Ombudsperson gewandt. Zwölf Ärztinnen und Ärzte haben einen persönlichen Gesprächstermin wahrgenommen. Die derzeitige Ansprechpartnerin ist Dr. med. Brigitte Hefer (hefer@aekno.de, 0211 4302-2204) 82 | Jahresbericht 2018 Ärztekammer Nordrhein Medizinische Grundsatzfragen
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=