Rheinisches Ärzteblatt 7/2024

Rheinisches Ärzteblatt / Heft 7 / 2024 15 Thema – 128. Deutscher Ärztetag „Es ist gut, dass der DÄT bekräftigt hat, dass die Suizidprävention gesetzlich verankert und ausreichend finanziert werden muss.“ Christa Bartels (Zülpich) Foto: Volker Göbel Der 128. Deutsche Ärztetag (DÄT) in Mainz stand im Zeichen der anstehenden Reformen im Gesundheitswesen, dem demorafischen Wandel und dem Fachkräftemangel. In einem eigenen Tagesordnungspunkt befassten sich die Delegierten der 17 Landesärztekammern damit, wie künftig die Patientenversorgung besser koordiniert und gesteuert werden kann. Über 200 Anträge standen während der vier Tage zur Beratung an und einstimmig wurde eine Resolution für Demokratie, Pluralismus und Menschenrechte verabschiedet. Wie die nordrheinischen Delegierten den Ärztetag im fußgänger- und fahrradfreundlichen Mainz ganz persönlich erlebt haben und welche Anträge und Debatten ihnen am wichtigsten waren, schilderten sie dem Rheinischen Ärzteblatt. Die „Resolution für Demokratie, Pluralismus und Menschenrechte“ als klare, moralische Stellungnahme der Ärzteschaft freut mich sehr. Beim „Dialogforum mit jungen Ärztinnen und Ärzten“ wünschte sich die junge Kollegenschaft neben verbesserten Arbeitsbedingungen und Wissensvermittlung auch Weiterbilder, die Vorbild für ärztliche Haltung sind. In einem Grußwort wies Dr. Jesse Ehrenfeld, Präsident der American Medical Association (AMA), auf die deutlich erhöhte Burn-out-Rate der Ärzte – nicht nur in den Ärztetag in Mainz setzt Zeichen für Demokratie und Pluralismus USA – und deren Ursachen hin – hier erwächst uns eine große politische Aufgabe! In meinen Augen wurden folgende wichtige Anträge vom DÄT in Mainz verabschiedet: „Suizidprävention gesetzlich verankern und ausreichend finanzieren“ (Ic-13), „Facharztpraxen in ambulanter Medizin unverzichtbar“ (Ic-72), „Opt-Out bei ePA nicht durch Abrechnungsregularien konterkarieren“ (Ic-94), „Fortfall der Notdienstpflicht nach Eintritt in das Rentenalter“ (Ic-80). Mehrere Wermutstropfen: wichtige Anträge zur ärztlichen Psychotherapie wurden – mal wieder – aus Zeitmangel im Konvolut an den Vorstand überwiesen. Besonders gefreut hat mich die Ehrung von Astrid Bühren mit der Paracelsus-Medaille. Neben dem Einsatz für Ärztinnen und Gendermedizin ist sie seit vielen Jahren meine Mitkämpferin für die Stärkung der Psychosomatik in allen Fachgebieten. Eine Unterschriftensammlung von Ärztinnen und Ärzten mit der Forderung zur Stärkung der ärztlichen Psychotherapie haben mehrere Kolleginnen mit mir zusammen offiziell an den BÄK-Präsidenten Dr. Klaus Reinhardt übergeben. Mit dem 128. Deutschen Ärztetag verbinde ich eine sehr gelungene Eröffnungsrede des Präsidenten der Bundesärztekammer. Kollege Dr. Klaus Reinhardt hat in Mainz deutlich gemacht, dass die deutsche Ärzteschaft zum Dialog und zur Zusammenarbeit mit allen demokratischen Parteien bereit ist, aber anders herum von der Politik auch eine tatsächliche Einbindung in die notwendigen Gesundheitsreformen erwartet. Zurecht äußerte er darüber hinaus die Sorge, dass die Polarisierung in der politischen Auseinandersetzung, Hass und Hetze, Diskriminierung und Ausgrenzung an den Rändern unserer Gesellschaft zunehmen. Es war ein wichtiges Zeichen, dass wir vor Eintritt in die Tagesordnung einstimmig eine Resolution für Demokratie, Pluralismus und Menschenrechte verabschiedet haben. Beeindruckt hat mich auch das sehr persönlich gehaltene Grußwort des Präsidenten der AMA, Dr. Jesse Ehrenfeld, der sich für das klare Bekenntnis der deutschen Ärzteschaft zu Pluralismus und Demokratie bedankte und gleichzeitig darauf hinwies, dass derzeit Ärztinnen und Ärzte weltweit unter Druck stehen. So seien in den USA in der Zeit der Pandemie Burn-out-Symptome bei zwei Dritteln der US-Ärzte festgestellt worden, jeder Fünfte habe mit dem Gedanken gespielt, den Beruf binnen zwei Jahren aufzugeben. Auf Überforderungssituationen schon in der Weiterbildung hatten uns auch die jungen Kolleginnen und Kollegen beim Dialogforum Junge Ärztinnen und Ärzte hingewiesen. Das müssen wir in den Kammern ernst nehmen und Lösungen finden. Mit Sorge beobachte ich auch, dass bei der anstehenden Krankenhausreform Ziele nicht klar definiert sind und ein Gesetz ins Kabinett eingebracht werden soll, obwohl eine Analyse über die konkreten Auswirkungen aussteht. Auf dem Deutschen Ärztetag haben wir daher in zahlreichen Anträgen Nachbesserungen zum Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz gefordert. Auf dem Ärztetag ist deutlich geworden, dass Minister Lauterbach seine antifreiberufliche und auch erratische Agenda weiterverfolgt. Der Ärztetag hat dem durch mehrere Beschlüsse, die die haus- und fachärztlichen Praxen stärken, eine starke Antwort erteilt. Wichtig war auch der deutliche Beschluss zur Begrenzung kommer- „Im Gedächtnis bleibt das starke Zeichen für Demokratie und Pluralismus.“ Dr. Lydia Berendes (Krefeld) Foto: Michael Helmkamp

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