Rheinisches Ärzteblatt 8/2023

Gesundheits- und Sozialpolitik Rheinisches Ärzteblatt / Heft 8 / 2023 17 Versorgung der eliPfad-Patientinnen und -Patienten unterstützt. Das bedeutet, dass die Fallmanager unsere Patientinnen und Patienten zu Hause aufsuchen, ihre Vitaldaten und das Symptomtagebuch in regelmäßigen Abständen kontrollieren und uns bei Auffälligkeiten kontaktieren. Falls sich Werte verschlechtern, können wir dementsprechend rechtzeitig reagieren. So gesehen agieren die Fallmanager nahe an den Patientinnen und Patienten und können die Praxen durch die engmaschige Betreuung entlasten. Flügel-Bleienheuft: Wir möchten die Versorgung der Patientinnen und Patienten als Teamleistung gestalten und die isolierten Strukturen des Gesundheitssystems überwinden. In eliPfad haben wir die Möglichkeit, uns in die Erstellung des Behandlungsplans einzubringen und Informationen zwischen den Sektoren auf kurzem Weg auszutauschen. Dazu bietet neben den eliBoards die elektronische Fallakte die Möglichkeit, schnell und unkompliziert auf wichtige Dokumente des stationären Aufenthalts unserer Patienten kontaktiert. Bei interdisziplinären Fallkonferenzen, den eliBoards, erstellen wir gemeinsam im Team einen Behandlungsplan für unsere Patientinnen und Patienten, während diese noch im Krankenhaus sind. Auch bei der Nachbetreuung können solche eliBoards bei Bedarf wieder einberufen werden. Dadurch wollen wir eine bessere Versorgung während des gesamten Prozesses sicherstellen und uns im Team mit den Ärztinnen und Ärzten auf Station um die Patientinnen und Patienten kümmern. Bislang hört sich das nach einem Mehraufwand für die Beteiligten an. Was haben niedergelassene Ärztinnen und Ärzte von der Teilnahme an eliPfad? Becker: Für die teilnehmenden Ärztinnen und Ärzte sind die Nutzung der ePA und die Teilnahme an den eliBoards zwar mit einem gewissen Aufwand verbunden, der allerdings auch finanziell entschädigt wird. Gleichzeitig werden wir als Niedergelassene durch die Fallmanager bei der Angesichts der steigenden Anzahl multimorbider Patientinnen und Patienten mit komplexem Versorgungsbedarf sind innovative Modelle zur sektorenübergreifenden Versorgung erforderlich. Das Projekt „eliPfad“ möchte die ungeplante Wiederaufnahme nach einem Krankenhausaufenthalt – den „Drehtüreffekt“ – bei älteren, multimorbiden und chronisch Kranken verringern. Im September 2023 startet die randomisierte kontrollierte Studie unter der Konsortialführung der Uniklinik Köln an sechs Standorten. Der ambulante Fachbereich wird durch zwei Gesundheitsnetzwerke vertreten, das Gesundheitsnetz Köln Süd (GKS) und Medis Münster. Im Interview berichten Dr. Christian Flügel-Bleienheuft (GKS) und Dr. Ralf Becker (Medis Münster) über die innovativen Komponenten in eliPfad und den Mehrwert für Niedergelassene. eliPfad soll als neue Versorgungsform eingesetzt werden. Was ist das Innovative an diesem Projekt? Dr. Christian Flügel-Bleienheuft: In eliPfad werden innovative Instrumente implementiert, die zum Teil schon als Einzelmaßnahmen eingesetzt wurden, aber noch nicht als zusammenhängendes Gesamtpaket. Als zentrale Instanz zur Koordinierung der Versorgungsbedarfe und als „Kümmerer“ für die Patientinnen und Patienten sind speziell geschulte Fallmanager zuständig. Dem Informationsaustausch zwischen den Leistungserbringern dient eine einrichtungsgeführte elektronische Patientenakte, die ePA. Zudem erhalten die Patientinnen und Patienten noch auf Station zur Unterstützung ein seniorengerechtes Tablet, den Smarten Assistenten. Dieser enthält unter anderem physiotherapeutische Übungsvideos und dient als Schnittstelle für die Vitaldaten, die von mehreren medizinischen Wearables wie Schrittzähler oder Pulsmesser an das Tablet übertragen werden. Dr. Ralf Becker: Im Gegensatz zur Regelversorgung werden wir als Niedergelassene bereits während des stationären Stationäre und ambulante Versorgung smart vernetzt durch eliPfad „Wir möchten die Versorgung der Patientinnen und Patienten als Teamleistung gestalten.“ Dr. Christian Flügel-Bleienheuft Foto: Ulike Fackert, Spiegelbild Fotografie „Ungeplante Rehospitalisierungen sind oft ein Ausdruck von Versorgungsbrüchen und einem lückenhaften Informationsaustausch.“ Dr. Ralf Becker Foto: Julia Schön, PVS Westfalen-Nord

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