42 Rheinisches Ärzteblatt / Heft 11 / 2024 Kulturspiegel Das Kölner Schauspielhaus zelebriert das Ende des Patriarchats in einer ebenso humorvollen wie kurzweiligen Uraufführung des Stücks „We are family“ von Tine Rahel Völcker. von Jürgen Brenn Meterhohe Wände aus dunklem Nussbaumfurnier umgrenzen den Konferenzraum, in dem sich der erste Akt des Dramas abspielt, an dessen Ende Iphigenie ausgeblutet auf dem Opferaltar liegen wird. Die Berliner Autorin Tine Rahel Völcker hat sich in einer Auftragsarbeit gleich drei große Dramen der griechischen Mythologie von Aischylos, Sophokles und Euripides vorgenommen und diese munter überschrieben. Herausgekommen ist das Stück „We are family“, das die Saga über das Geschlecht der Tantaliden aus einer queer-feministischen Perspektive erzählt und nun im Kölner Schauspielhaus als Uraufführung zu sehen ist. Die 1976 in Hanau geborene Regisseurin Jorinde Dröse nimmt in ihrer Inszenierung den Faden der gebrochenen alten, weißen Griechen auf und spinnt diesen im Sinne von Völcker mit viel Witz und Humor weiter, auf dass das Patriarchat erst ordentlich durch den Kakao gezogen wird und anschließend komplett gescheitert zu Marmorstatuen erstarrt. Auf der Sippe der Tantaliden liegt ein Fluch, seitdem der Urvater Tantalos die Allwissenheit der Götter in Frage gestellt und ihnen seinen eigenen Sohn als Mahl serviert hatte. Die Götter belegten die Familie mit dem Fluch, dass jeder Nachfahre wiederum ein Familienmitglied töten solle. „We are family“ setzt in der vierten Generation mit König Agamemnons Herrschaft ein. Der Feldherr, im Musclesuit hinreißend komisch gespielt von Ronald Kukulies, schickt sich, wenn auch widerwillig, an, gegen die Trojaner in den Krieg zu ziehen, da diese Helena, die Frau seines Bruders Menelaos geraubt hatten. Benjamin Höppner gibt ebenfalls hervorragend den Menelaos, der den König geradezu drängen muss, den Krieg nicht abzublasen, vor allem, weil die griechische Flotte nicht auslaufen kann, da seit Wochen Flaute auf dem Mittelmeer Das Ende von Agamemnons System Auch wenn Agamemnons Frau Klytaimnestra, überzeugend gespielt von Yvon Jansen, die Gefahr für ihre Tochter ahnt, sind doch beide in ihren Rollen der untergeordneten Frauen gefangen und stöckeln in quietschigen Babydolls umher und üben, was Frauen geziemt, lächeln ohne und manchmal mit Zähnen. Am Ende lässt sich Iphigenie von ihrem Vater zum Opferaltar führen, der sie im Angesicht des Todes noch davon zu überzeugen versucht, dass er doch wohl das größere Opfer erbringe als sie. Sie werde von allen betrauert, aber seinen Schmerz beachte niemand. Der zweite Akt springt zehn Jahre in die Zukunft. Der Trojanische Krieg ist vorbei, und Agamemnon ist nach seiner Rückkehr von Klytaimnestra im Bad erschlagen worden. Der Götterfluch lässt grüßen. Die offizielle Lesart ist allerdings, er sei im Bad ausgerutscht. Das sichert der Königin die Herrschaft, die das Reich während der Abwesenheit des Königs zusammenhielt und nach ihren Vorstellungen umgestaltete. Ganz nebenbei hat sie den Männern abgeschworen und lebt mit der ehemaligen Hetäre Phryne zusammen, die überzeugend von Hilke Altefrohne gespielt wird. Die alten Männer sind zu Marmorstatuen erstarrt, die nur ab und zu noch im Chor murren. Die Frauen haben die Herrschaft übernommen, auch wenn die Königin und deren Gattin oftmals entgegengesetzter Meinung sind, wie die weibliche Form der Herrschaft auszusehen habe. Informationen unter www.schauspiel.koeln und Tel.: 0221 2212-8400. Der Ironman führt seine Tochter zum Altar, auf dem er sie eigenhändig den Göttern opfert, um in den Krieg ziehen und weiter töten zu können. Hannah Müller spielt Iphigenie und Ronald Kukulies gibt den Agamemnon in „We are family“ am Kölner Schauspielhaus. Foto: Melanie Zanin herrscht. Die Lösung nach Befragung der Götter: Agamemnon solle seine Tochter Iphigenie, gespielt von Hannah Müller, den Göttern opfern, damit der Wind wieder weht. Wie bei halbstarken, übergewichtigen Jungs mit zu viel Testosteron krachen die königlichen Bäuche aufeinander, wenn sie darüber lauthals streiten, was zu tun sei, damit der Trojanische Krieg endlich beginnen könne. Zwölf Jahre „Lach mal was mit wünschdirwas“ – Kartenverlosung Die Kinderärztin, Moderatorin und engagierte Akteurin von „wünschdirwas e.V.“, Sandra Niggemann, präsentiert zum zwölften Mal den Benefiz-Kabarettabend „Lach mal was mit wünschdirwas“ im Bonner Pantheon Theater. Die Künstler verzichten wie immer an diesem Abend auf ihre Gagen zugunsten der guten Sache. Mit dabei sind dieses Jahr die Comedians und Kabarettisten Anka Zink, Matthias Reuter, Sabine Domogala und Sven Garrecht. Für den musikalischen Rahmen sorgen die Sängerinnen Christine Schröder aus Köln und Nathalie Weider aus der Schweiz. Der Erlös des Abends geht an den Verein „wünschdirwas e.V.“, der seit 35 Jahren deutschlandweit schwer oder chronisch kranken Kindern und Jugendlichen Herzenswünsche erfüllt. Der Benefiz-Kabarettabend findet am Montag, 18. November 2024 um 20 Uhr statt. Karten zu 25 Euro, ermäßigt 20 Euro, sind unter www.pantheon.de erhältlich. Informationen unter https://wuenschdirwas.de. Kartenverlosung: Das Rheinische Ärzteblatt verlost unter seinen Leserinnen und Lesern 2 x 2 Eintrittskarten für „Lach mal was mit wünschdirwas“ am 18. November 2024. Teilnahmebedingungen: Bitte senden Sie eine Postkarte mit Ihrer Adresse und dem Stichwort „wünschdirwas“ an Ärztekammer Nordrhein, Redaktion Rheinisches Ärzteblatt, Tersteegenstr. 9, 40474 Düsseldorf. Einsendeschluss: Samstag, 9. November 2024. Die Gewinner werden benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. bre
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