Rheinisches Ärzteblatt 9/2024

Rheinisches Ärzteblatt / Heft 9 / 2024 17 Spezial Ausreichende Bewegung und gesunde Ernährung als Kinderrechte stehen in diesem Jahr anlässlich des Weltkindertags in Köln am 22. September im Rheinauhafen auch im Fokus des gemeinnützigen Vereins Domspitzen. Dazu haben die Domspitzen in Kooperation mit dem Deutschen Sport & Olympia Museum sowie dem Kölner „KinderSportFest“ einen Kinder-Sportparcours organisiert. „Auf mehrere Stationen verteilt können sich die Kinder in verschiedenen Sportarten ausprobieren“, erklärte dazu der Vorsitzende der Domspitzen Dr. Dr. Benjamin Fritz. Auch weit über den Weltkindertag hinaus setzt sich der Verein seit fast 25 Jahren für kranke und hilfsbedürftige Kinder ein: So stellten die Domspitzen im vergangenen Jahr unter anderem Geld für Schwimmkleidung, Schwimmbretter und Tauchmaterialien bereit, um Kinder aus sozial schwachen Familien an der Förderschule „Alter Mühlweg“ beim Erwerb von Schwimmabzeichen zu motivieren und zu unterstützen. Nicht zuletzt bietet die Lebenswelt Schule vielfältige Möglichkeiten, um die Gesundheit von Kindern zu stärken. Dass insbesondere in Kitas und Schulen eine gesunde und vorwiegend pflanzliche Ernährung mit saisonalen und möglichst regionalen Lebensmitteln umgesetzt wird, sieht die von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir Anfang des Jahres vorgestellte Ernährungsstrategie „Gutes Essen für Deutschland“ vor. Dabei sollen die Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung bis 2030 verbindlich etabliert werden. Bereits im vergangenen Jahr legte Özdemir einen Gesetzentwurf für ein Werbeverbot für Lebensmittel vor, die zu viel Zucker, Fett und Salz enthalten, insbesondere wenn sich diese Werbung speziell an Kinder richtet. Vorgesehen ist unter anderem ein Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel im Fernsehen zu bestimmten Uhrzeiten sowie eine Bannmeile für entsprechende Plakatwerbung rund um Schulen und Kitas. Derzeit befinde sich der Gesetzentwurf in der Abstimmung mit den anderen Ressorts, heißt es auf der Homepage des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Ein breites Bündnis aus mehr als 35 Organisationen, Verbänden und Initiativen aus der Medizin, der Gesundheitsförderung, dem Verbraucherschutz und dem Kinder- und Jugendschutz bemängelte Mitte Juni diesen „Stillstand“, darunter der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte, die Deutsche Diabetes Gesellschaft sowie die Bundesärztekammer. In einem an Bundeskanzler Olaf Scholz gerichteten offenen Brief forderte das Bündnis eine rasche Umsetzung des geplanten Gesetzes. „Die Ampel-Koalition hat den klaren Auftrag aus dem Koalitionsvertrag, den Schutz der Kinder vor Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- und Salzgehalt sicherzustellen. Effektive Regelungen sind überfällig und dürfen nicht scheitern“, heißt es in dem Schreiben. Als mögliches Mittel, um die Adipositaszahlen und die damit verbundenen Erkrankungen wie Diabetes zu verringern, empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation eine Sondersteuer auf zuckerhaltige Getränke. Etliche Länder haben eine solche „Zuckersteuer“ bereits eingeführt. Großbritannien erhebt seit 2018 eine entsprechende Steuer. Seither sei nicht nur der Zuckergehalt in den Getränken gesunken, auch die Zahl der fettleibigen Jugendlichen sei rückläufig, zeigte eine Studie der Cambridge University. Insbesondere in den sozial schwächeren Gegenden habe sich bei den zehn- bis elfjährigen Mädchen das relative Risiko für Fettleibigkeit um neun Prozent verringert. Auch in Deutschland wird inzwischen über die Einführung einer Zuckersteuer diskutiert. Erst kürzlich sprachen sich neun Verbraucherschutzminister der Länder auf der Verbraucherschutzministerkonferenz für eine solche Steuer aus. Unterstützt wird dieses Anliegen auch von der Ärzteschaft. So befürwortete Bundesärztekammerpräsident Dr. Klaus Reinhardt beispielsweise, neben Alkohol und Tabak auch zuckerhaltige Lebensmittel steuerlich zu belasten. Daraus könnten dann beispielsweise Präventionsprogramme finanziert werden. Das Projekt frühstArt – gefördert durch den Gemeinsamen Bundesausschuss – ist ein Versorgungsangebot für adipöse Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren. Am Projekt teilnehmen können Kinder- und Jugendärzte, die ihre kleinen Patienten in das Programm einschreiben und den Fortschritt beim Abnehmen verfolgen. Die Pädiater arbeiten eng mit den Coaches zusammen. Teilnehmen können alle Pädiater aus Nordrhein. Interessierte Ärztinnen und Ärzte können sich direkt an das Projektteam wenden unter: E-Mail: fruehstart@uk-koeln.de, Tel.: 0221 478 309-19 / -22. Der gemeinnützige Verein Domspitzen e.V. hat sich die Hilfe und Unterstützung von kranken und benachteiligten Kindern zur Aufgabe gemacht. Unter dem Motto „Kinderleicht helfen“ sammelt der Verein unter anderem Geld für Hilfsprojekte. Weitere Informationen zu den Domspitzen unter: www.domspitzen.org. Aktiv werden Wie sich mehr Bewegung einfach in den Schulalltag integrieren lässt, zeigt die Bewegungsbox des Präven- tionsprogramms Gesund macht Schule von Ärztekammer Nordrhein und AOK Rheinland/ Hamburg. Auf über einhundert Karteikarten finden Lehrkräfte und Mitarbeitende des Ganztages praxistaugliche Bewegungsideen, mit denen Koordinationsfähigkeit und motorische Geschicklichkeit gefördert und die Muskulatur der Schülerinnen und Schüler gestärkt werden kann. Mehr Informationen zur Bewegungsbox unter www.gesundmachtschule.de/programm/bewegung-und-entspannung Mehr Bewegung im Schulalltag Foto: Tina Ennen

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