Rheinisches Ärzteblatt 9/2023

Thema 12 Rheinisches Ärzteblatt / Heft 9 / 2023 Der Aussage, dass eine gute Kommunikation zwischen Arzt/Ärztin und Patient/Patientin wesentlich zum medizinischen Behandlungserfolg beiträgt, wird wohl niemand mehr widersprechen. Kommunikation gelte deshalb heute als eine zentrale Kompetenz des Arztseins, betonte Dr. André Karger, Oberarzt am Klinischen Institut für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und Leiter des Bereichs Psychoonkologie am UniversitätsTumorzentrum, Universitätsklinikum Düsseldorf, der gemeinsam mit Professorin Dr. Susanne Schwalen, Geschäftsführende Ärztin der Ärztekammer Nordrhein, das Kammersymposium zu der Fragestellung „Wieviel Kommunikation steckt im medizinischen Alltag“ moderierte. Das Erlernen der für eine gute Kommunikation erforderlichen Fertigkeiten sei mittlerweile in der medizinischen Ausbildung bereits curricular gut eingebunden. Die Bewältigung schwieriger Gesprächskonstellationen, wie etwa das Überbringen schlechter Nachrichten, werde mittlerweile in vielen Studiengängen mit Simulationspersonen trainiert, kommunikative Kompetenzen würden im Zuge der Ausbildung überprüft, heißt es dazu in dem von der Ärztekammer Nordrhein herausgegebenen Leitfaden „Kommunikation im medizinischen Alltag“. Weniger verpflichtend ist laut Karger die Vermittlung kommunikativer Kompetenz in der Weiterbildung geregelt – ein Umstand, der noch von weiteren Referenten im Laufe der Veranstaltung angesprochen wurde, darunter auch vom Präsidenten der Ärztekammer Nordrhein, Rudolf Henke. „Ich wäre sehr dafür, dass man in den klinischen Fächern die Kommunikation in der Weiterbildung curricular verankert“, merkte er an, wies allerdings gleichzeitig darauf hin, dass hierzu in den zuständigen Gremien noch Diskussionsbedarf bestehe. Es möge Ärztinnen und Ärzte geben, die den Anforderungen von sich aus gerecht werden, so Henke, für die meisten Ärztinnen und Ärzte aber gelte, dass die Regeln der guten Kommunikation schlicht und einfach zu erlernen seien und dass dies systematisch in Aus-, Weiter- und Fortbildung praktiziert werden müsse. Zuhören und verständlich erklären Aus Sicht der Ärztekammer Nordrhein zähle eine gute Kommunikationsfähigkeit im Patientenkontakt zu den ärztlichen Kernkompetenzen; Patientinnen und Patienten wünschten sich zugewandte Ärzte, die aufmerksam zuhören und verständlich erklären, betonte Henke. „Diagnose- und Therapiefreiheit bedeutet heute, die Entscheidung während einer Behandlung ganz individuell im Dialog mit dem Patienten in einem ausbalancierten Verhältnis von empathischer Nähe und professioneller Distanz zu treffen.“ Nur wenn diese Kommunikation gelinge, entwickelten Patienten nachhaltig Vertrauen in ihren Arzt, und genau dieses Vertrauensverhältnis sei es, was die Patient-Arzt-­ Beziehung qualitativ hinaushebe über einen KundenDienstleister-Vertrag, erläuterte Henke. Kommunikation als ärztliche Kernkompetenz Das Interesse der Ärztinnen und Ärzte am Thema „Kommunikation im medizinischen Alltag“ ist groß – darauf lässt zumindest der nicht abreißende Strom an Bestellungen des dazu von der Ärztekammer Nordrhein herausgegebenen Leitfadens schließen. Was lag also näher, als sich nach Corona im ersten Kammersymposium, das wieder als Präsenzveranstaltung stattfand, mit diesem Thema zu befassen. Hierbei wurde auch deutlich: Gute Kommunikation ist Ärztinnen und Ärzten nicht in die Wiege gelegt, aber sie ist lernbar. von Thomas Gerst Foto: Kateryna Kovarzh/istockphoto.com

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