Rheinisches Ärzteblatt 7/2024

Gesundheits- und Sozialpolitik Rheinisches Ärzteblatt / Heft 7 / 2024 23 ser – vor allem in der Peripherie – wird die hausärztliche Versorgung sicher nicht durch Institutsambulanzen aufrecht zu erhalten sein“, so der KVNO-Vorsitzende. Vielmehr sei umgekehrt damit zu rechnen, dass Niedergelassene den Verlust einer Klinik kompensieren müssten – so, wie zuletzt etwa im Fall Ratingen, wo am insolventen Krankenhaus sowohl eine allgemeine als auch eine pädiatrische Notfallpraxis von der KVNO betrieben wird. Bergmann: „Die Schließung eines Krankenhauses schlägt unmittelbar auf die örtlichen Haus- und Facharztpraxen durch. Daher verlangen wir für eine zukunftssichere Notdienstorganisation Transparenz und frühzeitige Einbindung bei der Entscheidung über die Zukunft jener Klinikstandorte, an denen wir Notdienstpraxen betreiben oder betreiben können.“ Ein entsprechender Antrag des Vorstands für mehr Transparenz wurde mit breiter Mehrheit von der VV angenommen. Darin fordern KVNO-Vorstand und Delegierte für den Fall von Klinikschließungen spezielle Kostenregelungen mit dem Land, wenn Umzüge oder Verlegungen von Notdienstpraxen notwendig werden. Projekte zur digitalen Versorgungssteuerung KVNO-Vize Dr. Carsten König informierte die VV unter anderem über verschiedene aktuelle – größtenteils digitalvierter Kooperation der Gesundheits- berufe den Schlüssel für eine zukunftsfeste Versorgung. Dies vor allem über die Lotsenfunktion der Hausärzte im Verbund mit grundversorgenden Fachärzten und Psychotherapeuten. Bergmann kündigte ein Modellprojekt der KVNO zum Einsatz von Physician Assistants an, mit dem erprobt werden soll, wie die Delegation bestimmter ärztlicher Leistungen nordrheinische Praxen entlasten kann. „Langfristig sollen unsere Mitglieder dann im Sinne von ‚Teampraxen‘ mit den verschiedenen Professionen im Gesundheitswesen zusammenarbeiten – und dies weitgehend digital in unbürokratischen sowie rechtssicheren Strukturen.“ Klinikreform nicht zulasten der Praxen Weiteres Thema der VV waren die Pläne des BMG zum Umbau der Krankenhauslandschaft. Insbesondere die vor- gesehenen allgemeinmedizinischen Institutsambulanzen seien zur Sicher- stellung einer flächendeckenden hausärztlichen Versorgung in keiner Weise geeignet, urteilte der KVNO-Vorstand. Im Unterschied zur Praxisstruktur der Haus- und Fachärzte seien Kliniken oftmals nur dezentral und nicht flächendeckend für eine Primärversorgung erreichbar. „Auch mit Blick auf die derzeitige Reform der Krankenhausstrukturen in NRW und dem damit verbundenen Wegfall einiger HäuFortbildungsprogramm für das Jahr 2024 – Jetzt online anmelden! Ab sofort finden Sie alle Termine für Ihre Fortbildung auf www.kvno.de/termine basierte – Projekte zur Versorgungs- steuerung, an denen die KVNO beteiligt ist. So sei in Essen kürzlich das vom Innovationsfonds geförderte STATAMEDProjekt gestartet, dessen Fokus auf einer telemedizinischen Vernetzung von Praxen, Kliniken und Pflegekräften im Rahmen einer neuartigen „kurzstationären Allgemeinmedizin“ liegt. Einen sektorenübergreifenden und digitalen Ansatz verfolgt laut König auch das Projekt „eliPfad“. Hier setzen Haus- ärztinnen und Hausärzte zusammen mit verschiedenen Kliniken in NRW auf einen „smarten Assistenten“ für Patienten mit Übungsvideos für Physiotherapie, Hinweisen zur Medikation oder zur Selbstmessung von Vitaldaten. Davon sollen insbesondere ältere Patientinnen und Patienten nach ihrer Entlassung aus der Klinik profitieren. „Im Rahmen des vom G-BA geförderten Innovationsfondsprojekt TRANSPARENT bringen wir uns auch bei der Ver- sorgungsforschung aktiv ein und er- heben datentechnisch Patientenpfade in der Akutmedizin in der Städteregion Aachen“, sagte König. Ziel sei es, daraus künftige Maßnahmen und gezielte Reaktionen der Medizin, Politik und Gesellschaft bei etwaigen System-Überbelastungen ableiten zu können. Christopher Schneider ist stellvertretender Pressesprecher der KV Nordrhein

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