Rheinisches Ärzteblatt 8/2023

Mein Beruf Rheinisches Ärzteblatt / Heft 8 /2023 47 Foto: Bayer 04 Leverkusen Als begeisterter Fußballfan hat Dr. Philipp Ehrenstein sein Hobby zum Beruf gemacht. Seit 2015 ist der 46-Jährige Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie Mannschaftsarzt beim Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen. Zuvor betreute der gebürtige Leverkusener unter anderem die Spieler von Fortuna Düsseldorf und das Team der Düsseldorfer Eishockeygemeinschaft als Mannschaftsarzt. Seit 2019 ist Ehrenstein mit eigener Praxis in Düsseldorf niedergelassen. Zudem ist er leitender Arzt an der Helios Sportklinik Uerdingen. I ch treffe in erster Linie Entscheidungen über Behandlungsstrategien, stelle Diagnosen und begleite die Reha-Verläufe der Spieler. Dr. Philipp Ehrenstein, Orthopäde und Mannschaftsarzt bei Bayer 04 Leverkusen „Der Sport ist der rote Faden in meinem Berufsleben“ Job, Beruf, Berufung? – An dieser Stelle berichten junge Ärztinnen und Ärzte über ihren Weg in den Beruf, darüber, was sie antreibt und warum sie – trotz mancher Widrigkeiten – gerne Ärzte sind. Herr Dr. Ehrenstein, warum sind Sie Arzt geworden? Ehrenstein: Ich bin über den Sport in die Medizin gekommen, durch ein Schlüsselerlebnis. Als Jugendlicher habe ich mit großer Begeisterung Feldhockey gespielt, bis mich im Alter von 15 Jahren eine Schambeinentzündung zu einer sportlichen Pause von fast einem Jahr gezwungen hat. Da habe ich mir gedacht: Das muss man besser diagnostizieren und behandeln können. So fiel meine Entscheidung, Arzt zu werden. Was hat den Ausschlag für Ihre Fächerwahl gegeben? Ehrenstein: Im Studium an der RWTH Aachen bin ich früh mit der Orthopädie in Kontakt gekommen und habe gemerkt, dass mir die Lösung von mechanischen Problemen große Freude bereitet. Ich mochte schon in der Schule Mathematik, Statik und logisches Denken – all das vereint die Orthopädie mit ihren physikalischen Gesetzen. Außerdem halte ich mich für handwerklich geschickt und habe daher eine Leidenschaft fürs Operieren. „normalen“ Patienten, denn häufig unterscheidet sich das Therapieziel. Da geht es nicht nur darum, ein für den individuellen Patienten gutes Reha-Konzept zu erstellen, sondern man muss neben dem Spieler auch den Verein für dieses Konzept gewinnen. B ei einem Spiel habe ich immer ein Auge auf die Spieler. Die sportlichen Ergebnisse schaue ich mir erst im Nachgang an. A ls Mannschaftsarzt verbinde ich mein Hobby mit meinem Beruf. Wie sieht ein typischer Tag für Sie aus? Ehrenstein: Ich treffe in erster Linie Entscheidungen über Behandlungsstrategien, stelle Diagnosen und begleite die Reha-Verläufe der Spieler. Prävention gehört auch dazu. An einem normalen Trainingsalltag komme ich mit den Trainern, Athletiktrainern und Physios morgens zusammen, um mir die verletzten und angeschlagenen Spieler anzuschauen und die Belastung des Tages zu planen. In Absprache mit dem Trainerteam entscheiden wir als medizinische Abteilung, welcher Spieler beim Training teilnehmen kann und wen wir besser rauslassen. Bei den Spielern, die nicht am Training teilnehmen, schaue ich mir die Heilungsverläufe an und führe beispielsweise Kraftmessungen durch. Wenn ich Heim- und Auswärtsspiele betreue, sind meine Augen nicht auf den Ball, sondern auf die Spieler gerichtet. Ein besonderes Auge habe ich auf die Zweikämpfe, wobei die meisten Fouls nach Ballabgabe geschehen. Spieler, die in der ersten Halbzeit einen Treffer abgekriegt haben, steuere ich in der Pause an und frage nach, wie es ihnen geht. Ob ein angeschlagener Spieler ausgewechselt wird, ist aber letztlich die Entscheidung des Trainers. Als Arzt habe ich eine beratende Funktion inne. Was mögen Sie besonders an Ihrem Beruf und was überhaupt nicht? Ehrenstein: Was ich am meisten mag, ist natürlich immer noch das Operieren (lacht). Mein Schwerpunkt liegt auf der Knie-, Schulter-, und Sprunggelenks-Arthroskopie sowie der Kreuzbandchirurgie. Neben meiner Tätigkeit bei Bayer 04 habe ich in meiner Privatpraxis in Düsseldorf und als leitender Arzt an der Helios Sportklinik Uerdingen dazu die Gelegenheit. Es erfüllt mich mit großer Zufriedenheit, wenn ich eine Operation plane, durchführe und sehe, dass alles gut verläuft. Belastende Momente sind für mich diejenigen, in denen Behandlungspläne nicht aufgehen. Aus solchen Erfahrungen versuche ich wiederum, meine Lehren zu ziehen, um mich zu verbessern. Das Interview führte Marc Strohm. Wie verlief der Start in den Beruf? Ehrenstein: Als Assistenzarzt habe ich die Spieler von Fortuna Düsseldorf betreut, die in meinem damaligen Krankenhaus in Köln versorgt wurden, wodurch ich einen Berührungspunkt zum Sport hatte. Der Kontakt hat dazu geführt, dass ich Mannschaftsarzt bei der Fortuna wurde. So konnte ich Hobby und Beruf verbinden. Später ist Bayer 04 Leverkusen auf mich aufmerksam geworden. Die Arbeit in einem Bundesliga-Verein, in dem man Profisportler betreut, birgt völlig andere Herausforderungen als die Arbeit mit

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