Rheinisches Ärzteblatt 10/2023

Gesundheits- und Sozialpolitik Rheinisches Ärzteblatt / Heft 10 / 2023 19 pläne des Gesetzgebers ließen für die Praxen allerdings „nichts Sinnhaftes erkennen“. Statt des von der Bundesregierung angekündigten Bürokratieabbaus, nehme die Belastung der niedergelassenen Vertragsärzteschaft künftig noch weiter zu – zum Beispiel bei der geplanten Anwendung der elektronischen Patientenakte (ePA). „Obwohl sie eigentlich automatisch befüllbar sein sollte, hat das Bundesgesundheitsministerium kürzlich selbst errechnet, dass das Befüllen teils mehrere Hinblick auf die demografische Entwicklung. Gleichzeitig veränderten sich die Strukturen in der ambulanten Versorgung, so werde etwa die ,Arztzeit‘ immer knapper, weil immer mehr Ärztinnen und Ärzte als Angestellte oder in Teilzeit arbeiteten. Am 8. September fand die Vertreterversammlung (VV) der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) erstmals im neuen Service- und Beratungszentrum der KV in Köln statt. Hauptthema: der berufspolitische Status quo des ambulanten Systems von Christopher Schneider Arztpraxen vor dem Kollaps: Gleich zu Beginn der Vertreterversammlung der KVNO wies deren Vorstandsvorsitzender, Dr. Frank Bergmann, auf die derzeitigen Missstände in der ambulanten Versorgung hin. Die große öffentliche Krisensitzung der niedergelassenen Ärzteschaft am 18. August in Berlin sei ein wichtiges und starkes Zeichen gegen die Schieflage in der ambulanten Versorgung gewesen, betonte er. Rund 50 Vertreterinnen und Vertreter der KV Nordrhein hatten dort vor Ort die sieben zentralen Forderungen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und der LänderKVen mit Nachdruck unterstützt (siehe auch „Krisentreffen in Berlin“ auf Seiten 21 f.). „Es war immens wichtig, dass wir auf die derzeitige Unterfinanzierung des ambulanten Systems, den Fachkräftemangel oder auch die Mängel bei der Digitalisierung öffentlich aufmerksam gemacht haben“, bilanzierte Bergmann bei der VV in Köln. Kritik an der Bundespolitik Insgesamt waren im August in Berlin 800 Funktionsträger aus der Vertragsärzteschaft zusammengekommen, um ihren Forderungen mit Blick auf die laufenden Honorarverhandlungen mit den gesetzlichen Krankenkassen Ausdruck zu verleihen. „Es ging dabei nicht um berufspolitische Partikularinteressen, sondern um die Zukunft der Vertragsärzteschaft insgesamt. Es ist nicht zu fassen, dass die absolut berechtigten Anliegen der niedergelassenen Vertragsärztinnen und -ärzte so wenig Beachtung finden“, sagte Bergmann. „Es kommen sehr herausfordernde Zeiten auf uns zu.“ Dazu gehörten Veränderungen in der Gesellschaft im Die Praxen brauchen bessere Rahmenbedingungen Diskutierten im Anschluss an die Vertretersammlung unter anderem über die vertragsärztlichen Honorare: KVNO-Vorsitzender Dr. Frank Bergmann (l.) und KBV-Chef Dr. Andreas Gassen. Foto: KV Nordrhein Bisherige Maßnahmen reichten nicht aus, um den Status quo zu erhalten, zeigte sich der KVNO-Chef überzeugt. „Wir werden als Selbstverwaltung aber die richtigen Konzepte entwickeln – Teampraxen und Gesundheitszentren könnten hier ein Lösungsansatz sein.“ Digitalisierung mit praktischem Nutzen Der KVNO-Vorstand forderte außerdem erneut eine sinnvolle und für die Praxen im Alltag entlastende Digitalisierung. „Unsere Praxen sind bereits zum Groß- teil digital organisiert und wir arbeiten bereits weitgehend digital“, betonte Dr. Carsten König, stellvertretender KVNO-­ Vorsitzender. Die momentanen ReformMinuten dauern kann. Hochgerechnet auf 50 Patientinnen und Patienten an einem Praxistag kommt da schon einiges an Zeit zusammen. Das wird klar zulasten der Behandlungszeit und somit auch der Patientinnen und Patienten gehen“, kommentierte König. Auch das eRezept habe in den Praxen bisher nicht zu unkomplizierteren oder zeitsparenden Abläufen beigetragen. Vorbild: Antragsmanagement der KVNO Wie Digitalisierung indes erfolgreich gelingen kann, zeigt sich KVNO-Vize König zufolge im digitalen Antragsmanagement der KVNO: „Wir werden bis Ende September voraussichtlich alle Anträge der Qualitäts­

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