Rheinisches Ärzteblatt 9/2023

Thema Rheinisches Ärzteblatt / Heft 9 / 2023 13 stützung durch die Klinikleitung, da die für die Kommunikationsschulung vorzusehenden Unterrichtseinheiten kompensiert werden müssten. Beim Symposium verwies er auf eine Befragung urologischer Weiterbildungsassistenten, nach der gerade bei belastenden Situationen, etwa dem Überbringen schlechter Nachrichten oder dem Ansprechen von Tabuthemen, die eigene kommunikative Kompetenz als unzureichend wahrgenommen worden sei. Mit der kürzlich veröffentlichten KomMent-Studie sei gezeigt worden, dass die Integration eines 80 Unterrichtseinheiten umfassenden Kommunikationstrainings in die Weiterbildung an einer Klinik mit uroonkologischem Schwerpunkt erfolgreich durchführbar sei. Das Kommunikationstraining habe sechs Präsenzworkshops (50 Unterrichtseinheiten) und eine Teamsupervision (10 UE) umfasst. Für das individuelle arbeitsplatzbasierte Training (20 UE) habe es sechs definierte Settings gegeben: Visite, Übergabe, Befundmitteilung, Aufnahme- und Entlassgespräch sowie ein Wunschsetting. Von den teilnehmenden Ärzten sei das sehr positiv bewertet worden; auf die Gespräche mit Patienten und Angehörigen seien sie so besser vorbereitet gewesen. Für Professor Dr. Uwe Janssens, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Internistische Intensivmedizin am St.-Antonius-Hospital, Eschweiler, steht außer Frage, dass die Vermittlung bestimmter kommunikativer Kompetenzen, wie etwa Gesprächsführung in schwierigen Situationen oder Besprechungen mit Angehörigen und Zugehörigen, im Rahmen der Weiterbildungsordnung stärker berücksichtigt werden sollte. Gerade auch auf einer Intensivstation seien diese Fähigkeiten enorm wichtig in der Steuerung der Behandlung schwerstkranker Patienten mit einem hohen Sterberisiko. „Die Kommunikation im Behandlungsteam, mit dem Patienten und seinen Zugehörigen beziehungsweise mit seinen juristischen Stellvertretern über die patientenzentrierten Therapieziele ist die Grundvoraussetzung für eine sinnvolle Indikationsstellung, die nur in einem gemeinsamen Entscheidungsprozess erfolgen kann“, führte Janssens aus. Nur mithilfe solcher regelmäßigen Gespräche könne im Rahmen der Intensivbehandlung vermieden werden, dass eine nicht angemessene und eventuell sogar sinnlose Behandlung durchgeführt werde. Intuition allein reicht nicht Janssens verwies auf Studien, die zeigten, wie wichtig gerade in der Intensivmedizin die Umsetzung kommunikativer Strategien ist. Dort gebe es das Problem des zunehmenden Alters der Patienten und damit einhergehender kommunikativer Defizite, die Zahl der Todesfälle im Krankenhaus mit Inanspruchnahme von Intensivtherapie nehme kontinuierlich zu, Intensivstationen würden zunehmend Orte des Sterbens. Diese Belastung führe auf der Intensivstation im Beziehungsgeflecht von Patient, Behandlungsteam und Angehörigen zu verschiedenen Konfliktkonstellationen. So litten beispielsweise zwei Drittel aller Angehörigen von Intensivpatienten unter Angst oder Depression, was laut Janssens auch auf eine unzureichende Kommunikation mit dem Behandlungsteam zurückzuführen sei. Die verantwortlichen Ärztinnen und Ärzte sollten in der Lage sein, ein Behandlungsteam so zu führen, dass alle Beteiligten zur Sprache kommen, ihre Meinung äußern und diese auch zur Geltung bringen können. Intuition allein reiche hierfür nicht aus, es bedürfe einer kontinuierlichen Schulung in Aus- und Weiterbildung. Für Janssens gehört es zur Kernaufgabe eines Krankenhauses, dass es mit der Kommunikation klappt, was zumeist noch nicht der Fall sei. Implementierung in die Weiterbildung Auch Professor Dr. Markus Giessing aus der Klinik für Urologie der Kliniken Maria Hilf in Mönchengladbach bewertet Kommunikationsschulung als essenziell in der Medizin. Deshalb sollte ein solches Training verpflichtend in die Weiterbildungsordnung aufgenommen werden. Für eine erfolgreiche Implementierung bedürfe es aber zugleich der uneingeschränkten Unter­ „Die informierten, vielleicht auch angesichts medialer Möglichkeiten gründlicher als früher aufgeklärten, kritischer gewordenen Patientinnen und Patienten stellen neue Anforderungen an die ärztliche Kommunikationsfähigkeit.“ Rudolf Henke, Präsident der Ärztekammer Nordrhein Foto: Jochen Rolfes Überarbeitete Auflage erschienen www.aekno.de Kommunikation im medizinischen Alltag Ein Leitfaden für die Praxis Ärztekammer Nordrhein Tersteegenstraße 9 40474 Düsseldorf Kommunikation vermitteln Atmosphäre wechselseitig Beziehung direkt indirekt Austausch Mimik Gestik Sprache Informationen Interatkion Wissen Gesprächstechniken Empathie Wahrnehmung Haltung Erfahrung Der Leitfaden „Kommunikation im medizinischen Alltag“ kann kostenfrei bei der Pressestelle der Ärztekammer Nordrhein, E-Mail: pressestelle@aekno.de, Tel.: 0211 4302-2011, Fax: 0211 4302-2019 angefordert oder unter www.aekno.de/ leitfaden-kommunikation abgerufen werden. Er steht auch als Onlineversion zur Verfügung.

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