Thema 14 Rheinisches Ärzteblatt / Heft 12 / 2023 die Aktion „Praxenkollaps“ organisiert hat. 36 ärztliche und psychotherapeutische Verbände und Gruppen beteiligten sich in Nordrhein mit unterschiedlichen Aktionen, führte Wasserberg aus. Er war als Gast geladen, um den Protest der Niedergelassenen zu erläutern. Neben der Unterfinanzierung der ambulanten Versorgung beklagte er insbesondere Respektlosigkeit und mangelnde Wertschätzung der Politik gegenüber dem Berufsstand. „Ich habe noch nie erlebt, dass die Kolleginnen und Kollegen ambulant wie stationär so frustriert sind wie heute“, sagte Wasserberg. Jetzt gelte es, Einigkeit herzustellen und auch bei den Patientinnen und Patienten ein Problembewusstsein zu schaffen. Nur wenn letztere den Protest unterstützten, werde das die Politik aufrütteln. Dr. Oliver Funken, Rheinbach, machte sich für den Schulterschluss auch mit anderen Gesundheitsberufen stark, wie im „Aktionsbündnis Patientenversorgung“, dem sich Apotheker und Zahnärzte sowie der Verband der Medizinischen Fachangestellten in Nordrhein angeschlossen haben. „Wir brauchen Partner in unserem Bündnis. Wir Ärzte schaffen das nicht mehr alleine“, sagte Funken. Sämtliche Gesundheitsberufe kämpften jeden Tag in der Versorgung gegen den Mangel – sei es der Mangel an Finanzierung, an Fachpersonal oder Medikamenten. Die Lage sei desaströs. Den Patienten verpflichtet Bundesgesundheitsminister Lauterbach will die ambulante vertragsärztliche Tätigkeit, wie sie ist, abschaffen“, zeigte sich Wieland Dietrich, Essen, überzeugt und verwies unter anderem auf die Pläne des Bundes, flächendeckend Gesundheitskioske zu errichten. Wenn die Rahmenbedingungen es nicht mehr zuließen, sinnvoll vertragsärztlich tätig zu sein, müsse man das System verlassen. „Wir sind unseren Patienten verpflichtet, nicht dem System“, sagte Dietrich. Der Vertrag, nach dem Ärztinnen und Ärzte die ambulante Versorgung sicherstellen und dafür im Gegenzug angemessen bezahlt werden, sei gebrochen. Auch Dr. Lydia Berendes, Krefeld, die selbst im Krankenhaus arbeitet, betonte die Wichtigkeit einer „intakten Praxislandschaft“. Häufig seien die Ärztinnen und Ärzte noch die einzigen, die „in die Häuser“ gingen und Defizite in der Versorgung auffingen. Dafür sei es wichtig, dass die Ärzte eigenverantwortlich tätig und nicht in Konzernstrukturen eingebunden seien. Angesichts der anstehenden Krankenhausreform und der fortschreitenden Ambulantisierung der Medizin müssten die Ärzte sektorübergreifend zusammenstehen, forderte Dr. Sven Dreyer, Düsseldorf. Das sei in den Gremien der Ärztekammer Nordrhein in der laufenden Legislaturperiode „über alle Grenzen hinweg“ alles in allem gut gelungen. Die Ärzte in Krankenhäusern und Praxen seien schon allein aufgrund der Arbeitsverdichtung auf eine gute Zusammenarbeit angewiesen. Sonst drohe tatsächlich ein Kollaps der Patientenversorgung. Schon die Bedingungen in der Ausbildung seien so abschreckend, dass 20 Prozent der angehenden Pflegekräfte diese abbrechen, sagte Bernd Zimmer, Vizepräsident der Ärztekammer Nordrhein, mit Blick auf den Fachkräftemangel. Foto: Jochen Rolfes Medizin sich von der Daseinsvorsorge in einen industriellen Komplex verwandele, wenn es keine grundlegenden Strukturveränderungen gebe, sagte Dr. Jens Wasserberg, Allgemeinarzt aus Bedburg und Vorsitzender der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, aus deren Mitte heraus sich Gegenüber dem vorangegangenen Haushaltsjahr erhöht sich 2024 das Haushaltsvolumen der Ärztekammer Nordrhein (ÄkNo) um 17 Prozent auf knapp 47 Millionen Euro. Ursächlich für den starken Anstieg sei vor allem die Einstellung nicht verbrauchter Haushaltsmittel aus dem Jahr 2021 in Höhe von gut sechs Millionen Euro in den Haushalt 2024, erklärte die Verbindungsfrau des Vorstandes zum Finanzausschuss der ÄkNo, Dr. Anja Mitrenga-Theusinger. Außerdem beschloss die Kammerversammlung, dass für die erste Facharztprüfung künftig keine Gebühren mehr anfallen sollen. Diesen Beschluss muss das Landesgesundheitsministerium noch genehmigen. Die wirtschaftlichen Verhältnisse der Kammer seien geordnet, sagte der Vorsitzende des Finanzausschusses, Dr. Wilhelm Rehorn. Die Prüfung der Ordnungsmäßigkeit der Geschäftsführung und der wirtschaftlichen Verhältnisse der Ärztekammer sowie der Ärztlichen Akademie für medizinische Fort- und Weiterbildung in Nordrhein für 2023 durch eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft habe zu keinerlei Beanstandungen geführt. Die Kammerversammlung hat auf Vorschlag des Aufsichts- und des Verwaltungsausschusses der Nordrheinischen Ärzteversorgung (NÄV) eine Rentenerhöhung um 3,8 Prozent ab Januar 2024 beschlossen. Außerdem nahm sie den Geschäftsbericht der NÄV für das Jahr 2022 entgegen und entlastete deren Organe. Der Geschäftsbericht ist unter www.naev.de abrufbar. Der Haushalt 2024
RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=