Rheinisches Ärzteblatt 11/2024

Rheinisches Ärzteblatt / Heft 11 / 2024 27 sache ist, dass Spitzenposten für Ärztinnen noch immer schwierig zu erreichen sind. Nur zwei von 17 Landesärztekammern haben zum Beispiel eine Präsidentin. Um hier Wege zu ebnen, hat der DÄB sein vorher auf die wissenschaftliche Karriere ausgerichtetes, seit 2001 existierendes Mentoringprogramm, das sogenannte MentorinnenNetzwerk, unter anderem auch für Fragestellungen zur Gremienarbeit geöffnet. : Was raten Sie jungen Ärztinnen? Groß: Wenn es um die fachärztliche Weiterbildung geht, rate ich jungen Ärztinnen dringend, nicht nur auf solche Fachbereiche zu schauen, die in irgendeiner Form auf den ersten Blick familienfreundlicher zu sein scheinen. Es zahlt sich aus, mit mehr Risikobereitschaft an die Gestaltung der eigenen beruflichen Zukunft heranzugehen. Das machen die meisten Männer auch so. Weniger Selbstkritik und mehr Selbstvertrauen – das wäre mein Rat. Außerdem wünsche ich mir, dass sich mehr junge Ärztinnen in den Gremien der ärztlichen Selbstverwaltung einsetzen, sonst bleibt der Medizin der weibliche Blick auch in Zukunft verborgen. Das Interview führte Vassiliki Temme. rungen übereinbringen lässt und gerade bei unüblichen Arbeitszeiten in den Kliniken nicht funktioniert. Außerdem liegt die Care-Arbeit auch heute noch meist bei den Frauen. : Sie selbst sind seit Ende der 1990erJahre berufspolitisch aktiv. Sie starteten damals in der Kreisstelle Wuppertal der Ärztekammer Nordrhein und waren dort eine von nur wenigen Frauen. Auch heute noch, knapp 30 Jahre später, sind Ärztinnen in den Gremien der ärztlichen Selbstverwaltung weniger vertreten. Warum? Groß: Ich meine schon, dass sich die Situation ein wenig verbessert hat. Das sieht man am neuen, 16 Mitglieder zählenden Vorstand der Ärztekammer Nordrhein, dem immerhin auch wieder sechs Frauen angehören, und an einem Frauenanteil von 37 Prozent in der Kammerversammlung. Bei den jungen Frauen, die sich berufspolitisch engagieren, muss man allerdings immer davon ausgehen, dass sie ihr Engagement während der Familienphase erst einmal wieder aufgeben. Die Gremienstrukturen sind einfach noch sehr männlich geprägt, Sitzungen dauern bis in den späten Abend, die Betreuung der Kinder ist oftmals nicht gewährleistet. Das muss man erst einmal aus- und durchhalten können. Tatgeknüpft wird, dass geschlechterspezifische Aspekte berücksichtigt werden. Und damit das passiert, benötigen wir auch in der Forschung den weiblichen Blick, benötigen wir mehr Frauen in Führungspositionen und auf den Lehrstühlen der Universitätskliniken, die immer noch meist von Männern besetzt sind. : Dabei wird die Medizin immer weiblicher. Zwei Drittel der Studienanfänger im Fach Medizin sind derzeit Frauen. Schaut man sich die Zahl der Habilitationen an, liegt diese deutlich darunter. Es gibt zudem viel weniger Frauen in Spitzenpositionen. Warum ist das noch immer so? Groß: Nach dem Examen sind die meisten Frauen Ende 20, dann folgt die Facharztweiterbildung, die häufig nicht im ersten Anlauf beendet wird, weil in dieser Zeit die Kinder kommen. In Elternzeit gehen maximal drei Prozent der Ärzte, also treten die Ärztinnen dann erst einmal beruflich kürzer. Im Anschluss an die Elternzeit arbeiten viele Ärztinnen in Teilzeit, verständlicherweise, denn warum muss eine Mutter mit kleinen Kindern 40 Stunden arbeiten, Überstunden leisten und dazu noch Nacht- und Wochenenddienste absolvieren? Ein weiterer Faktor ist die Kinderbetreuung, die sich schwer mit den beruflichen AnfordeInterview Wir helfen: • Kindern in Not geratener Ärztinnen und Ärzte • Halbwaisen und Waisen aus Arztfamilien • Ärztinnen und Ärzten in besonderen Lebenslagen Kollegiale Hilfe in Notsituationen Jede Spende zählt! Spendenkonto der Stiftung: Deutsche Apotheker und Ärztebank eG Düsseldorf IBAN DE88 3006 0601 0001 4869 42 BIC DAAEDEDDXXX Hilfe für Arztkinder Weitere Informationen zur Unterstützung und zur Online-Spende unter www.hartmannbund.de HB_EA_Aerzte-helfen-Aerzten_2024_21x18cm.indd 1 Wir helfen: • Kindern in Not geratener Ärztinnen und Ärzte • Halbwaisen und Waisen aus Arztfamilien • Ärztinnen und Ärzten in besonderen Lebenslagen Kollegiale Hilfe in Notsituationen Jede Spende zählt! Spendenkonto der Stiftung: Deutsche Apotheker und Ärztebank eG Düsseldorf IBAN DE88 3006 0601 0001 4869 42 BIC DAAEDEDDXXX Hilfe für Arztkinder Weitere Informationen zur Unterstützung und zur Online-Spende unter www.hartmannbund.de Wir helfen: • Kindern in Not geratener Ärztinnen und Ärzte • Halbwaisen und Waisen aus Arztfamilien • Ärztinnen und Ärzten in besonderen Lebenslagen Kollegiale Hilfe in Notsituationen Jede Spende zählt! 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