Jahresbericht Ärztekammer Nordrhein 2020
Ärztekammer Nordrhein Jahresbericht 2020 | 43 Allgemeine Fragen der Gesundheits-, Sozial- und Berufspolitik Eine gesteigerte Mortalität und Morbidität ist laut Robert Koch-Institut vor allem die Folge einer durch den Klimawandel verursachten Zunahme der Belastungen durch Hitze, UV-Strahlung, Feinstaub und Allergene in der Luft sowie von Infektionen. Der „Lancet Countdown“, eine Organisation ge- tragen von etwa 120 international renommierten Experten, analysiert jährlich die Auswirkungen des Klimawandels auf die menschliche Gesundheit so- wie mögliche Gegenmaßnahmen. Finanziert wird das Projekt durch den Wellcome Trust. Erstmals hat diese Organisation zusammen mit der Bundesärztekammer, der Charité – Universi- tätsmedizin Berlin, dem Helmholtz-Zentrum Mün- chen, dem Potsdamer Institut für Klimafolgenfor- schung und der Hertie School of Governance im November 2019 drei Kernbotschaften und Emp- fehlungen für Deutschland formuliert: https:// www.bundesaerztekammer.de/aerzte/medizin-ethik/ projektbezogene-themen/lancet-countdown-on-health- and-climate-change-policy-briefing-fuer-deutschland/ Hitzeaktionspläne umsetzen Als vordringliche Maßnahme zur Verringerung der Gesundheitsrisiken infolge zunehmender Hitze- wellen in Deutschland wird darin die Umsetzung von Hitzeaktionsplänen auf Bundes-, Länder- und kommunaler Ebene gefordert. Zusätzlich wird eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen im Ge- sundheitssektor empfohlen, da der Anteil des Ge- sundheitssektors am sogenannten gesamten CO 2 -Fuß- abdruck in Deutschland etwa fünf bis sieben Pro- zent beträgt. Außerdem müsse dafür gesorgt wer- den, dass die Bedrohung der Gesundheit durch den Klimawandel allgemein verstanden werde, damit entsprechend gehandelt werden könne. Die Experten empfehlen daher, dass das Thema „Klimawandel und Gesundheit“ in die Aus-, Weiter- und Fortbil- dung von Ärztinnen und Ärzten einfließen müsse. Die Kammerversammlung der Ärztekammer Nordrhein hat dies am 16. November 2019 in einem Beschluss aufgegriffen und zusätzlich gefordert, die Ärzteschaft stärker in die Beratung von Politik und Gesellschaft über das Handlungsfeld „Klima- wandel und Gesundheit“ einzubeziehen (siehe Entschließung S. 19) . Der Kammervorstand hat mit Blick auf die Bedeutung des Themas einen Ad-hoc- Ausschuss „Klimawandel und Gesundheit“ un- ter Vorsitz von Dr. Rudolf Lange eingesetzt. Der Ausschuss hat unter anderem die Aufgabe, die Po- sitionierung der Ärztekammer Nordrhein auf dem Deutschen Ärztetag vorzubereiten. Der Ärztetag wird sich voraussichtlich im Mai 2021 in Rostock mit dem Thema befassen. Ökologischen Fußabdruck minimieren Der Ausschuss „Klimawandel und Gesundheit“ der Ärztekammer Nordrhein hat sich deswegen zunächst auf die Kommunikation dieses wichtigen Themas in der nordrheinischen Ärzteschaft kon- zentriert: Den Beschluss der Kammerversamm- lung aufgreifend wurde am 27. Mai zusammen mit der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein eine Online-Fortbildung durchgeführt, an der rund 150 Ärztinnen und Ärzte teilnahmen. Dabei konnte für den Gesundheitssektor unter anderem heraus- gearbeitet werden, dass durch die Vermeidung nicht notwendiger diagnostischer und therapeutischer Maßnahmen Ressourcen geschont und Treibhaus- gasemissionen vermieden werden können. Praktische und schnell wirkende Maßnahmen zur Verkleinerung des ökologischen Fußabdrucks in einem Krankenhaus könnten darin bestehen, mehr Materialien zu recyceln oder Patienten und Mitarbeitern weniger Fleisch zu servieren. Dasselbe treffe zu, wenn der Weg zur Arbeit oder zum Haus- besuch mit dem Fahrrad zurückgelegt werde. Dass eine Reduktion des Verbrauchs fossiler Brenn- stoffe zu einer Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen führt, hat nicht zuletzt der durch die Corona-Pandemie erzwungene Lockdown im März und April 2020 gezeigt, als die Industriepro- duktion und der Verkehr drastisch zurückgefahren wurden: Damit kann Deutschland vermutlich sein Ziel erreichen, 2020 den Ausstoß von Treibhaus- gasen um 40 Prozent gegenüber 1990 zu verringern. Klimawandel und Gesundheit: Ärztinnen und Ärzte klären auf Die kritische menschenbedingte Verstärkung der aktuellen erdgeschichtlichen Wärmeperiode ist wissenschaftlich belegt und führt nach Angaben des Weltklimarates zu Belastungen für die Gesundheit des Menschen.
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