24 Rheinisches Ärzteblatt / Heft 7 / 2023 Spezial dürfe nicht vom Engagement einzelner Lehrkräfte abhängen, mahnte Reinhardt in Essen. Sie müsse finanziell und konzeptionell gesichert sein. „Wir brauchen mehr Mittel für Schulen und Kitas“, forderte der BÄKPräsident. Den Stellenwert der Gesundheitsförderung in der Schule betonte auf dem Ärztetag auch die nordrheinwestfälische Schulministerin Dorothee Feller. Die Schulen hätten einen erheblichen Einfluss auf die Gesundheit von jungen Menschen. Bildung beeinflusse die Gesundheitskompetenz und umgekehrt. Aus diesem Grund habe das Land gemeinsam mit den Krankenkassen das Landesprogramm „Bildung und Gesundheit“, das unter anderem die Gesundheitskompetenz von Schülerinnen und Schülern fördern soll, bis 2027 verlängert. Schule erreicht alle Kinder Auch Professor Dr. phil. Orkan Okan, Professur für Health Literacy an der Technischen Universität München, verwies in Essen auf die Schule als wichtigen Ort für Prävention. „In der Schule erreichen wir alle Kinder ungeachtet ihrer sozialen Herkunft“, sagte Okan. Das Setting sei gut geeignet, um die Gesundheitskompetenz der Schülerinnen und Schüler zu stärken. Notwendig sei allerdings eine entsprechende Strategie. Eine pragmatische Empfehlung zur Förderung der Gesundheitsbildung gab der 127. Deutsche Ärztetag. Er appellierte an sämtliche Landesärztekammern, sich dem Programm Gesund macht Schule anzuschließen oder entsprechende eigene Projekte mit gesetzlichen Krankenkassen zu initiieren. An der Edith-Stein-Grundschule in Krefeld ist Dr. Marion Mittag derweil von der Waschbären- in die Fuchsklasse 3 a gewechselt. Dort hat ein Kind Seife aus dem Stoffbeutel gezogen. Die Patenärztin erklärt, wie man sich damit richtig die Hände wäscht. Aus Coronazeiten weiß die Klasse, dass man sich bei der Dauer am Lied „Happy Birthday“ orientieren kann. Die Kinder singen es auf Türkisch. ist der WHO zufolge, dass Gesundheitsthemen in Deutschland zu selten und nicht regelmäßig im Schulalltag behandelt werden. Ärzte fordern verbindliche Vorgaben Für den 127. Deutschen Ärztetag, der Mitte Mai in Essen tagte, war dieser Befund Grund genug, dem Thema Gesundheitsbildung einen eigenen Tagesordnungspunkt zu widmen und nachhaltige Maßnahmen zur Verbesserung der Gesundheitsbildung junger Menschen zu fordern. „Kitas und Schulen spielen eine entscheidende Rolle dabei, Kindern und Jugendlichen Wissen und Kompetenzen für eine gesunde Lebensführung zu vermitteln“, sagte der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Dr. Klaus Reinhardt. Das Bildungssystem könne sicher nicht alle Fehlentwicklungen stoppen. Dennoch wäre es zukunftsweisend, wenn bundesweit an allen Schulen Gesundheitsthemen fächerübergreifend vermittelt würden. Konkret forderte der Ärztetag die Kultusministerkonferenz auf, eine länderübergreifend abgestimmte Strategie zu entwickeln, mit der die Förderung der Gesundheitskompetenz von Erziehungs- und Bildungseinrichtungen nachhaltig verankert werden könne. Neben Fortbildungen für das Schulpersonal seien Mustercurricula und fächerübergreifende Lehr- und Unterrichtsmaterialien notwendig. Entwickelt werden müssten Lerninhalte zu Themen wie Ernährung, Bewegung, Sexualität, psychische Gesundheit, Verhalten im Notfall, Hitzeschutz, Klimawandel und Gesundheit sowie zur angemessenen Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen. Diese Lerninhalte müssten verbindlich in den (Rahmen-)Lehrplänen verankert werden, forderte der Ärztetag. Außerdem sei die Expertise der Ärzteschaft bei deren Erarbeitung einzubinden. Die Bundesregierung forderte der Ärztetag auf, ihren im Koalitionsvertrag verankerten Nationalen Präventionsplan mit konkreten Maßnahmenpaketen zügig umzusetzen. Die Etablierung „Gesunder Schulen“ und die fächerübergreifende Verankerung von Gesundheitsthemen REPUBLIK MOLDAU: Raisa Pavlova flieht vor den Kämpfen in der Ukraine, unsere Mitarbeiterin Svetlana Bujac bietet ihr Hilfe an. © Peter Bräunig KRIEGEN SETZEN WIR HOFFNUNG ENTGEGEN Mit Ihrer Spende rettet ÄRZTE OHNE GRENZEN Leben: Mit 52 Euro können wir zum Beispiel 40 Menschen auf der Flucht drei Monate lang mit den wichtigsten Medikamenten versorgen. Private Spender*innen ermöglichen unsere weltweite Hilfe – jede Spende macht uns stark Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft IBAN: DE72 3702 0500 0009 7097 00 BIC: BFSWDE33XXX www.aerzte-ohne-grenzen.de/spenden
RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=