Rheinisches Ärzteblatt / Heft 9 / 2024 23 Praxis Mehr Verständnis durch Perspektivwechsel: KV Nordrhein lädt zum Runden Tisch Mit dem „NotfallGesetz“ schickt sich der Gesetzgeber an, die Akut- und Notfallversorgung grundlegend zu reformieren. Ziel ist es, Patienten künftig noch zielgerichteter behandeln zu können. Ein enger Schulterschluss ist gefragt. Im Rahmen eines Runden Tisches trafen sich auf Initiative der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein Anfang Juli alle an der Akut- und Notfallversorgung beteiligten Player aus Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf, um sich über Strategien zur Vernetzung zu beraten. von Jana Meyer und Thomas Lillig „Wir werden die Akut- und Notfallversorgung nicht im Alleingang und ohne unsere Partner reformieren können, sondern nur gemeinsam. Bei diesem Kick-off-Treffen geht es nicht darum, unbedingt sofort Lösungen präsentieren zu können, sondern in erster Linie einmal darauf zu schauen, wo in den verschiedenen Leistungsbereichen der Schuh drückt und welche unterschiedlichen Bedarfe und Wünsche es gibt“, sagte Thorsten Hagemann, Leiter der Stabsstelle eHealth bei der KV Nordrhein, der den Runden Tisch moderierte. Im Vordergrund stand, die Perspektiven der jeweiligen Partner kennenzulernen, um dadurch ein Gesamtbild der Situation zu erhalten. Diese ist nach Ansicht der beiden KVen des Landes unter anderem dadurch erschwert, dass nur begrenzte Ressourcen zur Verfügung stehen, sowohl in personeller als auch in finanzieller Hinsicht. Es sei daher für die KVen ein „Schmerzpunkt“, dass der Ressourcenknappheit Forder- ungen nach einem Rund-um-die-Uhr- Bereitschaftsdienst und einem Trend zur Verstetigung von Parallelstrukturen zur Regelversorgung gegenüberstünden. Darüber hinaus belasteten ungesteuerte Patientenbewegungen die Effizienz des Systems, genauso wie das Nebeneinander uneinheitlicher IT-Systeme und zu viel Bürokratie. Dem stationären Sektor, vertreten durch Führungskräfte der Not- aufnahmen aus fünf Kliniken, macht die wachsende Zahl von Patientinnen und Patienten Sorgen, die die Notaufnahmen auch mit Bagatellerkrankungen aufsuchen. Das seien mitunter auch Menschen, die wüssten, dass sie in der Notaufnahme falsch sind, im ambulanten Sektor aber keinen Behandlungstermin bekommen würden. Auch die Leiter von sieben Rettungs- leitstellen aus NRW berichteten von missbräuchlichen Inanspruchnahmen. Möglich werde das durch falsche Rahmen- bedingungen. „Der Rettungsdienst wird nur für den Transport der Patientinnen und Patienten bezahlt. Wenn wir nicht transportieren, bekommen wir kein Geld für unsere Leistung“, stellte Hanjo Groetschel klar, der als Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes im Kreis Borken aktiv ist. Ursache dafür, dass die 112 angerufen werde, sei häufig aber auch Hilflosigkeit im System und dass die Patienten nicht wüssten, dass sie zum Beispiel auch die Nummer des ambulanten Notdienstes, die 116 117, hätten anrufen können. Mängel bei Erstkontakten Wo hakt es bei den Kostenträgern? Die zwölf Vertreterinnen und Vertreter der Krankenkassen und deren Verbände, die an dem Treffen teilnahmen, benannten unter anderem die Vielfältigkeit und damit das undurchsichtige und ressourcenintensive Versorgungssystem, das mit seinen Schnittstellen zu Zeitverzug bei der Behandlung führen könne. Rückmeldungen aus der Patientenschaft verwiesen außerdem bisweilen auf Mängel bei den Erstkontakten, wenn Auf dem Weg zur gemeinsamen Vision: Im Juli kamen die Partner der Akut- und Notfallversorgung bei der KV Nordrhein im Düsseldorfer Haus der Ärzteschaft zusammen, um digitale Transformation gemeinsam zu denken und Lösungsansätze zu diskutieren. Foto: Malinka | KVNO
RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=