Thema Rheinisches Ärzteblatt / Heft 11 / 2023 13 Allerdings animieren die Tendenzen zur Weiterentwicklung, da Defizite erkennbar sind.“ Er plädierte dafür, dass die Evaluation als Gradmesser für die Qualität der Weiterbildung weitergeführt werden solle. Als Instrumente zur Verbesserung der Situation empfahl Heep: „Die Befugten müssen wieder mehr geschult werden.“ Pflichtabfragen, wie bereits im Studium regelhaft, sollten für die Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung zur Routine werden. Nur wenn die Kammer die Situation in der Weiterbildung einschätzen könne, könne sie Missstände beheben, so Heep. Der Leiter der Weiterbildungsabteilung der Ärztekammer Nordrhein, Tkotsch, hob hervor, dass angesichts der Umfrageergebnisse eine Verbesserung des Fehlermanagements in den Weiterbildungsstätten angezeigt sei. „Die Weiterbildungsbefugten sollten ihrer Verantwortung als Weiterbilder höhere Priorität einräumen.“ Dies spiegeln auch die Anmerkungen wider, die die WBA bei der UmAuf dem diesjährigen Ärztetag stellten Dr. Johannes Albert Gehle, Präsident der Ärztekammer WestfalenLippe und sein Amtskollege aus der Ärztekammer Schleswig-Holstein, Professor Dr. Henrik Herrmann, die Ergebnisse der Befragung aus den Jahren 2022 und 2023 vor. Zwölf Ärztekammern, darunter auch Nordrhein, hatten die WBA zur Facharztweiterbildung befragt. Insgesamt beteiligten sich knapp 11.000 Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung an den Online-Umfragen ihrer jeweiligen Ärztekammer. Die Auswertung für die Zusammenschau im Bund übernahm die Bundesärztekammer und für Nordrhein das Institut für ärztliche Qualität in Schleswig-Holstein. In Nordrhein wurden alle Kammermitglieder unter 45 Jahren ohne Facharztbezeichnung von denen eine E-Mail-Adresse vorlag, angeschrieben, erläutert der Leiter der Weiterbildungsabteilung der ÄkNo, Olaf Tkotsch, die Herangehensweise der Kammer. Rund 8.900 Mitglieder wurden so zu der Online- Umfrage eingeladen. Geantwortet haben rund tausend Mitglieder; 60 Prozent davon waren Ärztinnen. Auf Bundesebene waren 55 Prozent der WBA, die sich an der Umfrage beteiligten, weiblich. Die meisten WBA in Nordrhein befanden sich in der Weiterbildung zum Facharzt für Innere Medizin, Anästhesie oder Allgemeinmedizin. 80 Prozent gaben an, ihre Weiterbildung in Vollzeit zu absolvieren, was dem Bundesdurchschnitt entspricht. Vergleichbare Ergebnisse im Bund und in Nordrhein Die Frage, ob dem WBA ein schriftliches Weiterbildungsprogramm am Anfang der Tätigkeit ausgehändigt wurde, verneinten in Nordrhein 55 Prozent der Befragten. Auf Bundesebene sogar über 60 Prozent. Bundesweit antworteten 26 Prozent mit „Ja“ und in Nordrhein 25 Prozent. Wenn ein Programm ausgehändigt wurde, orientierte sich die Weiterbildung auch zum überwiegenden Teil daran. Dies bestätigten im Bundesdurchschnitt über 75 Prozent der Befragten, in Nordrhein sogar 80 Prozent. Regelmäßige Weiterbildungsgespräche sind in Nordrhein mit rund 55 Prozent der WBA geführt worden. Im Bundesdurchschnitt gaben mehr als 57 Prozent der Assistenzärzte an, dass dies der Fall war. In der Mehrzahl führten der Weiterbildungsbeauftrage oder der jeweilige Chefarzt das Gespräch. In Nordrhein gab knapp ein Viertel der Befragten an, dass an ihrer aktuellen Weiterbildungsstätte nie oder selten offen mit Fehlern und Kritik umgegangen werde. 52 Prozent gaben „überwiegend“ und „immer“ zur Antwort. Auf die Frage, ob sie ihre Weiterbildungsstätte weiterempfehlen würden, antworteten 57 Prozent der nordrheinischen WBA mit „Ja“. Im Bundesdurchschnitt fiel die Antwort auf diese Gretchenfrage mit 59 Prozent etwas besser aus. Professor Dr. Hansjörg Heep, Vorstandsmitglied der ÄkNo und Vorsitzender des Ausschusses Weiterbildung, sagte mit Blick auf die nordrheinische Befragung: „Die Ergebnisse lassen nur eine Trendaussage zu. Sie spiegeln wegen der Verteilung auf wenige Fachgebiete nicht unbedingt ein Allgemeinbild wieder. Aushändigung eines Weiterbildungsprogramms 70 60 50 40 30 20 10 0 ja nein keine Angaben 25 % 26 % 55 % 62 % 20 % 12 % Nordrhein Bund Prozent frage gemacht haben. Die Aussagen sind breit gefächert und reichen von „Alles wunderbar“ oder „Meine Weiterbildung ist top!“ bis hin zu „Ausbildung – so etwas gibt es nicht, keine Struktur, man ist in der Hierarchie verloren“. Ein weiteres Problem ist nach den Angaben zahlreicher Befragter der ärztliche und pflegerische Personalmangel in den Weiterbildungsstätten, der oftmals verhindere, dass Oberärztinnen und -ärzte Zeit für die WBA hätten, um ihnen Sachverhalte zu erläutern: Ein Umfrageteilnehmer schrieb: „Bei hohem Zeitdruck durch Personalmangel besteht sehr oft keine Möglichkeit einer Anleitung oder Ausbildung insbesondere im OP.“ Bundesärztekammer und Landesärztekammern, die mit dem Kernfragebogen die Online-Umfrage bestritten hatten, haben zum Teil bereits auf die Kritikpunkte reagiert. So wurde im Juli das elektronische Logbuch um den Punkt „Weiterbildungsprogramm ausgehändigt“, den WBA und WBB ausfüllen müssen, erweitert. Auch wird nach Angaben von Tkotsch noch in diesem Jahr der Kernfragebogen überarbeitet. Bei der Erteilung der Weiterbildungsbefugnis soll in Nordrhein künftig der Fokus verstärkt auf das Weiterbildungsprogramm gerichtet werden. Auch plant die ÄkNo, die Fortbildung „Verantwortung als Weiterbilder“, die derzeit als Online- Fortbildung angeboten wird, wieder wie vor der Coronapandemie regelmäßig in Präsenz anzubieten.
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