Rheinisches Ärzteblatt 10/2024

10 Rheinisches Ärzteblatt / Heft 10 / 2024 Magazin – Studium und Berufseinstieg Statistik Uni-Absolventen werden jünger Studentinnen und Studenten sind im Durchschnitt 24 Jahre alt, wenn sie den Abschluss ihres Erststudiums absolvieren. Im Vergleich zum Prüfungsjahr 1999 waren sie damit drei Jahre jünger, wie das Statistische Landesamt Nordrhein-Westfalen mitteilte. Insgesamt schlossen 2023 67.115 Personen ihr Erststudium an einer Hochschule im Land ab. Im Jahr 1999, als die „Bologna-Reform” beschlossen wurde, hatte das Durchschnittsalter der Absolventinnen und Absolventen eines Erststudiums noch bei 27 Jahren gelegen. Ein Erststudium wurde 2023 zu fast 90 Prozent mit einem Bachelorabschluss beendet. Neben der „Bologna-Reform“ sorgte in NRW auch die Einführung des verkürzten Abiturs (G8) für eine Verjüngung bei den Studierenden. Mit durchschnittlich 23 Jahren waren die Absolventen der Fächergruppen Mathematik und Naturwissenschaften im vergangenen Abschlussjahr am jüngsten. Die Studierenden der Fächergruppen Humanmedizin und Gesundheitswissenschaften waren mit 26 Jahren am ältesten, wie die Statistiker herausgefunden haben. Das Alter hänge unter anderem von der Regelstudienzeit und dem Studienbeginn ab. Während in den Naturwissenschaften Bachelorstudiengänge mit sechs Semestern Regelstudienzeit üblich sind, haben zum Beispiel die human- und zahnmedizinischen Staatsexamina eine geplante Studiendauer von 13 beziehungsweise elf Semestern. Die gesundheitswissenschaftlichen Bachelorstudiengänge werden häufig in einem Teilzeit- oder dualen Zeitmodell mit längerer Studiendauer angeboten. Zudem beginnen viele Studentinnen und Studenten ein medizinisches oder gesundheitswissenschaftliches Studium später, etwa weil sie zunächst eine Ausbildung absolvieren. Zu den Abschlüssen eines Erststudiums kamen Abschlüsse eines weiteren Studiums hinzu, wie etwa ein Masterstudium. Die Gesamtabsolventenzahl an den NRW-Hochschulen lag im Jahr 2023 bei 111.278, was in etwa der Anzahl des Prüfungsjahres 2022 entspricht. bre Hartmannbund Umfrage fördert Mängel zutage Knapp 500 Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung, die Mitglieder des Hartmannbundes sind, haben sich an einer Umfrage zu ihrer Arbeitssituation beteiligt, die der Verband kürzlich durchführte. 70 Prozent der Befragten gaben an, die gesetzlich vorgeschriebenen Pausenzeiten nicht einhalten zu können. Für mehr als 40 Prozent sei es nicht oder nur eingeschränkt möglich, Überstunden zu dokumentieren. Entweder verhinderten die digitalen Systeme oder die Chefetage die Dokumentation, so die Teilnehmenden. Die Mehrarbeit hänge unter anderem mit der Personalsituation in den Kliniken zusammen. Über 40 Prozent der Befragten bezeichneten diese bei ihrem Arbeitgeber als mangelhaft. Personalmangel, hohe Arbeitsbelastung und wenig Freizeit ließen 36 Prozent der Befragten über einen Berufswechsel nachdenken, so ein weiteres Ergebnis. Auch im Bereich Digitalisierung gebe es großen Nachholbedarf in den Weiterbildungsstätten. Doppeldokumentationen gehörten für 70 Prozent der befragten Ärztinnen und Ärzte zum Arbeitsalltag. Alle Ergebnisse der Umfrage finden sich unter www.hartmannbund.de. bre Ein weißer Kittel weht über die Station; ein Dutzend weitere wehen hinterher. Der erste Kittel nuschelt in seinen schnellen, sicheren KrankenhausSchritt hinein, das Dutzend versteht ihn nicht. „Also, wenn es keine Fragen mehr gibt, teilt Ihr Euch bitte auf und probiert Euch an einer Anamnese bei dieser und diesem Patienten. Ich bin gespannt, was Ihr so herausfindet.“ Es gibt noch viele Fragen in unseren Köpfen, während wir dem Kittel hinterherschauen, wie dieser Richtung Arztzimmer fliegt. Und wir hätten uns noch sehr viel mehr Fragen stellen sollen, bevor wir mit unserer ersten echten Anamnese starteten. Fünf Medizinstudentinnen und -studenten im ersten klinischen Semester beugen sich mit einem stark aufgesetzten Lächeln über die Bettränder, um zu verbergen, dass sie nur eine vage Ahnung haben, welche Fragen sie stellen sollen. Die Erste von uns fragt nach dem Namen. Guter Start! Die Patientin fragt uns nach unseren Namen und unserer Funktion. Sie wirkt jetzt schon professioneller als wir. Die zweite Studentin fragt nach Schmerzen: hat die Patientin. Der Dritte fragt nach ihrem letzten Urlaub: falsche Fährte, aber ein nettes Lächeln gewonnen. Die Vierte fragt nach Medikamenten: Wir kennen kein einziges von den 15, die die Patientin aufzählt. Die Fünfte fragt, wie lange die Pleuradrainage schon liege. Ihre Antwort gibt auch keinen weiteren Hinweis auf ihre Erkrankung und warum sie hier auf Station liegt. Das wäre doch eine noch bessere erste Frage gewesen: „Warum liegen sie hier auf dieser Station?“ Wir sammeln all unsere ungeordneten Informationen und beschließen, dass die Patientin wegen der Lunge auf dieser Station liegt. In der Nachbesprechung schauen uns die müden Augen des Kittelträgers ungläubig an, als wir keine Antwort darauf finden, was denn genau mit der Lunge sei. Vor der Anamnese wäre wohl die wichtigste Frage gewesen, auf welcher Station wir eigentlich sind. Das Schild „UKB – Station Liebermeister – Onkologie“ brennt sich schmerzhaft ins Gedächtnis ein, genauso wie diese erste gescheiterte Anamnese. Wie erlebt Ihr das Studium der Humanmedizin. Schreibt mir unter medizinstudium@aekno.de Viele Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung sind von ihrer Arbeitssituation frustriert. Foto: Wavebreakmedia/ istockphoto.com Mail aus Bonn Lüko Fischer Foto: privat

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=