Rheinisches Ärzteblatt 8/2023

Arzneimittel Rezept gegen Lieferengpässe August 2023 Heft 8 / 31.7.2023 77. Jahrgang Körperschaft des öffentlichen Rechts Körperschaft des öffentlichen Rechts Mehr Schutz an heißen Tagen Die Ärzteschaft will sich an Hitzeaktionsplänen beteiligen Wenn der Beruf traumatisiert Bei der Ärztekammer Nordrhein finden Betroffene Hilfe Rauchen schadet Gesundheit und Umwelt Mehr als 400.000 Minderjährige griffen 2022 zur Zigarette

Das neue Betreuungsrecht CME-Punkte Die Veranstaltung ist mit 3 Fortbildungspunkten anerkannt. Die Teilnahme ist kostenfrei. 10:00 13:00 Eröffnung Vorträge Pause Vorträge Begrüßung Einführung Überblick über die Reform des Vormundschafts- und Betreuungsrechts Das neue Ehegattenvertretungsrecht Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht Aus Sicht eines niedergelassenen Arztes Aus Sicht eines Krankenhausarztes Aus Sicht eines Intensivmediziners Kasuistik/Diskussion Ende der Veranstaltung Rudolf Henke, Präsident der Ärztekammer Nordrhein Bernd Zimmer, Vizepräsident der Ärztekammer Nordrhein Dr. Kai Bischoff, Präsident der Rheinischen Notarkammer Dr. Karin Raude, Notarin, Aachen Ass. jur. Kristina Hessenkämper, Rechtsabteilung Ärztekammer Nordrhein Dr. med. Peter Kaup, Vorsitzender der Kreisstelle Oberhausen Dr. med. Ingmar Gröning, Chefarzt, Klinik für Notfallmedizin, Krankenhaus Maria-Hilf | Akademisches Lehrkrankenhaus der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Thomas Franke, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst, Facharzt für Innere Medizin -Notfallmedizin-, Stadt Mülheim an der Ruhr – Amt für Brandschutz, Rettungsdienst, Zivil- und Katastrophenschutz Moderation: Bernd Zimmer Samstag, 26. August 2023, 10:00 – 13:00 Uhr Anmeldung und Information Kooperationsveranstaltung von Ärztekammer Nordrhein und Rheinischer Notarkammer. Die Teilnahme ist kostenfrei. Anmeldungen zur Veranstaltung: https://www.aekno.de/presse/ veranstaltungen/veranstaltungen-der-aerztekammer/ 26082023-online-symposium-das-neue-betreuungsrecht Bei Interesse bitten wir um eine Anmeldung bis zum 24.08.2023. Fragen zur Veranstaltung beantwortet Ihnen das Team des Veranstaltungsmanagements, Tel. 0211 4302 - 2216, E-Mail: veranstaltungen@aekno.de. Illustration: © tina.ennen Online-Symposium Am 01.01.2023 ist das Gesetz zur Reform des Vormundschafts- und Betreuungsrechts in Kraft getreten. Die Ärztekammer Nordrhein und die Rheinische Notarkammer geben einen kompakten und praxisnahen Überblick über die für die ärztliche Berufsausübung relevanten Änderungen. Zudem soll durch diese Veranstaltung der Austausch zwischen den beiden Professionen erfolgen, ob und welche Verbesserungen am Zentralen Vorsorgeregister geboten erscheinen, um das gemeinsame Handeln zum Wohle der Bürger zu optimieren.

Rheinisches Ärzteblatt / Heft 8 / 2023 3 Heft 8 • August 2023 Rudolf Henke, Präsident der Ärztekammer Nordrhein Foto: Jochen Rolfes Stärkung der Suizidprävention ist richtig In einer besonnenen Debatte hat der Deutsche Bundestag am 6. Juni um eine gesetzliche Regelung für die Sterbehilfe gerungen. Am Ende verfehlten jedoch zwei dafür vorgelegte Entwürfe mit unterschiedlichen Bedingungen, Voraussetzungen und Schutzkonzepten jeweils eine Mehrheit. In gleicher Debatte hat der Deutsche Bundestag einen fraktionsübergreifenden Antrag für eine Stärkung der Suizidprävention mit großer Mehrheit angenommen. Meiner Ansicht nach wird mit der Entscheidung zur Suizidprävention die Möglichkeit erhalten, den ersten Schritt vor dem zweiten zu tun und zunächst die Hilfen zum Weiterleben zu fördern, bevor das Parlament danach gegebenenfalls die Suizidassistenz neu regelt. Denn es wäre schon befremdlich gewesen mitzuerleben, dass es an Geldern zum Aufbau von Beratungsstellen zur Suizidbeihilfe nicht mangelt, während Betroffene in schwersten Lebenskrisen kaum eine Chance auf eine zeitnahe, bedürfnisorientierte Versorgung haben und kaum Beratung finden. Die Ärzteschaft beteiligt sich gerne an der Vorbereitung eines Gesetzes zur Suizidprävention. So hat die Ärztekammer Nordrhein bereits im Mai 2022 Forderungen zur Suizidprävention aufgestellt. Sie beinhalten den Ausbau und die Sicherung flächendeckender Versorgungsstrukturen, die Einrichtung einer bundesweiten Hotline für Menschen in Lebenskrisen mit Suizidgefährdung sowie die nachhaltige Finanzierung der Suizidprävention, insbesondere für alle Versorgungsbedarfe in suizidalen Krisen für Betroffene, Zugehörige und Hinterbliebene. Die ersten beiden Punkte sind auch im jetzt verabschiedeten fraktionsübergreifenden Antrag zur Stärkung der Suizidprävention enthalten und müssen dann in einem nächsten Schritt auch mit einem Finanzierungskonzept hinterlegt werden. Denn es darf nicht dazu kommen, dass in Zukunft Unterstützung zum Suizid leichter, weil kostengünstiger zugänglich ist, als Angebote der Suizidprävention, Pflege, sozialer Dienste und Hospiz- und Palliativversorgung. Die Ablehnung der beiden Anträge im Deutschen Bundestag sollte übrigens nicht zu dem Missverständnis führen, dass nun jegliche Unterstützung von Suizidabsichten straffrei zulässig wäre. Grundsätzlich ist der Suizid in Deutschland zwar nicht verboten und ebenso wenig die Beihilfe. Die Beihilfe ist aber nur dann straffrei möglich, wenn der Suizid freiverantwortlich verübt wird – auch, wenn diese Hilfe geschäftsmäßig, das heißt in Wiederholungsabsicht erfolgt. Kommt die Entscheidung für eine Selbsttötung jedoch nicht freiverantwortlich zustande, ist ein Arzt – ebenso wie ein Nicht-Arzt – zur Lebensrettung verpflichtet. (Siehe hierzu auch die Hinweise der Bundesärztekammer zum ärztlichen Umgang mit Suizidalität und Todeswünschen https://www. aekno.de/presse/suizidpraevention) Die Ärzteschaft hat sich auf Deutschen Ärztetagen wiederholt mit ihrer Rolle beim assistierten Suizid beschäftigt. Die Einstellungen dazu sind ähnlich breit gefächert wie im Rest der Gesellschaft. Die (Muster-)Berufsordnung formuliert jedoch klar, dass es Aufgabe der Ärztinnen und Ärzte ist, das Leben zu erhalten, die Gesundheit zu schützen und wiederherzustellen, Leiden zu lindern und Sterbenden Beistand zu leisten. Das berufsrechtliche Verbot des ärztlich assistierten Suizids aus § 16 der Berufsordnung hob der 124. Deutsche Ärztetag 2021 in Reaktion auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichts auf. Die Abgeordneten stellten jedoch zugleich klar, dass es auch zukünftig keine Verpflichtung von Ärztinnen und Ärzten zur Mitwirkung beim assistierten Suizid geben darf und die Mitwirkung bei der Selbsttötung vom Grundsatz her keine ärztliche Aufgabe ist.

Videokonferenz am xx, xx , vonxx:00 –xx:00 Uhr Videokonferenz: Titel Va Online Neue Impulse für den Praxisalltag: Wie begleite ich onkologische Patientinnen und Patienten? Mittwoch, 30. August 2023,15:30 –17:45 Uhr, Live Online-Seminar Die Veranstaltungen sind kostenfrei. Anmeldung erforderlich über unsere Homepage www.iqn.de/Fortbildungen des IQN Bitte beachten: Anrechnung der Fortbildungspunkte nur bei vollständiger Teilnahme Bei Interesse senden wir Ihnen gerne unseren Newsletter: iqn@aekno.de Kontakt Institut für Qualität im Gesundheitswesen Nordrhein Tersteegenstraße 9, 40474 Düsseldorf Tel.: 0211 4302-2752 oder -2751 iqn@aekno.de Internet www.iqn.de IQN Institut für Qualität im Gesundheitswesen Nordrhein Einrichtung einer Körperschaft öffentlichen Rechts Anmeldung und Information Achtung: Programmänderungen möglich! Begrüßung Dr. med. Karlheinz Großgarten (M.san.) Bereichsleiter Medizin und Pharmazie Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein Einführung und Moderation Dr. med. Martina Levartz, MPH Geschäftsführerin des IQN Monika Rueb Mitglied im Landesvorstand West, Verband medizinischer Fachberufe e.V. Was sage ich denn jetzt? Kommunikation mit onkologischen Patientinnen und Patienten und ihren Zugehörigen Veronika Schönhofer-Nellessen Geschäftsführung Palliatives Netzwerk für die Region Aachen e.V. Leiterin des Bildungswerkes Aachen und der Servicestelle Hospiz Bewegungs- und Trainingstherapie onkologischer Patientinnen und Patienten Michael Mendes Wefelnberg Sportwissenschaftler (M.A.) Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand AG „Onkologische Bewegungsmedizin“ Centrum für Integrierte Onkologie (CIO) Klinik für Innere Medizin I, Universitätsklinik Köln Anerkannt mit 3 Fortbildungspunkten Begrüßung Dr. med. Martina Levartz, MPH Geschäftsführerin des IQN Einführung und Moderation Dr. med. Manuel Streuter Chefarzt der Klinik für Pneumologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin am Lungenzentrum Helios Klinikum Krefeld Differenzialdiagnose bei chronischer Dyspnoe – Ursachen, Symptome, Schweregrade der COPD Dr. med. Johannes Uerscheln Niedergelassener Internist und Pneumologe in Neuss Therapiemöglichkeiten, Therapiesteuerung und Patientenführung Dr. med. Manuel Streuter Psychische Komorbiditäten bei COPD: Folgen für Lebensqualität, Krankheitsverhalten und Behandlungsadhärenz Prof. Dr. Nikola Stenzel Psychologische Psychotherapeutin (VT) Ambulanzleitung Psychotherapeutische Hochschulambulanz Psychologische Hochschule Berlin Anerkannt mit 3 Fortbildungspunkten Im Fokus: COPD Mittwoch, 13. September 2023,15:30 –17:45 Uhr, Live Online-Seminar

Rheinisches Ärzteblatt / Heft 8 / 2023 5 Arzneimittel Rezept gegen Lieferengpässe Schutz an heißen Tagen Experten gehen davon aus, dass Hitzewellen künftig häufiger auftreten und länger andauern. Ländern und Kommunen, aber auch der Ärzteschaft kommt eine wichtige Rolle dabei zu, alte und kranke Menschen vor den Folgen zu schützen. Rauchen schadet Umwelt und Gesundheit Die Zahl der jugendlichen Raucher in Deutschland ist wieder gestiegen. Dass Rauchen nicht nur der eigenen Gesundheit schadet, sondern auch der Umwelt, könnte ein Argument für die jüngere Generation sein, den Nikotinabusus aufzugeben. Meinung Stärkung der Suizidprävention ist richtig Seite 3 Magazin Seiten 6 bis 10 Ärzte und Krankenhäuser weisen Kritik an Schlaganfallbehandlung zurück · Sozialversicherung: Ausnahmen für Poolärzte gefordert · Vor 50 Jahren · Medizinische Fachangestellte: Feierliche Lossprechungen · GLP-1 Agonisten: Verordnung auf Patienten mit Typ 2 Diabetes beschränken · NRW schafft Landesamt für Gesundheit und Arbeitsschutz · Kammer online · SARS-CoV-2: Virologen legen Bericht zur Coronapandemie vor · Fünf Kreisstellen mit neuer Adresse · Studium und Berufseinstieg Thema Rezept gegen Lieferengpässe Seite 12 Spezial Schutz an heißen Tagen Seite 14 Gesundheits- und Sozialpolitik Stationäre und ambulante Versorgung smart vernetzt durch eliPfad Seite 17 Praxis KSVPsych-Richtlinie: Digitale Plattform für Netzverbünde eingerichtet Seite 19 Second Victim: Ärztekammer bietet Hilfe an Seite 21 Approbationsverlust wegen Berufsunwürdigkeit – Folge 136 der Reihe „Arzt und Recht“ Seite 23 Forum Rauchen schadet Gesundheit und Umwelt Seite 25 Tagungen und Kurse Seite 26 Fortbildungsveranstaltungen der Ärztlichen Akademie für medizinische Fort- und Weiterbildung in Nordrhein Seite 28 RÄ Regional Seite 32 Bücher Seite 36 An Rhein und Ruhr Seite 37 Kulturspiegel Beeindruckende Inszenierung eines beeindruckenden Stücks Seite 38 Amtliche Bekanntmachungen Seite 39 Amtliche Bekanntmachungen der Ärztekammer Nordrhein auf www.aekno.de Amtliche Bekanntmachungen der KV Nordrhein auf www.kvno.de Impressum Seite 39 Mein Beruf „Der Sport ist der rote Faden in meinem Berufsleben“ Seite 47 Titelgestaltung: Eberhard Wolf Foto: Eberhard Wolf Heft 8 • August 2023 Meldungen über Lieferengpässe bei Generika sorgen seit Monaten für negative Schlagzeilen. Die Ursachen sind vielfältig: Preisdruck, Globalisierung der Produktions- und Lieferketten, Monopolbildung. Entsprechend komplex sind mögliche Lösungen.

Magazin 6 Rheinisches Ärzteblatt / Heft 8 / 2023 Sozialversicherung Ausnahmen für Poolärzte Für den ambulanten Bereitschaftsdienst soll es eine Ausnahmegenehmigung von der Sozialversicherungspflicht geben – analog zur Tätigkeit für Notärztinnen und Notärzte im öffentlichen Rettungsdienst. Das haben Ärztekammer und Kassenärztliche Vereinigung in Nordrhein gefordert. Hintergrund sind Bestrebungen der Deutschen Rentenversicherung, sogenannte Poolärztinnen und -ärzte, die freiwillig am vertragsärztlichen Bereitschaftsdienst teilnehmen, künftig als abhängig beschäftigt einzustufen. Damit unterlägen sie der Sozialversicherungspflicht. Nach Ansicht der ärztlichen Körperschaften gefährden diese Pläne die Notfallversorgung. HK Digitalisierung IT-Pauschalen für Praxen eingeführt Per Verordnung hat das Bundesgesundheitsministerium die Finanzierung der Soft- und Hardware für die in Arztpraxen verwendeten Komponenten zur Nutzung der Telematikinfrastruktur (TI) neu geregelt. Seit 1. Juli erhalten Praxen mit bis zu drei Ärztinnen und Ärzten jeden Monat eine Pauschale von rund 238 Euro. Bei größeren ambulanten Einrichtungen mit mehr als sechs Ärzten beträgt die Pauschale 324 Euro im Monat. Falls eine Komponente der Digitalisierung wie etwa das eRezept in der Praxis fehlt, wird die Pauschale um 50 Prozent gekürzt. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung kritisierte die Einführung der TI-Pauschalen als zu kurzfristig. bre Behandlung von Schlaganfällen Ärzte und Krankenhäuser in NRW weisen Kritik zurück Als fachlich nicht haltbar und grob vereinfachend haben die Ärztekammern und die Krankenhausgesellschaft in Nordrhein-Westfalen die Aussagen der „Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung“ zur Schlaganfallbehandlung in Deutschland zurückgewiesen. Die Kommission war im Rahmen einer Studie zu dem Schluss gekommen, dass jährlich bundesweit zusätzlich rund 5.000 Menschen einen Schlaganfall im ersten Jahr überleben könnten, wenn alle Patienten in einem Krankenhaus mit Stroke Unit behandelt würden. Ärzte und Krankenhäuser in NRW kritisierten neben der Datengrundlage, dass eine sorgfältige Einzelfallanalyse zu den Beweggründen fehle. Die Krankenhauskommission untermauert mit ihrer Studie das Ziel der geplanten Krankenhausreform, komplizierte Behandlungen künftig nur noch in spezialisierten Krankenhäusern vorzunehmen. Vor diesem Hintergrund warnten Ärzte und Krankenhäuser in NRW, mit ihrer Pauschalkritik an der Behandlungsqualität verunsichere die Regierungskommission die Patientinnen und Patienten. HK Konstituierende Sitzung Präsident Koch wird wiedergewählt Amt bis 1993 bekleidete und dann zum Präsidenten der ÄkNo gewählt wurde. Odenbach hatte sein Amt niedergelegt, als er geschäftsführender Arzt der Abteilung für „Fortbildung und Wissenschaft“ bei der Bundesärztekammer wurde. Hoppe und auch der 1981 zum Präsidenten gewählte Dr. Horst Bourmer aus Köln wurden von den Delegierten auf der konstituierenden Sitzung 1973 in den Vorstand gewählt. In der Rubrik „Neues aus Nordrhein“ stellte das Rheinische Ärzteblatt eine vom Lan- desgesundheitsministerium zusammen mit dem Kultusministerium herausgegebene Schallplatte vor. „Die Platte ‚probieren heißt ‚beDrogen‘ sein‘, wendet sich an die Zielgruppe der acht- bis zwölfjährigen; eine spannende Geschichte, in Beatmusik eingebettet, soll für Eltern und Erzieher Ausgangspunkt sein, mit den Kindern über die Gefahren des Drogenkonsums zu sprechen.“ bre An den Krankenhäusern in NRW gibt es zurzeit 69 Stroke Units. Damit ist nach Auffassung der dortigen Ärztekammern und der Krankenhausgesellschaft die Versorgung der Patientinnen und Patienten sichergestellt. Foto: upixa/istockphoto.com Am 11. August 1973 fand in Köln die konstituierende Sitzung der neu gewählten Kammerversammlung der Ärztekammer Nordrhein (ÄkNo) statt. Der Chirurg Dr. FriedrichWilhelm Koch aus Essen wurde in seinem Amt als Präsident bestätigt. Zu seinem Stellvertreter wählten die Delegierten erneut Dr. Erwin Odenbach aus Rondorf, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie. Dies teilte das Rheinische Ärzteblatt in seiner zweiten August-Ausgabe 1973 mit. Koch und Odenbach traten damit ihre zweite gemeinsame Amtsperiode an. Sie wurden in der vorherigen Wahlperiode am 6. September 1969 erstmals als Führungsspitze der ÄkNo gewählt. Koch blieb bis 1981 Präsident der ÄkNo. Odenbach hingegen wurde bereits 1975 von Dr. Jörg-Dietrich Hoppe als Vizepräsident abgelöst, der dieses

Magazin Rheinisches Ärzteblatt / Heft 8 / 2023 7 Facharztprüfungen Anmeldeschluss und Termine Der nächste zu erreichende Prüfungszeitraum zur Anerkennung von Facharztkompetenzen, Schwerpunktbezeichnungen und ZusatzWeiterbildungen bei der Ärztekammer Nordrhein ist vom 16. Oktober bis 3. November 2023. Anmeldeschluss: Donnerstag, 31. August 2023 Ärztinnen und Ärzte, die zur Prüfung zugelassen sind, erhalten eine schriftliche Ladung mit dem genauen Prüfungstermin und der Uhrzeit mindestens 14 Tage vorher. www.aekno.de/Weiter bildung/Pruefungen ÄkNo CIRS NRW Fehlervermeidung bei Lieferengpässen Nicht nur Lieferengpässe bei Arzneimitteln, sondern auch andere Engpässe in der Versorgung gefährden die Patientensicherheit, heißt es im CIRS NRW Bericht des zweiten Quartals 2023. Untermauert wird das mit Fallbeispielen aus dem klinischen und ambulanten Alltag. Besonders betroffen von Lieferschwierigkeiten sind dem Bericht zufolge zurzeit Kinderarzneimittel, hier vor allem flüssige Darreichungsformen. Wenn aufgrund eines Engpasses zum Beispiel Wirkstärken ausgetauscht werden müssen, können sogenannte Fixierungsfehler entstehen. Ärzte sollten deshalb darauf achten, die Eltern ihrer kleinen Patienten vollumfänglich darüber zu informieren, dass zum Beispiel ein Fiebersaft niedriger dosiert ist als üblich und nicht davon ausgehen, dass bereits Vorwissen vorhanden ist. vt Bindungstraining für Alleinerziehende Das Alexius/Josef Krankenhaus in Neuss bietet deutschlandweit erstmalig das Bindungstraining wir2 als Unterstützungsangebot für alleinerziehende Mütter und Väter in einem Krankenhaus der Akutversorgung an. Das Programm richtet sich an Eltern mit Kindern von drei bis zehn Jahren. In 20 Gruppensitzungen á 90 Minuten werden unter anderem die ElternKind-Bindung oder elterliche Feinfühligkeit geschult. Entwickelt wurde das Training von Professor Dr. Matthias Franz und seinem Team an der Universitätsklinik Düsseldorf. Weitere Informationen unter https://www. psychiatrie-neuss.de/thera pie/ambulante-angebote/ wir2-bindungstraining vt Kurz gemeldet Workshops für Weiterbilder Für Weiterbildungsbefugte bietet das Kompetenzzentrum Weiterbildung Allgemeinmedizin Nordrhein interaktive Train-the-Trainer Seminare an. Die kostenfreien OnlineWorkshops informieren unter anderem über die in der Weiterbildung erforderlichen Formalia, bieten Handlungsleitfäden für die Gestaltung der Weiterbildung an und vermitteln didaktische Methoden für Weiterbildungsgespräche. Die theoretisch vermittelten Inhalte zu Kommunikationsstrategien können dem Kompetenzzentrum zufolge in praktischen Übungen mit Schauspielern ausprobiert werden. Das nächste Online-Basisseminar findet am 23. September statt. Anmeldung: www. kompetenzzentrum-nordrhein/ ttt. MST Impfrate gegen HPV steigern Um die Impfrate gegen humane Papillomviren (HPV) zu steigern, hat sich das HPVFrauen-Netzwerk für die Einrichtung eines Recall-Systems für die J1 Untersuchung, eine verstärkte Aufklärung auch außerhalb der Praxen und eine bessere Honorierung der ärztlichen Beratungsleistungen ausgesprochen. Das Netzwerk wirbt dafür, mit den Impfzielen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Vorbeugung von Gebärmutterhals-, Penis- sowie Anal-, Mund- und Rachenkrebs gleichzuziehen. Die WHO fordert, dass im Jahr 2030 90 Prozent der 15-jährigen Mädchen gegen HPV geimpft sein sollen. In Deutschland lag die Impfrate 2021 bei 54 Prozent, bei Jungen waren es 17 Prozent. MST Medizinische Fachangestellte Feierliche Lossprechungen in Nordrhein Insgesamt 1.781 Auszubildende zur Medizinischen Fachangestellten (MFA) haben in diesem Jahr in Nordrhein die Abschlussprüfung bestanden. Zahlreiche Kreisstellen überreichten den neuen MFA ihre Zeugnisse im Rahmen einer feierlichen Lossprechung. „Die MFA, die ihre Ausbildung im Spätsommer 2020 während der Coronapandemie begonnen haben, haben trotz Online-Unterricht und erschwerter Umstände im Praxisbetrieb Herausragendes geleistet“, betonte Bernd Zimmer, Vizepräsident der Ärztekammer Nordrhein, auf der Lossprechungsfeier der Kreisstelle Wuppertal im Haus der Ärzteschaft in Düsseldorf. 2.220 Auszubildende waren zur Abschlussprüfung angetreten. Von den 751 Auszubildenden, die im Winter 2022/23 die Prüfung ablegten, bestanden 572. Folglich lag die Bestehensquote bei 76,2 Prozent. Zur Sommerabschlussprüfung traten 1.469 Auszubildende an, von denen 82,3 Prozent bestanden. 34 Absolventinnen und Absolventen, davon 15 Prüflinge im Winter und 19 Prüflinge im Sommer, haben ihre Ausbildung mit der Bestnote „Sehr gut“ abgeschlossen. Ausführliche Berichte über die Lossprechungen unter www. aekno.de/kreisstellen MST Zeugnisse, Blumen und glückliche Gesichter bei der Lossprechungsfeier der Kreisstelle Wuppertal im Haus der Ärzteschaft in Düsseldorf mit Bernd Zimmer, Vizepräsident der Ärztekammer Nordrhein. Foto: Sabine Schindler-Marlow

Magazin 8 Rheinisches Ärzteblatt / Heft 8 / 2023 Neues Landesamt Regierung bündelt Kompetenzen Die NRW-Landesregierung will ein Landesamt für Gesundheit und Arbeitsschutz einrichten. In der neuen Zentralbehörde sollen die Aufsicht über den öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) sowie die Fachkompetenzen des Landeszentrums Gesundheit und des Landesinstituts für Arbeitsschutz und Arbeitsgestaltung gebündelt werden, wie die Landesregierung mitteilte. Ziel sei es, landesweit für mehr Einheitlichkeit bei der Umsetzung von fachlichen Empfehlungen, Standards und Leitlinien im ÖGD zu sorgen. Das neue Landesamt solle etwa für den Infektionsschutz, die Gesundheitsstatistik sowie für die Sicherung von Versorgungsstrukturen zuständig sein. MST Lyme-Borreliose Inzidenzen weiterhin hoch Trotz eines bundesweiten Rückgangs bei der Zahl neu diagnostizierter Lyme-Borreliose-Fälle im Jahr 2022 sind die Inzidenzen insbesondere in den ostdeutschen Bundesländern und in Bayern weiterhin hoch. Nach Angaben des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) wurde die durch Zecken übertragene Infektion bundesweit bei 135.440 gesetzlich versicherten Patientinnen und Patienten erstmalig diagnostiziert, ein Rückgang von acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Zahl der Infektionen reichte von 121 je 100.000 Versicherten in Berlin bis 370 in Sachsen. MST Lieferengpässe bei GLP-1 Agonisten Verordnung auf Patienten mit Typ 2 Diabetes beschränken Die GLP Rezeptoragonisten Dulaglutid und Semaglutid, die in Deutschland zur Therapie des Typ 2 Diabetes zugelassen sind, sollen nur noch in der zugelassenen Indikation eingesetzt werden. Das geht aus einer Empfehlung des Beirates zur Sicherstellung der Versorgung beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hervor. Hintergrund ist, dass seit Beginn des vergangenen Jahres ein stetiger Anstieg des Verbrauchs dieser Arzneimittel beobachtet wird, der wiederholt zu Lieferengpässen geführt hat. Hervorgerufen wurde dieser Anstieg unter anderem durch den Off-Label Einsatz dieser Präparate in der Adipositas-Behandlung. Um die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Typ 2 Diabetes sicherzustellen, empfiehlt der Beirat, Dulaglutid und Semaglutid außerhalb der zugelassenen Indikationen nur noch im Rahmen von klinischen Studien zu verwenden. Eine Off-Label Verordnung zulasten der gesetzlichen Krankenversicherung sei grundsätzlich nicht zulässig, stellt der Beirat klar. Die Verordnung auf Privatrezept solle nur noch unter Angabe einer zugelassenen Indikation erfolgen. Fehle diese, solle die Apotheke Rücksprache mit den verordnenden Ärzten halten. Die verordnete Menge von Dulaglutid und Semaglutid solle zudem den Bedarf für drei Monate nicht übersteigen. HK Anzeige schalten Über die Jobbörse Auszubildende oder Mitarbeiter finden Die kostenfreie Jobbörse auf der Homepage der Ärztekammer Nordrhein (www.aekno.de) kann dabei helfen, Auszubildende zur Medizinischen Fachangestellten (MFA) zu finden. Sowohl Praxisärztinnen und -ärzte als auch interessierte junge Menschen, die den Beruf der MFA erlernen oder ausüben möchten, können mit wenigen Klicks ein kostenloses Inserat an diesem digitalen Schwarzen Brett hinterlassen. Unter www.aekno.de/ mfa/jobboerse bietet die Ärztekammer MFA und Medizinisch-Technischen Assistentinnen und Assistenten die Möglichkeit, nach freien Ausbildungs-, Praktikums- oder Arbeitsplätzen zu suchen, oder selbst eine Anzeige aufzugeben. Das Angebot wird rege genutzt. Derzeit finden sich dort rund hundert Stellenangebote und -gesuche. Beinahe täglich werden Stellenangebote von Ärztinnen und Ärzten nicht nur aus Nordrhein mithilfe des zur Verfügung stehenden Formulars aufgegeben, oder Medizinische Fachangestellte und Auszubildende setzen auf diesem Weg ein Stellengesuch ins Netz. Die hinterlegten Informationen, insbesondere die Kontaktinformationen, sind auf der Homepage abrufbar und ermöglichen die direkte Kontaktaufnahme. Um missbräuchliche Inhalte zu verhindern, werden die eingegebenen Informationen erst nach vorheriger Prüfung online gestellt. Dies geschieht wochentags in der Regel innerhalb von 24 Stunden. Die Stellenangebote und Stellengesuche sind sechs Wochen sichtbar und werden danach automatisch gelöscht. Fragen und Anregungen sowie Kritik und Lob zum Internetangebot der Ärztekammer Nordrhein senden Sie bitte an die E-Mail-­ Adresse onlineredaktion@aekno.de. bre Patientinnen und Patienten mit Typ 2 Diabetes, die mit Dulaglutid oder Semaglutid behandelt werden, leiden zurzeit vermehrt unter Lieferengpässen. Foto: Victoireboy69/ stock.adobe.com

Magazin Rheinisches Ärzteblatt / Heft 8 / 2023 9 Das Gesundheitsministerium NordrheinWestfalens hat kürzlich den Abschlussbericht der Forschungsallianz VIRAL NRW zum Infektionsverlauf und zu den Schutzmaßnahmen in der Coronapandemie veröffentlicht. Die wissenschaftliche Aufarbeitung hatte der NRW-Landtag Ende 2021 in Auftrag gegeben. Die Untersuchung sollte das Verständnis für die Entwicklung der Pandemie vertiefen und so eine Grundlage für ein effektives zukünftiges Pandemiemanagement bilden. An VIRAL NRW waren virologische Institute von sieben Universitäten in NRW beteiligt. Die Ergebnisse der Studie könnten, „gerade was die Impfaufklärung und die Infektionskettenanalyse angeht, hilfreich sein“, sagte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann. Die Forscherinnen und Forscher fanden unter anderem heraus, dass die Immunität gegen das SARS-CoV-2-Virus in der Bevölkerung im Laufe der Pandemie stark zunahm. Im August und September 2022 konnte ein Anteil von über 95 Prozent von Antikörpern bei den Bürgern festgestellt werden. Dabei, so ein Ergebnis, bot die Kombination aus Impfung und Infektion einen besseren Schutz als nur eine Impfung oder nur eine Infektion. Die Angst vor Nebenwirkungen, ein geringes Bildungs- oder Einkommensniveau sowie Arbeitslosigkeit oder ein Migrationshintergrund waren Faktoren, die zu einer geringen Impfbereitschaft führten. Allerdings waren 95 Prozent der NRWEinwohner im Herbst und Winter 2022 mindestens einmal gegen das Coronavirus geimpft. Ein weiteres Ergebnis des Abschlussberichts: In der Phase der hohen Inzidenz stellten wahrscheinlich infizierte, aber initial negativ getestete Patientinnen und Patienten eine wichtige Infektionsquelle im Krankenhaus dar. Dies konnte mithilfe von genomisch gestützten Infektionskettenanalysen festgestellt werden. Die zur Identifizierung von Übertragungsszenarien entwickelten Algorithmen stehen nun den Gesundheitsämtern zur Verfügung. Der Abschlussbericht „Bestimmung verlaufsrelevanter Parameter für die weitere Entwicklung der SARS-CoV-2 Pandemie“ findet sich auf www.mags.nrw. bre Ärztekammer Nordrhein Fünf Kreisstellen mit neuer Adresse Das Servicezentrum Köln der Ärztekammer Nordrhein, in dem die Kreisstellen Köln, Leverkusen und Rhein-Erft-Kreis zusammengefasst sind, zieht im August um. Nach Jahrzehnten im Ärztehaus an der Sedanstraße in der Kölner Neustadt-Nord zieht das Servicezentrum in einen Neubau der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein im Stadtteil Ossendorf. Vom 7. August an lautet die Adresse der drei Kreisstellen Butzweilerhofallee 7, 50829 Köln. Telefon- und Faxnummern bleiben gleich. Die Kreisstelle Oberbergischer Kreis ist ab dem 10. August und die Kreisstelle RheinischBergischer Kreis ab dem 14. August am neuen Standort in Köln zu finden. Die Kreisstellenstandorte in Gummersbach und Bergisch Gladbach werden nicht weitergeführt. Die Kreisstelle Oberbergischer Kreis ist dann unter der Telefonnummer 0221 569370 24 zu erreichen; die Kreisstelle Rheinisch-Bergischer Kreis unter der Nummer 0221 569370-27. Beide Kreisstellen sind per Fax unter 0221 569370-19 zu erreichen. bre Organspende Hausärzte beraten Der Deutsche Hausärzteverband und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) haben gut ein Jahr nach Einführung eines neuen Informationsangebots für Hausärztinnen und Hausärzte zur Organ- und Gewebespende eine positive Bilanz gezogen und auf eine zunehmende Zahl von Beratungen verwiesen. Ein Manual für das ArztPatienten-Gespräch über die Organspende kann unter www.organspende-info.de/ hausaerzte heruntergeladen werden. Mit ihrer Aufklärungsarbeit leisteten die Hausärzte einen wichtigen Beitrag, um mehr Menschen zu einer Entscheidung für oder gegen die Organspende zu motivieren, so die BZgA. Innerhalb eines Jahres hätten die Praxen mehr als 600.000 Patientenbroschüren („Antworten auf wichtige Fragen“) und mehr als vier Millionen Organspendeausweise bei der Behörde bestellt. HK Gesundheitsberufe Mehr Anträge auf Anerkennung Laut Statistischem Landesamt wurden in NRW im vergangenen Jahr 21,9 Prozent mehr Anträge auf Anerkennung von im Ausland erworbenen Berufsqualifikationen bearbeitet als ein Jahr zuvor. Die TOP-Liste führten auch 2022 die Krankenpflegekräfte mit 3.960 Anerkennungsverfahren an (+17 Prozent), gefolgt von Ärzten mit 2.421 Verfahren (+47,3 Prozent). Es handelte sich demnach bei drei Viertel (75,3 Prozent) aller Anerkennungsverfahren um medizinische Gesundheitsberufe, ein Anstieg von 33,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. vt SARS-CoV-2 Virologen legen Bericht zur Coronapandemie vor Das neue Verwaltungsgebäude der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein an der Butzweilerhofallee, in dem ab August das Servicezentrum Köln und die Kreisstellen Rheinisch-Bergischer Kreis und Oberbergischer Kreis ihre Arbeit aufnehmen. Foto: Jürgen Brenn

Magazin 10 Rheinisches Ärzteblatt / Heft 8 / 2023 Virchow Bund Famulaturbörse Studierende der Humanmedizin müssen während des Studiums vier Famulaturen absolvieren. Eine davon muss in einer Einrichtung der hausärztlichen Versorgung, wie beispielsweise einer Haus- oder Kinderarztpraxis stattfinden. Eine weitere ambulante Famulatur können Studentinnen und Studenten in einer Facharztpraxis mit einem frei wählbaren Fachgebiet absolvieren. Der Virchow Bund bietet auf seiner Homepage eine Famulaturbörse an, auf der niedergelassene Haus- und Fachärztinnen und -ärzte offene Stellen anbieten. Die angebotenen Plätze lassen sich nach Bundesländern oder Fachgruppe filtern. Daneben findet sich auf der Seite auch eine Übersicht von 20 Kliniken im Bundesgebiet nebst Angaben der Vergütung, die von den Trägern während der Famulatur bezahlt wird. Auch bietet die Seite Informationen rund um die Organisation und Gestaltung einer Famulatur im Ausland. Die Famulaturbörse findet sich unter www. virchowbund.de/personal/ famulaturboerse. bre tragung in den Hörsaal oder das Gespräch mit einem Parkinson-Patienten. Zusätzlich wird eine große Auswahl an Wahlfächern angeboten. Besonders der Abdomen Sonographie Grundkurs bereitete mir dieses Semester große Freude. Endlich erkennt man auf den Ultraschallbildern nicht nur schwarz-weißes Flimmern, sondern kann nun ziemlich genau erfassen, was dort zu sehen ist und auch eventuelle Krankheitsanzeichen deuten, sodass ich das Wissen nun direkt in den nächsten Famulaturen anwenden kann. Dieses praktische Lernen ist meiner Meinung nach genau der Ansporn, der zum Lernen benötigt wird. Und anscheinend hat das Erfolg: Ein Arzt erzählte mir, dass sein Sohn im Modellstudiengang und seine Tochter im Regelstudiengang studiert haben. Am Ende des Studiums lagen wohl Welten zwischen den beiden, wie gut sie sich anfangs in der Klinik zurechtgefunden haben. Wie erlebt Ihr das Studium der Humanmedizin? Schreibt mir an medizinstudium@ aekno.de Ich studiere momentan im vierten Semester Medizin nach dem Modellstudiengang in Düsseldorf. Hier bedeutet das fächerübergreifendes und praxisbezogenes Lernen. Im Famulaturreifekurs werden wichtige Untersuchungstechniken sowie das richtige Führen eines Anamnesegesprächs gelehrt. Diese Methoden konnte ich in bisher zwei Praktika in Hausarztpraxen am Patienten üben. Zusätzlich bietet das Trainingszentrum freiwillige Kurse an. Beim Venenpunktionskurs legte ich stolz meine erste Viggo. Klinik-Vorlesungen bieten spannende Einblicke und somit einen Anreiz zum Weiterlernen. Highlights waren eine Live-OP-ÜberElisa Kremer Foto: privat Mail aus Düsseldorf Die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V. (bvmd) fordert bessere Rahmenbedingungen für das Praktische Jahr (PJ). Studierende würden im PJ oftmals unzureichend angeleitet und unterrichtet, könnten sich nicht krankmelden und erhielten häufig eine so geringe Aufwandsentschädigung, dass sie ihre Miete nicht bezahlen können, so der bvmd. Die Studierenden warnen eindringlich vor negativen Folgen für die Gesundheit der Patientinnen und Patienten sowie der PJler. Um die Rahmenbedingungen im PJ zu verbessern, fordert die Bundesvertretung unter anderem, dass Krankheits- und Fehltage während des PJ getrennt werden. Derzeit stehen jedem Medizinstudierendem im PJ 30 Fehltage zu für Urlaub, Studien oder Erkrankungen. Außerdem müsse Neue Autorin der Reihe „Mail aus …“ Elisa Kremer wurde 2002 in Düsseldorf geboren. Zur Schule ging sie in Neuss, und seit dem Wintersemester 2021/2022 studiert sie Humanmedizin in Düsseldorf. In der Oberstufe wurde ihr Interesse für naturwissenschaftliche Fächer geweckt. Das zahlte sich in den ersten Semestern aus. Der Leistungskurs Chemie sei eine große Hilfe gewesen, sagt Kremer. Für sie war früh klar, dass sie Medizin studieren will, allerdings fiel ihr die Entscheidung zwischen Tier- und Humanmedizin schwer. Kremer fasziniert, wie komplex die Vorgänge im menschlichen Körper sind und dass viele kleine Fehler vom Körper selbst behoben werden und wiederum andere kleine Fehler im Organismus große Konsequenzen für die Gesundheit haben können. Ein großer Vorteil des Medizinstudiums sei, dass dieses viele Möglichkeiten eröffnet. Kremer sagt: „Egal, ob man als Ärztin in den äußerst verschiedenen Fachrichtungen oder als Forscherin tätig sein möchte; für jeden ist etwas Passendes dabei. Ich freue mich darauf, in meinem Studienverlauf viele Fachrichtungen kennenzulernen.“ bre Praktisches Jahr Studierendenvertretung fordert bessere Standards die Lehre im PJ verbessert werden zum Beispiel durch Mentoring. Die Aufwandsentschädigung müsse bundesweit in Höhe des BAföG-Höchstsatzes gezahlt werden. Auch fordert der bvmd einen Mindestabstand zwischen dem Ende des PJ und dem dritten Abschnitt der ärztlichen Prüfung von vier Wochen, um eine ausreichende Vorbereitungszeit zu gewährleisten. bre

Antworten. Erkenntnisse. Hilfe. Die Long-COVID-Initiative des Bundesgesundheitsministeriums bmg-longcovid.de Langzeitfolgen einer COVID-19-Erkrankung stellen Betroffene, Ärzteschaft und unsere Gesellschaft vor Fragen. Wir bieten verlässliche Informationen, wissenschaftliche Erkenntnisse und Hilfsangebote. Wer kann mir sagen, welche aktuellen Erkenntnisse es zu LONG COVID gibt? Anzeige

Thema 12 Rheinisches Ärzteblatt / Heft 8 / 2023 Der Bundesgesundheitsminister fand deutliche Worte: „Übertriebene Ökonomisierung hat die Arzneimittelversorgung mit patentfreien Medikamenten über die letzten Jahre deutlich verschlechtert. Wir korrigieren das und ändern die Rahmenbedingungen so, dass Deutschland als Absatzmarkt für Arzneimittel wieder attraktiver wird“, sagte Professor Dr. Karl Lauterbach anlässlich der Verabschiedung des ALBVVG am 23. Juni im Deutschen Bundestag. Um Lieferengpässen entgegenzuwirken, sieht das Gesetz unter anderem vor, dass Preisregeln gelockert und europäische Produktionsstandorte gestärkt werden. Außerdem soll die Lagerhaltung wichtiger Arzneimittel ausgebaut und ein Frühwarnsystem installiert werden (siehe Kasten). Handlungsbedarf bestand aus Sicht des Gesetzgebers, weil sich die Zahl der Lieferengpässe bei Arzneimitteln in den letzten Jahren deutlich erhöht hat. Betroffen sind in erster Linie Generika, bei denen nach Angaben des Branchenverbands Pro Generika der Preisdruck besonders hoch ist. 2021 waren demnach 79 Prozent der Arzneimittel, die zulasten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) abgegeben wur- den, Nachahmerpräparate; der Anteil der Generika an den GKV-Arzneimittelausgaben insgesamt lag jedoch bei nur 7,2 Prozent (5,9 Milliarden Euro zu Herstellerabgabepreisen). Der Verband macht insbesondere das niedrige Preisniveau in Deutschland infolge von Festbeträgen und Rabattverträgen für die aktuellen Lieferengpässe verantwortlich. Die Folgen: Hersteller zögen sich aus dem Markt zurück, die Wirkstoff- und Arzneimittelproduktion konzentriere sich auf immer weniger Anbieter und wandere zum großen Teil in Drittstaaten ab. Ähnlich argumentiert auch der Gesetzgeber in der Begründung zum ALBVVG. Im Jahr 2000 seien 30 Prozent der Wirkstoffe für Generika in Asien produziert worden, 2020 seien es bereits 60 Prozent gewesen, heißt es dort. Das steigere die Risiken für strategische Abhängigkeiten und unterbrochene Lieferketten. Trends nur schwer ableitbar Lieferengpässe bei versorgungsrelevanten Arzneimitteln werden seit 2013 von den Pharmaunternehmen im Rahmen einer Selbstverpflichtung an das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gemeldet. Aktuell verzeichnet die Datenbank gut 500 Meldungen – bei insgesamt circa 100.000 zugelassenen Arzneimitteln in Deutschland. Trends bei der Entwicklung der Engpässe ließen sich jedoch nur schwer ableiten, wie die Behörde auf ihrer Homepage (bfarm.de) betont. Die Meldekriterien seien 2017 umfassend angepasst worden. Das erschwere Vergleiche mit den Zahlen der Vorjahre. Die reinen Zahlen seien zudem nur eingeschränkt aussagekräftig. Denn für die unterschiedlichen Wirkstärken und Darreichungsformen eines Wirkstoffes werde jeweils eine eigene Meldung gemacht. So habe beispielsweise der Rückruf des Rezept gegen Lieferengpässe Meldungen über Lieferengpässe bei Generika, darunter Krebsmedikamente sowie Fieber- und Antibiotikasäfte für Kinder, sorgen seit Monaten für negative Schlagzeilen. Die Ursachen solcher Engpässe sind vielfältig: Preisdruck, Globalisierung der Produktions- und Lieferketten, Monopolbildung. Entsprechend komplex sind mögliche Lösungen. Der Bundestag hat mit dem ArzneimittelLieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) Ende Juni einen Versuch gestartet. von Heike Korzilius Foto: Eberhard Wolf

Thema Rheinisches Ärzteblatt / Heft 8 / 2023 13 scher Apothekerverbände e. V. erklärte, dass für zwei Drittel der selbstständigen Apotheker Lieferengpässe inzwischen zu den größten Ärgernissen im Berufsalltag gehören. Gut 60 Prozent der Apotheker wendeten mehr als zehn Prozent ihrer Arbeitszeit dafür auf, um bei Engpässen gemeinsam mit Ärzten, Großhändlern und Patienten nach Lösungen zu suchen. Ob das ALBVVG das Problem an der Wurzel packen kann, ist aufgrund der Komplexität und der internationalen Dimension ungewiss. Kritik gibt es vonseiten der Krankenkassen. Sie fürchten aufgrund der Lockerungen bei den Preisvorgaben um Einsparungen. Pro Generika zufolge senkten 2021 allein die Rabattverträge zwischen Kassen und Herstellern die Arzneimittelausgaben um 5,1 Milliarden Euro. Dem Branchenverband gehen die Lockerungen bei den Preisen dagegen nicht weit genug. Außerdem kritisiert er die Vorschriften für eine erweiterte Lagerhaltung. Das werde die Wirtschaftlichkeit der Arzneimittelversorgung weiter reduzieren und letztlich zu noch mehr Engpässen führen. Blutdrucksenkers Valsartan im Jahr 2018 allein zu 118 neu gemeldeten Lieferengpässen geführt. Drei echte Versorgungsmängel Das BfArM weist zudem darauf hin, dass nicht jeder Lieferengpass automatisch zu einem Versorgungsengpass führt, weil es in vielen Fällen Alternativen für die Behandlung gibt. Echte Versorgungsmängel gab es bis vor Kurzem drei. Betroffen waren mit Tamoxifen und Folinsäure Krebsmedikamente sowie Antibiotikasäfte für Kinder. Den Versorgungsmangel mit Tamoxifen hat das Bundesgesundheitsministerium (BMG) inzwischen aufgehoben. Hat das BMG einen Versorgungsmangel nach § 79 Absatz 5 AMG festgestellt, können die Länderbehörden von Vorgaben des Arzneimittelgesetzes abweichen und beispielsweise den Import von Arzneimitteln erlauben, die in Deutschland nicht zugelassen sind, um die Versorgung der Patientinnen und Patienten weiterhin sicherzustellen. Im Fall eines Versorgungsengpasses gibt der Beirat für Liefer- und Versorgungsengpässe beim BfArM flankierend Empfehlungen ab, um die Folgen abzumildern. Neben Aufforderungen an die Ärzteschaft, beispielsweise kleinere Packungen oder andere Wirkstärken zu verordnen sowie knappe Arzneimittel ausschließlich leitliniengerecht und maßvoll einzusetzen, gehen zuweilen auch Appelle an Großhandel und Apotheken, sich nicht über Gebühr zu bevorraten, damit eine regionale Ungleichverteilung verhindert werden kann. Reichen diese Empfehlungen nicht aus, kann der Beirat auch Distributionswege einschränken und die Abgabe von Arzneimitteln kontingentieren. Aufwendiges Engpassmanagement Ebenso wie die Politik und die Arzneimittelhersteller macht auch das BfArM für Lieferengpässe unterschiedliche Ursachen aus. So verzeichnete die Behörde bei Tamoxifen gleich zu Beginn der Coronapandemie mit den ersten Lockdowns einen Anstieg der Verordnungen, der auf „unflexible Herstellungsprozesse“ traf. Im Fall der Antibiotikasäfte für Kinder konnten um die Jahreswende die Produktionskapazitäten nicht mehr mit dem enorm gestiegenen Behandlungsbedarf mithalten. Die Folgen waren weltweit zu spüren, so das BfArM. Im Fall der Engpässe bei Fiebersäften hatte sich zusätzlich ein großer Hersteller aus dem Markt zurückgezogen. Auch wenn die Versorgung hierzulande bisher in den meisten Fällen gesichert werden konnte, verunsichert doch jeder Lieferengpass die betroffenen Patienten und führt zu einem deutlichen Mehraufwand bei deren Ärzten und Apothekern. Zuletzt hatte der Hausärzteverband Nordrhein den enormen organisatorischen Aufwand und die zusätzliche Beratungszeit beklagt, die mit einer Umstellung der Medikation verbunden sind. Die ABDA – Bundesvereinigung deut­ Festbeträge und Rabattverträge für Kinderarzneimittel werden abgeschafft. Pharmaunternehmen können ihre Abgabepreise einmalig um bis zu 50 Prozent gegenüber dem zuletzt geltenden Preis anheben. Gibt es bei wichtigen Arzneimitteln zu wenige Anbieter, können Festbetrag oder Preismoratorium einmalig um 50 Prozent angehoben werden. Pharmaunternehmen wird für rabattierte Arzneimittel eine Lagerhaltung für sechs Monate vorgeschrieben. Für Krankenhausapotheken und krankenhausversorgende Apotheken gelten erhöhte Bevorratungspflichten für parenterale Arzneimittel und Antibiotika in der Intensivmedizin. Antibiotika, die in Europa produziert werden, müssen bei Rabattverträgen künftig zusätzlich berücksichtigt werden. Bei Reserveantibiotika werden die Regeln zur Preisbildung so angepasst, dass für die Unternehmen ein Anreiz für Forschung und Entwicklung gesetzt wird. Nicht verfügbare Arzneimittel können in der Apotheke einfacher gegen wirkstoffgleiche Arzneimittel ausgetauscht werden; Apotheker dürfen ohne Rücksprache mit dem Arzt von der verordneten Packungsgröße, Packungsanzahl und Wirkstärke abweichen, sofern keine pharmazeutischen Bedenken bestehen. Apotheker und Großhandel erhalten für das Management von Lieferengpässen einen Zuschlag. Das BfArM erhält zusätzliche Informationsrechte gegenüber den Pharmaunternehmen. Außerdem wird dort ein Frühwarnsystem zur Erkennung von drohenden Lieferengpässen eingerichtet. Maßnahmen im Kampf gegen Lieferengpässe Das ALBVVG sieht unter anderem folgende Regelungen vor:

14 Rheinisches Ärzteblatt / Heft 8 / 2023

Rheinisches Ärzteblatt / Heft 8 / 2023 15 Schutz an heißen Tagen Ländern und Kommunen kommt eine wichtige Rolle zu, wenn es darum geht, die Bevölkerung vor Hitzewellen zu schützen. Die Ärzteschaft hat bekräftigt, dass sie mit ihrem Fachwissen bereitsteht, um bei der Planung und Umsetzung von Hitzeaktionsplänen mitzuwirken. von Marc Strohm Der Sommer 2018 stellte in Deutschland regionale Hitzerekorde auf. In Frankfurt am Main lagen die Temperaturen nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes im Juli und August 18 Tage hintereinander bei über 30 Grad Celsius, verbreitet herrschte große Trockenheit. Die Folgen der Hitzewelle und Dürre: Felder vertrockneten, das Niedrigwasser des Rheins behinderte die Binnenschifffahrt und Wälder standen in Flammen. Nicht nur die Natur litt unter dem extremen Wetter; auch der Gesundheit vulnerabler Patientinnen und Patienten schadeten Spezial Hitzeschutz: wichtiger denn je Experten gehen davon aus, dass Hitzewellen künftig häufiger auftreten und länger andauern. Insbesondere ältere Menschen, Pflegebedürftige, Vorerkrankte, Obdachlose sowie Säuglinge und Kleinkinder sind bei hohen Temperaturen gesundheitlich gefährdet. Foto groß: AL-Travelpicture/istockphoto.com Foto klein: BlackSalmon/istockphoto.com

16 Rheinisches Ärzteblatt / Heft 8 / 2023 Personen, doch es sei geplant, künftig auch andere vulnerable Gruppen zu berücksichtigen, erklärt Kistemann. Den Kölner Hitzeaktionsplan sieht der Umweltmediziner und Gesundheitsgeograf als Blaupause für NRW. Aber nicht nur hierzulande, sondern bundesweit tauschten sich Städte und Kommunen zum Hitzeschutz aus, um voneinander zu lernen. Hitzeschutz als ärztliche Aufgabe Auch die Ärzteschaft misst dem Thema immer größere Bedeutung bei. Die Bundesärztekammer (BÄK) initiierte am 14. Juni mit der Botschaft „Hitze kann tödlich sein“ einen Hitzeaktionstag, um auf die Defizite beim Gesundheitsschutz aufmerksam zu machen. Zusammen mit den Landesärztekammern, dem Deutschen Pflegerat sowie der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit forderte die BÄK von der Politik, einen klaren gesetzlichen Rahmen für einen verpflichtenden gesundheitlichen Hitzeschutz auf Bundes-, Landes-, und kommunaler Ebene zu schaffen. Der Hitzeschutz müsse außerdem im Bau- und Arbeitsrecht verankert werden. In einem Positionspapier definierte die BÄK die ärztliche Rolle beim Hitzeschutz, denn Ärztinnen und Ärzten komme bei der Prävention und Behandlung hitzeassoziierter Krankheiten eine zentrale Rolle zu. Aus diesem Grund müsse das Thema auch stärker in der ärztlichen Aus-, Fort-, und Weiterbildung berücksichtigt werden. Die BÄK empfiehlt Ärztinnen und Ärzten, das direkte Gespräch mit vulnerablen Patientengruppen zu suchen, um diese über Hitzerisiken und präventive Maßnahmen aufzuklären. Ebenso könnten Poster, Flyer und Broschüren im Wartezimmer ausgelegt werden (siehe Kasten). Daneben wirbt die BÄK für ein stärkeres Engagement der Ärzteschaft in örtlichen Hitzeschutzbündnissen, um in Kooperation mit Gesundheitsämtern, Apotheken, Rettungsdiensten sowie dem Katastrophenschutz lokale Hitzeaktionspläne anzuregen oder in Abstimmung mit den Kommunen umzusetzen. Hitzewarnung per App oder SMS In NRW beteiligt sich die Ärztekammer Nordrhein gemeinsam mit anderen Akteuren unter Federführung des Gesundheitsministeriums und des Landeszentrums Gesundheit NRW an der Erstellung von einrichtungsbezogenen Hitzeschutzplänen, beispielsweise für Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser. Auf Bundesebene kündigte Gesundheitsminister Professor Dr. Karl Lauterbach Ende Juni einen Hitzeschutzplan an. In einem Papier des Bundesgesundheitsministeriums heißt es unter anderem, dass derzeit geprüft werde, wie möglichst viele Menschen vor Hitze gewarnt werden können, etwa durch SMS oder eine App. Bereits in diesem Herbst soll eine Bestandsaufnahme und Analyse bestehender Konzepte durchgeführt werden. Im Frühjahr 2024 soll dann in einem „Preparedness Check“ abgeglichen werden, wie gut Deutschland auf die nächste Hitzewelle vorbereitet ist. Spezial die hohen Temperaturen. Rund 8.700 Menschen kamen damals nach Angaben des Robert Koch-Instituts infolge der Hitzewelle ums Leben. Und noch immer sei die Bevölkerung in Deutschland kaum vor langanhaltenden Hitzeperioden geschützt, kritisiert Professor Dr. Thomas Kistemann, stellvertretender Direktor und Leitender Oberarzt des Instituts für Hygiene und Public Health an der Universitätsklinik Bonn, im Gespräch mit dem Rheinischen Ärzteblatt. Der Umweltmediziner war ab 2019 an der Leitung des Projekts Hitzeaktionsplans für Menschen im Alter für die Stadt Köln beteiligt. Seit Juni 2022 ist der Plan einsatzbereit. Köln unterhält ein Hitze-Portal Köln ist damit eine der ersten Städte in NordrheinWestfalen, die über einen eigenen Hitzeaktionsplan verfügen. Dieser orientiert sich Kistemann zufolge an einer Handlungsempfehlung der Weltgesundheitsorganisation. Zu deren Kernelementen zähle unter anderem die Nutzung eines Hitzewarnsystems, die Bereitstellung von Informationsmaterial für Bürgerinnen und Bürger sowie die Kommunikation mit der Bevölkerung bei einem Hitzeakutfall. Für Köln bedeutet das: Sobald der Deutsche Wetterdienst eine Hitzewarnung für die Stadt herausgibt, wird diese über verschiedene Kommunikationskanäle verbreitet, darunter als Lauftext auf den elektronischen Anzeigetafeln in Bussen und Bahnen der Kölner Verkehrsbetriebe. Um die Handlungskompetenz der Bürger bei Hitze zu stärken, informiert die Stadt außerdem im Internet auf einem „Hitze-Portal“ unter anderem über richtige Verhaltensweisen bei hohen Temperaturen. Eine virtuelle Stadtkarte auf der Webseite weist den Bürgern den Weg zum nächstgelegenen Trinkbrunnen. Fragen, wie man sich vor Hitze schützen kann, beantwortet ein ärztlich geleitetes „Hitzetelefon“ des Kölner Gesundheitsamtes. Die Kölner Mundartband „Klabes“ tourte mit einem Lied zum Thema Hitzeschutz durch verschiedene Senioreneinrichtungen. Als weitere Maßnahme zum Schutz vor hohen Temperaturen wurden im Sommer öffentliche Plätze mit Wasser gekühlt. Aktuell richte sich das Informationsangebot der Stadt Köln überwiegend an ältere Die Patientenberatung der Ärztekammer Nordrhein hat auf der Webseite www.aekno.de/patientenberatung unter dem Reiter „Aktuelles“ Informationsmaterial für Patientinnen und Patienten zum Thema Hitzeschutz zusammengestellt. Das Hitze-Portal der Stadt Köln ist abrufbar unter www.stadt-koeln.de/hitzeportal Das ärztlich geleitete Hitzetelefon des Gesundheitsamtes der Stadt Köln ist von Montag bis Freitag von 9 bis 15 Uhr unter der Telefonnummer: 0221 22134347 erreichbar. Informationsmaterial für heiße Tage

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=