Rheinisches Ärzteblatt 8/2023

Gesundheits- und Sozialpolitik 18 Rheinisches Ärzteblatt / Heft 8 / 2023 Sektors wie Entlassberichte und Medikationspläne zuzugreifen. Was war Ihre Motivation als hausärztliche Internisten dieses Projekt mitzugestalten? Flügel-Bleienheuft: Als Internist muss ich regelmäßig Patientinnen und Patienten akut stationär einweisen, wenn ich sie nicht mehr ambulant betreuen kann. Sobald diese Patientinnen und Patienten allerdings im Krankenhaus sind, wird der Informationsaustausch zwischen uns Niedergelassenen und den Stationsärzten schwierig. Wir verfügen als langjährige Hausärzte über ein großes Hintergrundwissen zu unseren Patienten, konnten dies in der Vergangenheit aber oft nur schwer an die Klinikärztinnen und -ärzte weitergeben. Dadurch gingen wichtige Informationen verloren. Brüche in der Versorgung entstehen daher leider gerade bei dieser komplexen Patientengruppe häufig. Deswegen sind wir als Niedergelassene auf die Ärztinnen und Ärzte der Uniklinik Köln zugegangen und haben ihnen unsere ersten Ideen für dieses Projekt geschildert. Becker: Für beide Seiten, sowohl für die niedergelassenen als auch für die stationären Ärztinnen und Ärzte, ist ein kontinuierlicher Informationsaustausch essenziell. Das Gesundheitssystem wird bekanntermaßen durch den demografischen Wandel, den Fachkräftemangel und immer komplexere Versorgungsbedarfe in zunehmendem Maß belastet. Wir müssen es deshalb schaffen, effizienter zusammenzuarbeiten. Ungeplante Rehospitalisierungen sind oft ein Ausdruck von Versorgungsbrüchen und einem lückenhaften Informationsaustausch. Unter diesen systemgenerierten Problemen leidet die Qualität der Versorgung. Das geht für die Patientinnen und Patienten nachweislich mit einer höheren Mortalität einher. Wir wollen daher die Versorgung bei jenen, die ein erhöhtes Risiko für eine Rehospitalisierung haben, stärker als Teamleistung gestalten: interdisziplinär und sektorenübergreifend. Sie haben bereits beschrieben, wo ein erhöhter Versorgungsbedarf besteht – können Sie die Zielgruppe in eliPfad noch genauer beschreiben? Flügel-Bleienheuft: Wir fokussieren uns in eliPfad auf die Gruppe der älteren, chronisch Kranken, die aufgrund häufiger Exazerbationen immer wieder im Krankenhaus landen. Neben kardiologischen Erkrankungen wie KHK und Herzinsuffizienz gehören dazu auch COPD, Diabetes mellitus und Niereninsuffizienz. Die Patientinnen und Patienten, von denen wir wissen, dass für sie ein erhöhtes Risiko für ungeplante Rehospitalisierungen besteht, werden noch während ihres Klinikaufenthaltes in die Studie eingeschlossen. Haben interessierte Niedergelassene noch die Möglichkeit, an eliPfad teilzunehmen? Flügel-Bleienheuft: Aktuell befinden wir uns noch in Vorbereitung auf die Interventionsphase, der Startschuss fällt dann im September. Dafür möchten wir unbedingt noch mehr Kolleginnen und Kollegen gewinnen. Besonders diejenigen, die in der Versorgung unserer Zielgruppe der multimorbiden, chronisch Kranken hausärztlich tätig sind, sind für das Projekt essenziell. Interessierte können direkt auf die Studienstandorte zugehen, dort wird es vor Start des Projektes Veranstaltungen für Niedergelassene geben. Falls Patientinnen und Patienten der niedergelassenen Ärzte im Rahmen ihres stationären Aufenthaltes in die Interventionsgruppe der Studie eingeschlossen werden, werden die behandelnden Haus- oder Fachärztinnen und -ärzte aber in jedem Fall vonseiten der Klinik kontaktiert. So können Niedergelassene noch im Laufe des Projekts an eliPfad teilnehmen. Das Interview führte Nora Wisniowski von der figus GmbH, Privates Forschungsinstitut für Gesundheits- und Systemgestaltung. eliPfad steht für „Personalisierter, interdisziplinärer Patientenpfad zur sektorenübergreifenden Versorgung multimorbider Patientinnen und Patienten“. Das Projekt wird mit 12,7 Millionen Euro über vier Jahre vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses gefördert. Ziel von eliPfad ist es, dass ältere multimorbide Menschen seltener akut rehospitalisiert werden. Dafür werden sie smart versorgt und sektorenübergreifend vernetzt behandelt. eliPfad wird an den folgenden Standorten eingerichtet: Universitätsklinikum Köln Universitätsklinik RWTH Aachen Klinikum Dortmund St. Franziskus-Stiftung Münster Herz-Jesu-Krankenhaus Hiltrup Marien-Hospital Herne Weitere Informationen zum Projekt und zur Teilnahme als niedergelassener Arzt oder Ärztin erhalten Sie auf der Homepage unter elipfad.de/ oder per E-Mail an info@elipfad.de

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