Rheinisches Ärzteblatt / Heft 10 / 2024 29 Diagnostische und therapeutische Überlegungen von Markus Zettler, Oliver Witzke, Christiane Scheytt, Jan Kehrmann, Jan Dziobaka und Pia Mahadevan Anamnese Eine 34-jährige Patientin stellt sich mit persistierenden respiratorischen Symptomen und thorakalen Schmerzen vor. Seit einer durchgemachten Infektion mit SARS-CoV2 im Februar 2024 leidet sie an einem anhaltenden produktiven Husten mit gelblichem Auswurf ohne Hämoptysen. Sie klagt über atmungsabhängige thorakale Schmerzen und nächtlichen Hustenreiz. Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust sind nicht vorhanden, das Gewicht ist stabil. Ihre Körpergröße beträgt 172 cm, das Gewicht 63 kg, was einem Normalgewicht mit einem BMI von 21,3 kg/m² entspricht. Eine B-Symptomatik (Fieber, Nachtschweiß oder ungewollter Gewichtsverlust) wird bis auf bestehenden Nachtschweiß von der Patientin nicht bestätigt. Aufgrund persistierender Beschwerden erfolgt im Mai 2024 die Vorstellung in der Klinik für Infektiologie. Beruflich ist die Patientin seit etwa acht Jahren als Altenpflegerin tätig. Dort ist sie unter anderem für die Pflege einer 48-jährigen Bewohnerin mit Migrationshintergrund zuständig, welche gebürtig aus Osteuropa stammt und seit vier Jahren im Pflegeheim lebt. Bei der Bewohnerin ist eine Vorgeschichte von Heroinmissbrauch bekannt. In den letzten Wochen war eine Minderung des Allgemeinzustandes sowie vermehrt Husten bei der Bewohnerin zu vernehmen. Bei der oben vorgestellten Pflegefachkraft sind keine relevanten Vorerkrankungen wie beispielsweise COPD oder Asthma bekannt. Im Jahr 2023 erlitt sie eine Bronchitis. Sie berichtet von einem fortgesetzten Nikotinabusus von kumulativ rund 15 Packungsjahren, konsumiert gelegentlich Alkohol und betreibt keinen intravenösen Drogenmissbrauch. Sie ist verheiratet und Mutter von drei gesunden Kindern im Alter von vier, zwölf und 15 Jahren. Körperliche Untersuchung Die Patientin stellt sich im stabilen Allgemein- und Ernährungszustand vor. Claviculäre und zervikale Lymphknoten stellen sich unauffällig dar. Der Thorax der Patientin ist unauffällig konfiguriert. Es besteht jedoch ein Druckschmerz der linken Thoraxwand. Die Atemexkursion ist regelrecht, der Klopfschall sonor. Im Auskultationsbefund ließen sich trockene RGs im linken apikalen Lungenabschnitt vernehmen. Die restliche körperliche Untersuchung zeigt sich unauffällig. Labor Es wurde zur weiterführenden Abklärung der Beschwerden eine Bildgebung mit CTThorax sowie eine Untersuchung von Sputum veranlasst. Dr. Markus Zettler und Professor Dr. Oliver Witzke arbeiten an der Klinik für Infektiologie der Uniklinik Essen als Oberarzt und Direktor. Christiane Scheytt ist bei der Tuberkulosefürsorgestelle des Essener Gesundheitsamts beschäftigt. Privatdozent Dr. Jan Kehrmann und Dr. Jan Dziobaka arbeiten am Institut für Medizinische Mikrobiologie der Uniklinik Essen. Pia Mahadevan absolviert ihr Praktisches Jahr an der Uniklinik Essen. Wissenschaft und Fortbildung – Zertifizierte Kasuistik – Folge 82 Professor Dr. Malte Ludwig ist ambulant als Angiologe am Zentrum für Kardiologie am Klinikum Starnberg tätig. Er koordiniert und begleitet die Reihe inhaltlich. Patientin mit anhaltendem produktiven Husten und thorakalen Schmerzen CT-Thorax der Patientin. Quelle: Uniklinikum Essen Hämatologie Laborwert Einheit Referenzwert Leukozyten 8,92 /nl 3,6 - 9,2 Erythrozyten 5,18 /pl 3,9 - 5,1 Hb 13,7 g/dl 12 - 15,2 Hämatokrit 0,416 l/l 0,37 - 0,46 Klinische Chemie Laborwert Einheit Referenzwert Natrium 136 mmol/l 136 - 145 Kalium 4,2 mmol/l 3,5 - 5,1 Gesamtbilirubin 0,4 mg/dl 0,3- 1,2 gamma-GT 21 U/l < 35 ALT (GPT) 11 U/l < 35 AST (GOT) 14 U/l < 35 Alkalische Phosphatase 90 U/l 55 – 105 Lipase 32 U/l 12 – 53 Hochsensitives Troponin I < 3 ng/l < 45 CK 52 U/l 46 – 171 CRP 5,6 mg/dl < 0,5
RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=