Rheinisches Ärzteblatt 1/2024

Rheinisches Ärzteblatt / Heft 1 / 2024 27 Praxis Ausbildungszusage durch die Praxis oder Klinikambulanz an den berufspsychologischen Service (Reha-Abteilung) der Arbeitsagentur. Nach positivem Bescheid kann der Ausbildungsvertrag zwischen Bewerber und Arbeitgeber geschlossen und bei der Ärztekammer Nordrhein ins Verzeichnis der Berufsausbildungsverhältnisse eingetragen werden. In der Regel wird die Ausbildung zum Fachpraktiker von einem Träger zum Beispiel im Rahmen der „begleiteten betrieblichen Ausbildung“ oder dem Landschaftsverband Rheinland begleitet, der über die für die Ausbildung von Fachpraktikern notwendige Rehabilitationspädagogische Zusatzqualifikation (ReZA) verfügt. Während der gesamten betrieblichen Ausbildung würden die angehenden Fachpraktiker, aber auch die Ausbildungsstätten unterstützt. Lehrkräfte und Sozialpädagogen förderten kenhäuser. Sie kommen insbesondere in der Patientenbetreuung, Assistenz, Materialwirtschaft und internen Diensten (zum Beispiel Post, Bürotechnik, Ablage) zum Einsatz. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zum Praxisablauf und unterstützen Medizinische Fachangestellte zum Beispiel bei leichteren Routinearbeiten. So könnten Fachpraktikerinnen den MFA beispielsweise beim Verbandswechsel assistieren, die Behandlungsräume vorbereiten, dabei helfen, ärztliche Anweisungen zu unterstützen und zum Beispiel auch bei der Organisation der Patientenschulung mitwirken, erläutert Lichtinghagen. Eine Mit Beginn des Ausbildungsjahres im Sommer 2024 bietet die Ärztekammer Nordrhein die Ausbildung zum Fachpraktiker im Gesundheitswesen an. Sie richtet sich in erster Linie an junge Frauen und Männer, die einer gängigen Berufsausbildung aufgrund einer Lernbeeinträchtigung nicht gewachsen sind. von Marc Strohm Dr. Stefan Lichtinghagen, niedergelassener Internist und Hausarzt aus Marienheide, ist vom neuen Berufsbild des Fachpraktikers im Gesundheitswesen überzeugt. Immer wieder habe er von ärztlichen Kolleginnen und Kollegen gehört, dass sie Auszubildende zur Medizinischen Fachangestellten (MFA) in ihrer Praxis beschäftigten, die zwar praktisch veranlagt seien und Patienten empathisch und zugewandt begegneten, ihre Ausbildung jedoch nicht erfolgreich abschließen könnten, weil sie an der theoretischen Prüfung scheiterten. „Für junge Menschen mit Lernschwierigkeiten ist die Ausbildung zum Fachpraktiker im Gesundheitswesen daher eine gute Möglichkeit, um einen Berufsabschluss in der Gesundheitsversorgung zu erlangen und den Praxen langfristig als motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhalten zu bleiben,“ sagt Lichtinghagen im Gespräch mit dem Rheinischen Ärzteblatt. Der Internist und Ausbildungsbeauftragte für MFA in der oberbergischen Kreisstelle hat in einer vom Berufsbildungsausschuss eingerichteten Arbeitsgruppe der Ärztekammer Nordrhein gemeinsam mit Vertretern der Arbeitnehmer, der Arbeitgeber sowie der Lehrkräfte an den Berufskollegs das Curriculum für den neuen Ausbildungsberuf miterarbeitet. Zwar orientiere sich die Ausbildung inhaltlich weiterhin am „Referenzberuf MFA“. Die praktischen Prüfungsanforderungen würden aber im Vergleich zu den theoretischen Aspekten sehr viel stärker gewichtet. Betrieblich ausgebildet werden die Fachpraktikerinnen und Fachpraktiker künftig in den Praxen der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte sowie den Ambulanzen der KranAusbildungschance für Menschen mit Lernbeeinträchtigung Unterstützung für das Praxisteam: Fachpraktikerin im Gesundheitswesen. Foto: AleksandarGeorgiev/istockphoto.com Fragen zur Ausbildung beantwortet das Ausbildungswesen MFA der Ärztekammer Nordrhein: Cornelia Grün, Tel.: 0211 4302-2401 Lisa Kempken, Tel.: 0211 4302-2402 Jennifer Verwey, Tel.: 0211 4302-2407 E-Mail: mfa@aekno.de Konkurrenz für die MFA seien die Fachpraktikerinnen nicht, betont der Internist, denn deren Aufgaben seien klar definiert. Seiner Ansicht nach sind die Fachpraktiker eine gute Ergänzung für das Praxisteam. Ärztinnen und Ärzten biete sich darüber hinaus die Möglichkeit, Fachkräfte zu gewinnen und langfristig an sich zu binden, deren Stärken eher im praktischen Bereich lägen. Der Weg zum Fachpraktiker Um die dreijährige Ausbildung zum Fachpraktiker im Gesundheitswesen beginnen zu können, muss die zuständige Arbeitsagentur eine Ausbildungseignung feststellen, erklärt Cornelia Grün, Referentin in der Abteilung Ausbildungswesen MFA bei der Ärztekammer Nordrhein. Bewerberinnen und Bewerber wenden sich deshalb nach die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ebenfalls während der Ausbildung, erläutert Grün. In Abstimmung mit dem Ausbildungsbetrieb sowie den Auszubildenden würden individuelle Förderpläne entwickelt. In der Regel zahle die Arbeitsagentur einen Ausbildungszuschuss, der bis zu 100 Prozent betragen könne. Die Abschlussprüfung der Fachpraktiker finde vor der Ärztekammer Nordrhein statt. Kaufmännische Berufe und das Handwerk hätten ähnliche theoriereduzierte Ausbildungsgänge bereits erfolgreich etabliert, erklärt Internist Lichtinghagen. Sie ermöglichten jungen Menschen mit Lerneinschränkungen einen qualifizierten Berufsabschluss – nun auch im Gesundheitswesen. Für Lichtinghagen steht fest: Auch er würde einen Fachpraktiker im Gesundheitswesen einstellen.

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