Gesundheits- und Sozialpolitik Rheinisches Ärzteblatt / Heft 6 / 2024 23 Gemeinsam gegen den Ressourcenmangel Knapper werdende Ressourcen setzen die medizinische Versorgung zusehends unter Druck. Wie eine gute Patientenversorgung künftig dennoch gelingen kann – das war ein zentrales Thema des 18. Gesundheitskongresses des Westens, der am 17. und 18. April in Köln stattgefunden hat. Gemäß diesjährigem Motto – „Bereit zur Veränderung – nutzen wir die Chance!“ – diskutierten Expertinnen und Experten aus Gesundheitswesen und -wirtschaft über Strategien und Konzepte für eine zukunftsfeste Versorgung. von Thomas Petersdorff Fachkräftemangel, demografischer Wandel und abnehmende Arzt- zeit – die medizinische Versorgung in Deutschland sieht herausfordernden Zeiten entgegen. Es brauche ein Umdenken, forderte Dr. Frank Bergmann, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO), zum Auftakt des diesjährigen Gesundheitskongresses des Westens. „Je weniger Ressourcen uns zur Verfügung stehen, desto umsichtiger und effizienter müssen wir mit ihnen haushalten. Die enge Zusammenarbeit mit anderen Heilberufen ist ein wichtiger Hebel, wenn wir die Praxen entlasten und den wachsenden Anforderungen an die Versorgung gerecht werden wollen. Um hier alle Möglichkeiten voll auszuschöpfen – nicht zuletzt bei der Digitalisierung – brauchen wir bessere Rahmenbedingungen“, skizzierte der KVNO-Chef die aktuelle Gemengelage in der ambulanten Versorgung. Sinnvoller Einsatz von Ressourcen Welche Potenziale durch mehr und effizientere Zusammenarbeit abgerufen werden können, zeigt sich für Bergmann vor allem im ärztlichen Bereitschaftsdienst. „Die Steuerung der Versorgungspfade – insbesondere für die ambulante Akut- und Notfallversorgung – sollte über die Leitstelle der Patienten-Hotline 116 117 gestaltet werden. Nur durch einen zentralen Kontaktpunkt kann eine systemschonende, kosteneffiziente und dem Patientenbedarf gerechte Zuweisung Es geht nur zusammen: Für KVNO-Chef Dr. Frank Bergmann ist die intersektorale Kooperation unter Einbindung sinnvoller Digitalisierung der Schlüssel für die Patientenversorgung von morgen. Foto: Amelung/KVNO erfolgen“, so Bergmann im Panel zur digitalen Ausgestaltung der Kooperation zwischen Rettungsleitstellen und ärztlichem Bereitschaftsdienst. Der direkte Weg in den passenden Versorgungspfad verbessere nicht nur die Patientensicherheit, sondern könne auch Informationsabbrüche, Wartezeiten und weitere Reibungsverluste vermeiden. In Nordrhein habe man sich bereits auf den Weg gemacht: Neben dem Pilotprojekt mit dem Rettungsdienst der Stadt Köln, bei dem eine „warme Übergabe“ zwischen 116 117 und 112 bereits seit 2020 erfolgreich erprobt wird, arbeite man derzeit an einer virtuellen Verknüpfung der Leitstellen in Aachen und Bonn. „Mit diesem Schritt stärken wir die Steuerungsfunktion der 116 117 in weiteren Großstädten unseres Landesteils“, so Bergmann nachdrücklich. „Im Sinne einer gezielten Steuerung wird nach einer strukturierten Ersteinschätzung das passende Behandlungsangebot ermittelt. Die jetzigen Systembrüche, die unter anderem auch wegen nicht erfolgenden Datenaustauschs sehr zeitintensiv sind und zulasten des Erkrankten gehen, sollen damit der Vergangenheit angehören. KV und Kommune rücken noch enger zusammen – alles für eine bessere und auch ressourcenschonende Versorgung.“ Ärzte- und Apothekerschaft arbeiten traditionell gut zusammen, wie der KVNOVorstandsvorsitzende im nachfolgenden Panel „Vom Impfen bis zum Dispensierrecht“ hervorhob. Komplexe medizinische Beratung, wie zum Beispiel bei Menschen mit onkologischen Erkrankungen, gehöre hingegen in die fachkundige Hand einer Ärztin oder eines Arztes. „Für die Patientensicherheit arbeiten Ärzte- und Apothekerschaft eingespielt Hand in Hand – daran hat sich bis heute nichts geändert“, konstatierte Bergmann. Vernünftige Rahmenbedingungen schaffen Der Gesetzgeber sollte sich darauf fokussieren, für Praxen und Apotheker vernünftige Rahmenbedingungen für ihre Berufsausübung zu schaffen. Versäumnisse der Politik – besonders eklatant zuletzt bei Lieferengpässen wichtiger Arzneimittel – sollten nicht in den Apotheken und den Praxen gelöst werden müssen. „Hier ist der Gesetzgeber gefragt, Abhilfe zu schaffen – auch bei der Digitalisierung, etwa beim ERezept und künftig bei der ePA, braucht es funktionierende Technik, damit Ärzte und Apotheker bei ihren Kernaufgaben unterstützt werden“, appellierte der KVNO-Chef in Richtung Bundespolitik. Thomas Petersdorff ist Pressereferent bei der KV Nordrhein.
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