Jahresbericht Ärztekammer Nordrhein 2020

Ärztekammer Nordrhein Jahresbericht 2020 | 45 Allgemeine Fragen der Gesundheits-, Sozial- und Berufspolitik Aufgaben der ärztlichen Selbstverwaltung aus. Die ÄkNo ist in ihrer Funktion als Selbstverwaltung mit der Wahrnehmung öffentlicher Aufgaben eine Art „untergeordneter Gesetzgeber“, der für seine Mitglieder zum Beispiel Satzungen wie die Berufs- ordnung, die Weiterbildungsordnung oder auch die Fortbildungsordnung erlässt und deren Einhaltung kontrolliert. Dabei hat das Landesgesundheits- ministerium zwar ein normatives Kontroll-, aber kein inhaltliches Mitspracherecht, erläuterte der Kammerpräsident. Zu den weiteren Aufgaben der Kammer gehört die Erfüllung weisungsgebunde- ner staatlicher Aufgaben, die das Land Nordrhein- Westfalen an die Ärztekammern Nordrhein und Westfalen-Lippe delegiert. Die Kammer vertritt gegenüber Politik, Öffentlichkeit und Institutionen die Interessen der nordrheinischen Ärzteschaft. Sie sieht sich auch als Beratungspartner ihrer Mitglie- der sowie für die Patienten und die Öffentlichkeit, betonte Henke. Diese Aufgaben könnten nicht bewältigt werden, wenn sich nicht rund 2.000 Ärztinnen und Ärzte ehrenamtlich in Gremien und Kommissionen in die Ärztekammer zum Beispiel als Weiterbildungsprü- fer oder Prüfer in der Ausbildung zu Medizinischen Fachangestellten einbringen würden. Henke lud die Ärztinnen und Ärzte ein, sich ebenfalls in der Kam- mer in der einen oder anderen Form zu engagieren, denn „von diesem Engagement lebt die Ärztekam- mer Nordrhein“. Auch die 121 Delegierten der Kammerversamm- lung – des Parlaments der nordrheinischen Ärzte- schaft – sind ehrenamtlich tätig. Sie werden alle fünf Jahre gewählt. Die Kammerversammlung ist das höchste Beschlussorgan der Ärztekammer. Sie wählt den Präsidenten, den Vizepräsidenten und 16 Beisitzer im Kammervorstand, wobei der Präsident die Kammer gerichtlich und außergerichtlich ver- tritt, erläuterte Henke seine Position innerhalb des demokratischen Aufbaus der Körperschaft. Gesundheitssystem ist auf Einwanderung angewiesen Als Festrednerin spannte die SPD-Bundestagsab- geordnete und niedergelassene Kinder- und Jugend- ärztin in Attendorn, Nezahat Baradari, den Bogen über Migration, Medizin und Politik. Sie stellte fest, dass Deutschland nicht erst seit wenigen Jahren Einwanderung kenne. „Deutschland ist ein tradi- tionelles Einwanderungsland“, so Baradari. Auch das Gesundheitssystem sei mittlerweile auf Ein- wanderung angewiesen, so die Kinderärztin, die stellvertretendes Mitglied des Bundestagsausschus- ses für Gesundheit ist. Derzeit liege der Anteil von Ärztinnen und Ärzten mit Migrationshintergrund in Deutschland bei etwa 12,4 Prozent. In manchen Teilen von Westfalen-Lippe seien vergangenes Jahr 80 Prozent der neu eingestellten Assistenzärzte aus- ländischer Herkunft gewesen, so Baradari. Beson- ders Kliniken in kleineren Städten sowie in länd- lichen Regionen seien auf Ärzte mit ausländischen Wurzeln angewiesen. Diese Tatsache werfe in der Ärzteschaft ebenso wie in der ganzen Gesellschaft die Frage auf, wie diese Menschen aus den unterschiedlichsten Kul- turkreisen erfolgreich integriert werden können. Baradari empfahl als ein wichtiges Instrument der Integration, sich ehrenamtlich in der Selbst- verwaltung zu engagieren und hier die Angebo- te der Ärztekammer Nordrhein zu nutzen. „Als Kinderärztin freut es mich ganz besonders, dass beim Projekt Gesund macht Schule der Ärztekam- mer Nordrhein und der AOK Rheinland/Hamburg 160 Patenärzte mitarbeiten.“ Aber auch die Arbeit in einer medizinischen Hilfsorganisation sei ein guter Weg der Integration, so Baradari und richtete an die neuen Kammer- mitglieder den Appell: „Ich wünsche mir, dass Sie sich immer zum Wohle Ihrer Patienten einsetzen und daneben Zeit finden, um sich ehrenamtlich zu engagieren und dieser Gesellschaft zu dienen. Ich würde mich auch freuen, den einen oder anderen im Deutschen Bundestag begrüßen zu dürfen.“ Aus ihrer Sicht sind Mediziner im Bundestag mit 25 Abgeordneten, die einen medizinischen Bildungs- hintergrund haben, unterrepräsentiert. „Mediziner brauchen in der Gesetzgebung mehr Mitsprach- recht“, forderte Baradari. Die niedergelassene Kinder- und Jugendärztin und Mitglied des Deutschen Bundestages Nazahat Baradari referierte über „Migration, Medizin und Politik“ auf dem Begrüßungstag der Ärztekammer Nordrhein für neue Kammer- mitglieder.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=