Rheinisches Ärzteblatt 10/2023

28 Rheinisches Ärzteblatt / Heft 10 / 2023 Wissenschaft und Fortbildung – Zertifizierte Kasuistik – Folge 78 Diagnostische und therapeutische Überlegungen von Sonja Haas, Christian P. Strassburg, Jacob Nattermann, Philipp Lutz Anamnese Eine 59-jährige Patientin stellte sich zur Abklärung erhöhter cholestatischer Leberparameter erstmalig in unserer hepatologisch-gastroenterologischen Ambulanz vor. Die Laborwertveränderungen waren initial im Rahmen einer intensivmedizinischen Behandlung einer Subarachnoidalblutung vier Monate zuvor in einer externen Klinik aufgefallen. Dort hatte sich eine Erhöhung der gamma-GT (bis > 2.400 U/l), der alkalischen Phosphatase (bis > 900 U/l) sowie der Transaminasen (bis 83 U/l) ohne eine Erhöhung des Serumbilirubins gezeigt. Diese Veränderungen waren im Verlauf des stationären Aufenthalts anhaltend. Zur Höhe der Leberwerte vor der intrakraniellen Blutung ließ sich nichts eruieren. In einer Sonografie des Abdomens waren extern eine Hepatomegalie und eine Wandverdickung des Ductus hepatocholedochus beschrieben worden. Eine Gallengangdarstellung mittels endoskopisch retrograder Cholangiopankreatikografie (ERCP) oder Magnetresonanz-Cholangio-pankreatikografie (MRCP) oder eine Leberbiopsie waren nicht erfolgt. Zum Vorstellungszeitpunkt berichtete die Patientin, nicht an Juckreiz oder Diarrhoen zu leiden. Alkohol trinke sie nur wenig. Die Familienanamnese war bezüglich Lebererkrankungen leer. Die Dauermedikation bestand zum Vorstellungszeitpunkt aus Apixaban, Metoprolol, L-Thyroxin, Pantoprazol sowie Etoricoxib bei Bedarf. Untersuchungsbefunde Klinisch ergab sich bezüglich einer Lebererkrankung ein unauffälliger Befund. Labor: Lebervirusserologie: Negativbefunde Hepatitis A: Anti-HAV; Hepatitis B: Anti-HBc, Anti-HBs, HBs-Antigen; Hepatitis C: Anti-HCV. Immunologische Normalbefunde für ANA, pANCA, cANCA, AMA, LKM, ASMA. Sonographisch zeigte sich das Bild einer diffusen Gallengangserkrankung. Professor Dr. Christian P. Strassburg ist Klinikdirektor der Medizinischen Klinik und Poliklinik I des Universitätsklinikums Bonn. Professor Dr. Jacob Nattermann ist sein Stellvertreter. Sonja Haas sowie Privatdozent Dr. Philipp Lutz sind dort tätig. Professor Dr. Malte Ludwig ist ambulant als Angiologe am Zentrum für Kardiologie am Klinikum Starnberg tätig. Er koordiniert und begleitet die Reihe inhaltlich. Patientin ohne Ikterus mit schwerer cholestatischer Hepatopathie Proteine Laborwert Einheit Referenzwert CRP 63 mg/l 0 – 3 alpha1-Antitrypsin 2,4 g/l 0,9 – 2 Hämatologie Laborwert Einheit Referenzwert Leukozyten 7,57 G/l 3,9 – 10,2 Erythrozyten 3,6 T/l 3,9 – 5,2 Hb 9,5 g/dl 12 – 15,6 Hämatokrit 31 % 35,5 – 45,5 Klinische Chemie Laborwert Einheit Referenzwert Natrium 141 mmol/l 136 – 145 Kalium 4,17 mmol/l 3,5 – 5,1 Kupfer 173 µg/dl 68 – 169 Gesamtbilirubin 0,39 md/dl 0,9 Bilirubin indirekt 0,07 md/dl 0 – 0,8 Bilirubin direkt 0,32 md/dl 0 – 0,3 gamma-GT 37 C 2628 U/l 40 ALT (GPT) 37 C 58 U/l < 35 AST (GOT) 37 C 64 U/l < 35 Cholinesterase 5446 U/l 5320 – 12920 Alkalische Phosphatase 37 C 1279 U/l 35 – 105 Lipase 37 C 59 U/l 13 – 60 Ultraschallbild von Leber und Gallengängen der Patientin. Quelle: Universitätsklinik Bonn

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