Jahresbericht Ärztekammer Nordrhein 2020
Ärztekammer Nordrhein Jahresbericht 2020 | 49 Allgemeine Fragen der Gesundheits-, Sozial- und Berufspolitik Diskussion um den „Masterplan Medizinstudium 2020“ Eine rege Diskussion um den „Masterplan Medi- zinstudium 2020“ führte der Vorsitzende der Kreis- stelle Mülheim und Hausarzt Uwe Brock mit Vertre- tern aus Lehre, Praxis und der Bundesvereinigung der Medizinstudierenden auf dem 11. „Forum Ge- sundheit Mülheim“ im Februar 2020. Der Master- plan führt eine stärkere Praxisorientierung von Studium und Prüfungen und eine differenziertere Auswahl der Bewerber ein. Erklärtes Ziel ist auch die Stärkung der Allgemeinmedizin. Eine „Land- arztquote“ soll für mehr hausärztlichen Nachwuchs sorgen und wurde in NRW bereits eingeführt. Im Dezember 2019 hat das Bundesministerium für Gesundheit auch den Arbeitsentwurf für eine neue Approbationsordnung für Ärzte vorgelegt, in der die Verknüpfung von Theorie und Praxis einen größeren Stellenwert erhalten soll. Damit reagiert die Politik auf die wachsenden Herausforderun- gen im Gesundheitswesen wie Landarztmangel und eine alternde Gesellschaft. Ob es den Fakul- täten und den Bundesländern gelingen wird, diese Punkte sinnvoll umzusetzen, und was die Reform für die Studierenden bedeutet – diesen und weite- ren Fragen stellten sich Professorin Dr. Jana Jün- ger, MME, Direktorin des Instituts für medizini- sche und pharmazeutische Prüfungsfragen (IMPP) in Mainz, Univ.-Professor Dr. Joachim Fandrey, Studiendekan der Uni Duisburg-Essen, und Martin Jonathan Gavrysh vom Vorstand der Bundesvertre- tung der Medizinstudierenden in Deutschland in der vom Geschäftsführenden Arzt der Ärztekammer Nordrhein, Ulrich Langenberg, moderierten Podi- umsdiskussion. Die Veranstaltungen zu Seltenen Erkrankungen und zum Masterplan Medizinstudium waren die letzten Präsenzfortbildungen vor dem Shutdown durch die Coronakrise. Um den Mitgliedern wei- terhin die Möglichkeit von Fortbildungen einzu- räumen, wird sich die Aktivität der Kreisstellen im Herbst und Winter 2020/2021 auf Online-Fortbil- dungen konzentrieren. Koordination Kreisstellen Dr. phil. Ulrike Schaeben Tel.: 0211 4302-2145, E-Mail: ulrike.schaeben@aekno.de Tanja Stöver, B. A. Tel.: 0211 4302-2140, E-Mail: tanja.stoever@aekno.de Jüdische Ärztinnen und Ärzte in Bonn Die Erinnerung an verfolgte jüdische Ärztinnen und Ärzte wachzuhalten ist das Ziel der Ausstellung „Fegt alle hinweg…“. Anhand ausgewählter Biografien wird deren systematische Entrechtung im Nationalsozialis- mus dargestellt. Vom 13. November bis 8. Dezember 2019 war die Aus- stellung auf Initiative des Bonner Ärzte-Vereins e.V. und der Kreisstelle Bonn der Ärztekammer Nordrhein im StadtMuseum Bonn zu Gast und wurde am 10. November unter Schirmherrschaft des Bonner Oberbürger- meisters Ashok-Alexander Sridharan und in Anwesenheit der Kuratoren, Dr. Hansjörg und Ursula Ebell, vor 50 geladenen Ehrengästen feierlich eröffnet. Ergänzend waren Dokumente über fünf jüdische Ärzte und eine jüdische Ärztin aus Bonn zu sehen, deren berufliche Existenz ebenfalls durch das nationalsozialistische Regime zerstört wurde. Flankiert wurde die Ausstellung von einem Begleitprogramm, das nicht nur an die Bonner Ärzteschaft, sondern auch an die Öffentlichkeit gerichtet und sehr gut besucht war. Der Vortrag von Astrid Mehmel, Leiterin des NS-Dokumentationszentrums und Gedenkstätte Bonn e.V., schilderte das von der systematischen Verdrängungs- und Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten geprägte jüdische Leben in Bonn in den Jahren 1933 bis 1944. Der Vortrag des Medizinhistorikers PD Dr. Ralf Forsbach beleuchtete die Rolle der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn und ihrer Mitglieder in der NS-Zeit. Den Abschluss des Begleitpro- gramms bildete ein Kulturabend in der Synagoge Bonn unter der Leitung der Vorsitzenden Dr. Margret Traub. Die Veranstaltung stand im Zeichen eines regen Austausches und vermittelte nicht nur einen lebendigen Eindruck von jüdischem Leben in Bonn heute, sondern bekräftigte auch die Solidarität der Bonner Besucher mit der jüdischen Gemeinde, die ein unverzichtbarer Teil der Bonner Stadtgesellschaft ist. Die Bonner Initiative bildete den Auftakt zu einem Gesamtprojekt der Ärztekammer, die Ausstellung „Fegt alle hinweg…“ durch Porträts jüdischer Ärztin- nen und Ärzte aus Nordrhein zu erweitern, die im Nationalsozialismus verfolgt wurden.
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