Rheinisches Ärzteblatt 1/2024

Mein Beruf Rheinisches Ärzteblatt / Heft 1 /2024 51 Foto: privat Alexander Hahn studierte Humanmedizin in Köln und erhielt 2019 seine Approbation. Vor seiner aktuellen Facharztweiterbildung, absolvierte er eine Ausbildung zum Rettungsassistenten. Zum Gesundheitsamt Köln kam der 38-jährige während der Coronapandemie. Alexander Hahn, angehender Facharzt für Hygiene- und Umweltmedizin „Vom Masernausbruch in der Kita bis zum Hygienemangel in der Arztpraxis“ Job, Beruf, Berufung? – An dieser Stelle berichten junge Ärztinnen und Ärzte über ihren Weg in den Beruf, darüber, was sie antreibt und warum sie – trotz mancher Widrigkeiten – gerne Ärztinnen und Ärzte sind. Herr Hahn, welcher Weg hat Sie ins Gesundheitsamt Köln geführt? Hahn: Vor dem Medizinstudium habe ich zunächst eine Ausbildung zum Rettungsassistenten absolviert. Danach bin ich für die Weiterbildung in der Inneren Medizin in die Klinik. Allerdings waren die Arbeitsbedingungen dort so unbefriedigend und belastend, dass ich mich umorientiert habe. Das war zu Beginn der Coronapandemie. Damals ging es in den meisten Gesundheitsämtern drunter und drüber und jede Hilfe wurde gebraucht. Ich bewarb mich und wurde quasi direkt ins kalte Wasser geworfen. Ich wurde in dem Sachgebiet Infektionshygiene eingesetzt und war für die Meldung von Coronafällen an das Landeszentrum für Gesundheit in Bochum (LZG) zuständig und diese Daten wurden weiter an das RKI übermittelt. Was macht die Arbeit dort so vielseitig? Hahn: Es ist meiner Meinung nach eine gute Balance aus Praxis und Theorie, aus individueller und Bevölkerungsmedizin. Im Bereich Infektions- und Umwelthygiene gehen wir beispielsweise meldepflichtigen Infektionserkrankungen nach. Das reicht vom Masernausbruch in der Kita bis zu Salmonellenvergiftungen im Altenheim. Wir entscheiden beispielsweise, wo sofortiger Handlungsbedarf besteht, wo Kontaktpersonen nachverfolgt werden oder Einrichtungen – wie bei Corona – geschlossen werden müssen. Dazu kommen die Begehungen von Arztpraxen und Kliniken. Dann besteht meine Aufgabe darin zu prüfen, ob Hygienestandards eingehalten werden. Das kann wirklich spannend werden, und es hat Einzelfälle gegeben, in denen wir Praxen aufgrund von Hygienemängeln schließen mussten, zum Beispiel wegen mangelnder Desinfektionsmaßnahmen oder falscher Lagerung von Medikamenten. Häufig werden vermutete Hygienemängel von Patientinnen und Patienten gemeldet, nicht immer zurecht. Meist verlaufen die Begehungen sehr harmonisch, aber es gibt immer mal wieder unangenehme Zwischenfälle, wenn Praxis- oder Klinikbetreiber nicht kooperativ und überhaupt nicht froh sind, uns zu sehen. Die Praxen dürfen dann erst wieder den Betrieb aufnehmen, wenn alle Mängel beseitigt sind. Fehlt Ihnen der direkte Kontakt zu den Patienten? Hahn: Daran musste ich mich anfangs schon gewöhnen, zumal ich ja in Pandemie-Zeiten im Gesundheitsamt angefangen habe und damals noch viel Kontakt zu Patientinnen und Patienten hatte. Ich bin trotzdem sehr froh, dass ich den Schritt heraus aus dem Krankenhaus getan habe. Ich arbeite gerne hier. Sehr abwechslungsreich sind die Außentermine. Dazu kommt, dass wir ein wertschätzendes Arbeitsklima und ein sehr kollegiales Verhältnis untereinander haben. Das sind entscheidende Faktoren, die ich in der Klinik vermisst habe. Auch die Arbeitszeiten unterscheiden sich deutlich von denen im Krankenhaus, was besonders für junge Mütter und Väter von Vorteil ist. Sie können die Arbeit im Gesundheitsamt also weiterempfehlen? Hahn: Ja, definitiv. Aber es ist auch ganz klar, dass die Kenntnisse und Fähigkeiten, die man im Krankenhaus erwirbt, unverzichtbar sind. Ich profitiere auch immer noch von den Erfahrungen, die ich als Rettungsassistent gemacht habe. Was gefällt Ihnen denn nicht im Gesundheitsamt? Hahn: Ich bin tatsächlich sehr zufrieden, aber wenn ich mir eine Sache aussuchen müsste, wären das die Datenanalysen aus den Krankenhäusern. Wir bekommen Daten zur Verbreitung von Erregern, über den Verbrauch von Antibiotika und mögliche Hygienemängel in der Umgebung (Spülmaschine, Lüftung, Trinkwasser) aus den Kliniken und müssen diese analysieren und gegebenenfalls Maßnahmen ableiten. Die sind oft sehr langwierig und trocken (lacht). Das Interview führte Vassiliki Temme D ie Arbeitszeiten unterscheiden sich deutlich von denen im Krankenhaus, was besonders für junge Mütter und Väter von Vorteil ist.

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