Rheinisches Ärzteblatt 10/2023

Mein Beruf Rheinisches Ärzteblatt / Heft 10 /2023 55 antwortlich. Als Offiziere wechseln wir ungefähr alle drei Jahre den Standort, um verschiedene Bereiche der Bundeswehr kennenzulernen. Ich war sehr glücklich, als ich nach drei Jahren bei der NATO die Möglichkeit Foto: Bundeswehr/Stephan Ink Dr. Claudia Bartel begann ihre militärische Karriere nach ihrem Abitur im Jahr 2010. Nach der soldatischen Grundausbildung bei der Marine studierte sie Medizin in Münster. Ihre internistische Weiterbildung begann sie im Hamburger Bundeswehrkrankenhaus, danach folgte eine Zusatz-Weiterbildung zur Fliegerärztin bei der Luftwaffe. Von 2019 bis 2022 war sie als Fliegerärztin bei einem fliegenden Verband der NATO in Geilenkirchen stationiert. Seit April 2022 organisiert die 32-jährige Sanitätsoffizierin Trainingseinheiten für angehende Flugmediziner im Zentrum für Luft- und Raumfahrtmedizin der Luftwaffe in Köln. bekommen habe, im Zentrum für Luft- und Raumfahrtmedizin der Luftwaffe anzufangen. Dort kann ich jetzt seit dem vergangenen Jahr Erfahrungen im Bereich „Führung und Ausbildung“ sammeln. Wie sieht ein typischer Tag für Sie aus? Bartel: Bei der NATO habe ich neben der hausärztlichen Betreuung des Personals die Piloten auf ihre Flugtauglichkeit begutachtet und unsere Führung zu gesundheitlichen Fragen, wie etwa der Ernährung der Piloten, beraten. Die Arbeit mit den Patienten hat mir sehr gefallen, weil ich die Soldaten jeweils über längere Zeiträume hinweg betreut habe und sich dadurch ein gutes Vertrauensverhältnis aufbauen konnte. Jetzt, im Zentrum für Luft- und Raumfahrtmedizin, ist die Lehre der Schwerpunkt meiner Tätigkeit. Hier organisiere ich als Dezernatsleiterin Trainings für angehende Flugmediziner, lade Referenten ein, halte selbst Vorträge und gewinne zivile Kooperationspartner für die Ausbildung. Damit die angehenden Fliegerärztinnen und -ärzte das Arbeitsumfeld ihrer zukünftigen Patienten und Probanden kennenlernen, stehen aber auch viele Exkursionen an. Das reicht von der Humanzentrifuge bis zum Helikopter und Eurofighter-Verband. Gibt es Einsätze, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind? Bartel: Bei der NATO habe ich meinen Verband auf einer internationalen Übung nach Las Vegas begleitet – ein wirklich besonderes Reiseziel. Aus soldatischer Sicht fand ich die verschiedenen Flugzeuge und Waffensysteme unserer Verbündeten beeindruckend. Während dieser dreiwöchigen Übung habe ich mich um erkrankte Soldaten gekümmert. Ausgerüstet war ich dabei mit diversen Medikamenten und einfachen medizinischen Geräten. Wären Soldaten ernsthaft erkrankt, hätte ich als Vermittler zu den US-amerikanischen Gesundheitseinrichtungen fungiert. Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus? Bartel: Ich möchte mich künftig noch intensiver der Raumfahrtmedizin widmen. Das Zentrum für Luft- und Raumfahrtmedizin der Luftwaffe bietet zum Beispiel die Möglichkeit, einen Flugmediziner zu stellen, der einen Astronauten der ISS vor, während und nach seinem Einsatz berät und versorgt. Die Vorstellung einen Astronauten im Rahmen seiner Weltraummission medizinisch zu betreuen, finde ich sehr spannend. Das Interview führte Marc Strohm Frau Dr. Bartel, wie sind Sie zur Bundeswehr gekommen? Bartel: Nach dem Abitur habe ich bei einer Informationsveranstaltung erfahren, dass man bei der Bundeswehr Medizin studieren kann. Außerdem versprach das Berufsbild des Sanitätsoffiziers viel Abwechslung, denn ich habe die Möglichkeit rein kurativ am Patienten tätig zu sein, aber auch ganz ohne Patientenkontakt im Bereich „Führung und Organisation“ zu arbeiten. Daher habe ich mich im Alter von 18 Jahren für 17 Jahre zum Dienst in der Bundeswehr verpflichtet und es bislang an keinem Tag bereut. Wie verlief der Start in den Beruf? Bartel: Zunächst musste ich eine soldatische Grundausbildung absolvieren. Währenddessen war ich sechs Wochen als Matrose auf der Gorch Fock stationiert, mit der wir nach Gran Canaria gesegelt sind. Dort habe ich ein völlig neues Gefühl von Gemeinschaft erfahren und Freundschaften geschlossen, die zum Teil noch heute bestehen. Die militärischen Übungen waren allerdings körperlich eine echte Herausforderung. Nach der Grundausbildung habe ich an der Universität in Münster ein ganz normales Medizinstudium absolviert und anschließend im Bundeswehrkrankenhaus in Hamburg eine internistische Weiterbildung durchlaufen. Nach der Weiterbildung hatte ich die Möglichkeit, mich zu spezialisieren. Als ehemalige Angehörige der Marine habe ich zunächst über eine Spezialisierung als Schiffsärztin nachgedacht. Dann habe ich mich aber doch für eine Zusatz-Weiterbildung als Fliegerärztin entschieden, denn die Fliegerei fasziniert mich. Vor Kurzem habe ich angefangen, meinen Flugschein zu machen. Der Eurofighter ist zum Beispiel ein beeindruckendes Flugzeug, aber die alten Propellerflugzeuge von Piaggio haben auch ihren Reiz. Meine erste Stelle als Fliegerärztin habe ich im multinationalen Verband der Airborne Early Warning & Control Force, eine Einrichtung der NATO, in Geilenkirchen angetreten und war dort für die hausärztliche Betreuung des fliegenden Personals und Tower-Mitarbeitern aus 17 verschiedenen Nationen verDr. Claudia Bartel, Oberfeldarzt und Fliegerärztin bei der Bundeswehr „Als Fliegerärztin leiste ich einen Beitrag zur Flugsicherheit“ Mir gefällt es sehr, dass ich meine Begeisterung für die Flugmedizin an die kommende Ärztegeneration weitergeben kann.

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