Rheinisches Ärzteblatt 02/2023

Medizinstudium: Zähe Reformen Februar 2023 Heft 2 / 31.1.2023 77. Jahrgang Körperschaft des öffentlichen Rechts Körperschaft des öffentlichen Rechts Ein Jahr Krieg in der Ukraine „Ärzte ohne Grenzen“ zieht ernüchternde Bilanz Ein Schritt weg von den Fallpauschalen Der Bund stellt die Weichen für die Krankenhäuser neu Gefahr aus dem virtuellen Raum Wie Arztpraxen mit möglichen Cyberangriffen umgehen können

Begrüßung Dr. med. Sabine Mewes Stellv. Geschäftsführerin des IQN Einführung und Moderation PD Dr. med. Matthias Banasch Facharzt für Innere Medizin, Schwerpunkt Gastroenterologie Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Gastroenterologie und Onkologie, Kaiserswerther Diakonie Florence-Nightingale-Krankenhaus, Düsseldorf Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa: Ätiologie, Risikofaktoren und Diagnostik PD Dr. med. Matthias Banasch Ein Überblick über die Therapiemöglichkeiten Dr. med. Sandra Blomeyer Fachärztin für Innere Medizin und Gastroenterologie Niedergelassen in Velbert Chronisch entzündliche Darmerkrankung: Was ist aus hausärztlicher Sicht zu bedenken? Dr. med. Jürgen Krause Facharzt für Innere Medizin Niedergelassen in Düsseldorf Naturheilkundliche Behandlung von entzündlichen Darmerkrankungen Dr. med. Marc Werner Facharzt für Innere Medizin Direktor der Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin KEM/Ev. Kliniken Essen-Mitte Anerkannt mit 3 Fortbildungspunkten Im Fokus: Chronisch entzündliche Darmerkrankungen Mittwoch, 22. Februar 2023, 15:30–17:45 Uhr, Live Online-Seminar Die Veranstaltungen sind kostenfrei. Anmeldung erforderlich über unsere Homepage www.iqn.de/Fortbildungen des IQN Bitte beachten: Anrechnung der Fortbildungspunkte nur bei vollständiger Teilnahme Bei Interesse senden wir Ihnen gerne unseren Newsletter: iqn@aekno.de Kontakt Institut für Qualität im Gesundheitswesen Nordrhein Tersteegenstraße 9, 40474 Düsseldorf Tel.: 0211 4302-2752 oder -2751 iqn@aekno.de Internet www.iqn.de IQN Institut für Qualität im Gesundheitswesen Nordrhein Einrichtung einer Körperschaft öffentlichen Rechts Anmeldung und Information Begrüßung, Einführung und Moderation Dr. med. Sabine Mewes Stellv. Geschäftsführerin des IQN Harnwegsinfektionen – Unterschiede in Diagnostik und Therapie bei Männern und Frauen Dr. med. Falitsa Mandraka, MME Fachärztin für Innere Medizin Infektiologin (BLÄK, DGI) Infektiologische Konsilärztin Klinische Infektiologie Köln Kardiochirurgie/diagnostische und therapeutische Unterschiede zwischen Männern und Frauen Prof. Dr. med. Sabine Bleiziffer Leitende Oberärztin der Klinik für Thorax- und Kardiovaskularchirurgie, Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum Kopfschmerz, ein reines Frauenthema? Prof. Dr. med. Dagny Holle-Lee Fachärztin für Neurologie Leiterin des Westdeutschen Kopfschmerzzentrums Essen Leiterin des Schwindelzentrums Essen Oberärztin der Klinik für Neurologie Universitätsklinikum Essen (AöR) Depressionen bei Männern Prof. Dr. rer. soc. Anne Maria Möller-Leimkühler Professorin für Sozialwissenschaftliche Psychiatrie Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Ludwig-Maximilians-Universität München Anerkannt mit 3 Fortbildungspunkten Geschlechtersensible Gesundheitsversorgung, Teil 3 Mittwoch, 08. Februar 2023,15:30–17:45 Uhr, Live Online-Seminar Videokonferenz am xx, xx , von xx:00 –xx:00 Uhr Videokonferenz: Titel Va Online Achtung: Programmänderungen möglich!

Rheinisches Ärzteblatt / Heft 2 / 2023 3 Heft 2 • Februar 2023 Neue Perspektiven schaffen Der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen wird sich in den nächsten Jahren aufgrund der demografischen Entwicklung weiter verschärfen. Laut einer Studie der Unternehmensberatung PwC können 2035 im deutschen Gesundheitswesen fast 1,8 Millionen offene Stellen nicht mehr besetzt werden. Diese Entwicklung wird Auswirkungen auf Berufsbilder, Kooperationsformen und natürlich auf unsere Patientenversorgung in einer Gesellschaft des langen Lebens haben. Umso stolzer sind wir hier in Nordrhein, dass es uns auch im Jahr 2022 wieder gelungen ist, rund 2.800 Ausbildungsverträge mit angehenden Medizinischen Fachangestellten (MFA) abzuschließen. Damit bleiben wir auf dem hohen Ausbildungsniveau aus dem Rekordjahr 2021. Ein Dank gilt daher allen Kolleginnen und Kollegen, die trotz der schwierigen Lage der Praxen während der Coronapandemie in die Ausbildung der Medizinischen Fachangestellten vonmorgen investieren. Und auch einDank an alle zukünftigen MFA, die sich in herausfordernder Zeit für diesen sozialen und verantwortungsvollenBeruf entschiedenhaben.Wir ÄrztinnenundÄrzte schätzen ihr Engagement und können beurteilen, was sie in den letzten Jahren geleistet haben. Und die Aufgaben werden nicht weniger: Die in diesem Winter grassierende RSV-, Influenza A- und Coronawelle stellt uns alle aufs Neue vor große Herausforderungen und wir spüren schon heute, dass die dauerhafte Belastung uns und unseren Patienten zusetzt. Umso mehr schätzen wir den aufopferungsvollen Einsatz unserer MFA, für die wir uns von der Politik als Zeichen der öffentlichen Wertschätzung einen Coronabonus gewünscht hätten. Aber es gibt nicht nur eine Schieflage beim Coronabonus. Während die Steigerung der Bezahlung der Pflegekräfte in stationären Einrichtungen politisches Ziel ist, bleiben auch hier die Medizinischen Fachangestellten perspektivisch unberücksichtigt. Dazu kommt, dass es für die Praxen keinerlei Möglichkeit gibt, Lohnzuwächse gegenzufinanzieren. Daher müssen die Vorgaben bei den Honorarverhandlungen zwischen Kassenärztlicher Bundesvereinigung und dem Spitzenverband Bund der Krankenkassen so angepasst werden, dass sich Tarifsteigerungen direkt abbilden und bei den Mitarbeitenden in den Praxen ankommen können. Wertschätzung zeigt sich aber nicht nur in der Bezahlung. Unser Engagement bei der Ausbildung zur MFA sollte möglichst seine Fortsetzung in einer nachhaltigen Förderung des Berufsbildes finden, indem Möglichkeiten der Weiterqualifizierung im Rahmen fachgebietsbezogener Zusatzmodule oder Weiterbildungsangebote nach Curricula der Bundesärztekammer bereitgestellt werden. Hierzu gehören die Versorgungsassistentin in der Hausarztpraxis, die Präventionsassistentin bei den Kinder- und Jugendärzten und die Curricula „Ambulantes Operieren“, „Diabetologie“, „Ernährungsmedizin“, „Dialyse und Nephrologie“, „Gastroenterologische Endoskopie“, „Assistenz in der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde“ sowie „Gynäkologie und Geburtshilfe“ für den fachärztlichen Bereich. Es ist meine feste Überzeugung, dass Weiterbildungsmöglichkeiten – für Angestellte in Haus- und Facharztpraxen – eine Motivation sein können, im Beruf zu bleiben oder nach Elternzeit in den Beruf zurückzukehren. Unsere nordrheinische Akademie hält ein breites Angebot zur Weiterqualifizierung vor. Fort- und Weiterbildung sind motivationsstärkend, weil junge Menschen dauerhaft Verantwortung übernehmen möchten und berufliche Perspektiven brauchen. Anstatt neue Gesundheitsberufe zu schaffen, sollte die Politik lieber die Rahmenbedingungen, die Bezahlung und die Aufstiegsmöglichkeiten für die etablierten Gesundheitsfachberufe verbessern. Denn wir brauchen auch in Zukunft starke und gut qualifizierte Praxisteams, um auf die Herausforderungen einer Gesellschaft des langen Lebens reagieren zu können. Lassen Sie uns daran gemeinsam arbeiten. Bernd Zimmer, Vizepräsident der Ärztekammer Nordrhein Foto: Jochen Rolfes

Die Veranstaltungen sind kostenfrei. Anmeldung erforderlich über unsere Homepage www.iqn.de/Fortbildungen des IQN Bitte beachten: Anrechnung der Fortbildungspunkte nur bei vollständiger Teilnahme Bei Interesse senden wir Ihnen gerne unseren Newsletter: iqn@aekno.de Kontakt Institut für Qualität im Gesundheitswesen Nordrhein Tersteegenstraße 9, 40474 Düsseldorf Tel.: 0211 4302-2752 oder -2751 iqn@aekno.de Internet www.iqn.de IQN Institut für Qualität im Gesundheitswesen Nordrhein Einrichtung einer Körperschaft öffentlichen Rechts Anmeldung und Information Begrüßung Dr. med. Sabine Mewes Stellv. Geschäftsführerin des IQN Einführung und Moderation PD Dr. med. Ines Beyer Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Direktorin der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Klinikum Leverkusen Endometriose – Ursachen, Symptome, Diagnostik Dr. med. Wilfried Hohenforst Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Endometriose Schwerpunktpraxis Niedergelassen in Mönchengladbach Nicht-operative Therapie der Endometriose PD Dr. med. Ines Beyer Operative Therapie der Endometriose Dr. med. Harald Krentel Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe Gynäkologische Onkologie und Senologie Ev. Krankenhaus Bethesda, Duisburg MIC III/Schwerpunkt Gynäkologische Onkologie Präsident der Europäischen Endometriose Liga Endometriose und Kinderwunsch: (Wie) kann das funktionieren? Prof. Dr. med. Jan-Steffen Krüssel Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe FW Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin Leiter des Universitären interdisziplinären Kinderwunschzentrums Düsseldorf (UniKiD) Universitätsklinikum Düsseldorf Anerkannt mit 3 Fortbildungspunkten Endometriose – nicht selten und doch häufig verkannt Mittwoch, 29. März 2023,15:30–17:45 Uhr, Live Online-Seminar Achtung: Programmänderungen möglich! Videokonferenz am xx, xx , von xx:00 –xx:00 Uhr Videokonferenz: Titel Va Online Begrüßung Dr. med. Sabine Mewes Stellv. Geschäftsführerin des IQN Einführung und Moderation Dr. med. Peter Seiffert Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Neonatologie, Kinderkardiologie und -pneumologie Chefarzt der Kinderklinik Helios St. Johannes Klinikum, Duisburg Vorstellung Notfallkoffer Frauke Schwier Fachärztin für Kinderchirurgie Ärztliche Mitarbeiterin und Geschäftsführerin in der Deutschen Gesellschaft für Kinderschutz in der Medizin (DGKiM), Köln Erläuterung des Notfallkoffers anhand von Fallbeispielen Prof. Dr. med. Sibylle Banaschak Leitende Oberärztin am Institut für Rechtsmedizin der Universitätsklinik Köln und Leiterin des Kompetenzzentrums Kinderschutz im Gesundheitswesen NRW (KKG), Köln und Leon Philipp Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin Ärztlicher Leiter der Kinderschutzgruppe Helios St. Johannes Klinikum, Duisburg Erläuterung des Notfallkoffers anhand von Fallbeispielen N.N. Anerkannt mit 2 Fortbildungspunkten Gewalt gegen Kinder und Jugendliche erkennen und richtig handeln, Teil 8 Mittwoch, 08. März 2023,15:30–17:45 Uhr, Live Online-Seminar

Rheinisches Ärzteblatt / Heft 2 / 2023 5 Medizinstudium: Zähe Reformen Ukraine-Krieg: Tödlicher Jahrestag Am 24. Februar jährt sich der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Von Beginn an ist die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ im Kriegsgebiet überall dort im Einsatz, wo Hilfe gebraucht wird: von der Evakuierung Kriegsverletzter bis hin zur Betreuung chronisch Kranker. Gefahr aus dem virtuellen Raum Der Praxisrechner arbeitet spürbar langsamer, auf dem Computer tauchen unbekannte Programme auf — Cyberangriffe machen sich auf unterschiedliche Weisen bemerkbar. Wie Praxen Virenangriffe vermeiden können und was zu tun ist, wenn sich doch Malware auf dem Rechner breitgemacht hat. Meinung Neue Perspektiven schaffen Seite 3 Magazin Seiten 6 bis 10 Medizinstudierende: Interesse an Gefängnismedizin fördern · Ambulante OPs: Bessere Vergütung beschlossen · Vor 50 Jahren · Für Weiterbildungsbefugte laufen Übergangsbestimmungen aus · GOÄ: Bundesregierung räumt Reformbedarf ein · Hallek ist neuer Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesärztekammer · Kammer online · Deutscher Ärztetag 2023 in Essen: Mit der App gut informiert · MFA: Rekord bei Ausbildungsverträgen · Studium und Berufseinstieg Thema Medizinstudium: Zähe Reformen Seite 12 Spezial Ukraine-Krieg: Tödlicher Jahrestag Seite 16 Gesundheits- und Sozialpolitik Das Revolutiönchen vor der Revolution Seite 20 Interview „Das bisherige Honorarsystem funktioniert so nicht mehr“ Seite 21 Praxis Die Gefahr aus dem virtuellen Raum Seite 24 Praxis Spielregeln zum Steigerungsfaktor – Folge 133 der Reihe „Arzt und Recht“ Seite 26 Forum Behandlungsfehlervorwürfe – erfolgreiche Schlichtung durch die Gutachterkommission Seite 27 Wissenschaft und Fortbildung Ungewöhnlich heller Reflex im rechten Auge eines zehn Monate alten Mädchens – Folge 75 der Reihe „Zertifizierte Kasuistik“ Seite 29 Tagungen und Kurse Seite 32 Fortbildungsveranstaltungen der Ärztlichen Akademie für medizinische Fort- und Weiterbildung in Nordrhein Seite 33 RÄ Regional Seite 36 Bücher Seite 40 An Rhein und Ruhr Seite 41 Kulturspiegel Der Mythos vom Schwellfuß neu erzählt Seite 42 Amtliche Bekanntmachungen Seite 43 Amtliche Bekanntmachungen der Ärztekammer Nordrhein auf www.aekno.de Amtliche Bekanntmachungen der Nordrheinischen Ärzteversorgung Amtliche Bekanntmachungen der KV Nordrhein auf www.kvno.de Impressum Seite 45 Titelgestaltung: Eberhard Wolf Foto: Kurhan/stock.adobe.com Heft 2 • Februar 2023 Es war still geworden um die grundlegende Reform der ärztlichen Ausbildung. Jetzt hat das Bundesgesundheitsministerium einen neuen Gesetzentwurf für das Frühjahr angekündigt. In Berlin geht man aber nicht mehr davon aus, dass die ersten Studierenden – wie ursprünglich vorgesehen – bereits ab Oktober 2025 nach neuem Curriculum Medizin studieren können.

Magazin 6 Rheinisches Ärzteblatt / Heft 2 / 2023 Ambulante OPs Bessere Vergütung beschlossen Eine bessere Vergütung für aufwendige Operationen, höhere Vergütungszuschläge für ausgewählte Eingriffe wie Leistenbrüche und eine Erweiterung des Katalogs ambulanter Operationen um fast 200 Positionen haben die Kassenärztliche Bundesvereinigung und der GKVSpitzenverband Ende 2022 beschlossen. Auch die Möglichkeiten der Nachbeobachtung nach einer ambulanten Operation seien erweitert worden, teilten die Vertragspartner mit. Die Einigung gilt seit dem 1. Januar. HK Post COVID Keine neue Volkskrankheit Post COVID hat nicht das Potenzial einer neuen Volkskrankheit. Das zeigten vertragsärztliche Abrechnungsdaten, teilte das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) Ende Dezember 2022 mit. Danach waren zwischen Januar 2021 und Juni 2022 knapp 886.000 Patientinnen und Patienten wegen Symptomen des Post COVID-19-Syndroms bei Haus- und Fachärzten in Behandlung. Bezogen auf die bestätigten Corona-Neuinfektionen lag der Anteil der Post-COVIDPatienten im 4. Quartal 2021 mit 18,6 Prozent am höchsten. Danach folgte der Viruswechsel von Delta auf Omikron mit einem starken Anstieg der Infektionszahlen, der jedoch nicht zu ebenso hohen Erkrankungszahlen an Post COVID führte, so das Zi. Dessen Anteil lag im 1. Quartal 2022 bei 8,2 und im 2. Quartal bei 1,7 Prozent. HK Medizinstudierende Interesse an Gefängnismedizin fördern Um dem Mangel an Ärztinnen und Ärzten in den Justizvollzugsanstalten und imJustizvollzugskrankenhaus in Nordrhein-Westfalen entgegenzuwirken, haben das Justizministeriumdes Landes unddieUniversitätWitten/ Herdecke eine Kooperationsvereinbarung geschlossen. Diese etabliere die Gefängnismedizin künftig fest imhumanmedizinischen Lehrplan, teiltendieKooperationspartnermit. Neben der Vermittlung theoretischenWissens sollten die Studierenden durch Praktika in denmedizinischen Bereichen der Haftanstalten und im Justizvollzugskrankenhaus NRW einen unmittelbaren Eindruck von der Arbeit im Justizvollzug erhalten können. Bislang sei die Gefängnismedizin weder fester Gegenstand des Medizinstudiums noch der fachärztlichen Weiterbildung, sagte NRWJustizminister Benjamin Limbach zu dem Projekt. Es gehe darum, das Berufsbild des Anstaltsarztes und der Anstaltsärztin imBewusstseindes ärztlichenNachwuchses zuverankern. Entscheidend sei, dass Studierende in ihrer Ausbildung Rollenvorbilder kennenlernten, die ihnen Einblick in verschiedene Fachrichtungen geben, erklärte der Präsident der Universität Witten/Herdecke, Professor Dr. Martin Butzlaff. Die Studierenden könnten sich damit neue Berufsperspektiven erschließen. HK Interessenvertretung 25 Jahre Marburger Bund In der ersten Februar-Ausgabe 1973 des Rheinischen Ärzteblatts (RÄ) beschäftigte sich der Leitartikelmit dem25. Gründungsjubiläumdes Marburger Bundes (MB) und eines Kongresses in Marburg mit dem Titel „Medizin und gesellschaftlicher Fortschritt“. Dieser Marburger Kongress mit rund 1.500 Teilnehmern fand am gleichenWochenende statt wie die Jubiläumsfeier des MB in Köln. Charakterisiert wurde die Versammlung in Marburg als „Sozialistischer Gesundheitskongreß“, zu dem gewerkschaftlich organisierte Ärzte, Medizinalassistenten bis hin zu Politologen und Gewerkschaftsfunktionären aufgerufen hatten. Das RÄ machte deutlich, dass dieser Kongress mit den Interessen des 1948 in der gleichen Stadt gegründeten MB nichts gemein hatte. Der MB wurde „aus der Not der Nachkriegszeit geboren“ und brachte von Beginn an die große Mehrheit der Ärzte hinter sich. Die anfänglichen Aufgaben waren andere als 25 Jahre später. „Es war damals zum Beispiel für die meisten Krankenhausärzte die Zeit schier unangemessener Arbeitszeiten und in vielenFällen einer ‚Bezahlung‘, die nur in einer vom Krankenhausträger gnädig gewährten Mahlzeit oder – schon besser – in freier Unterkunftmit einemkleinenTaschengeldbestand.“ Das RÄ betonte zur Abgrenzung von demKongress, dass der MB keine „einseitige Standespolitik gegen die Interessen der Bevölkerung, gegen ein möglichst effizientes Gesundheitswesen“ betreibe. Der Boden „unserer freiheitlichen Gesellschaftsordnung“ wurde bei allen Reformvorschlägen nie verlassen. Der damalige Präsident der Ärztekammer Nordrhein, Dr. Friedrich Wilhelm Koch, hielt auf dem 13. Kongress der Deutschen Zentrale für Volksgesundheitspflege ein Grundsatzreferat, das das RÄ in seiner zweiten FebruarAusgabe 1973 imWortlaut abdruckte. Den Text lockert ein Foto auf, das den Präsidenten in einer dynamischen Pose zeigt. In der rechten Hand hält er eine Zigarette. Titel des Referats: „Ärztliche Praxis imUmbruch zur Prävention, ihre Möglichkeiten und Grenzen“. bre In den Haftanstalten Nordrhein-Westfalens werden nach Angaben des Justizministeriums fortwährend Ärztinnen und Ärzte gesucht. Foto: FooTToo

Magazin Rheinisches Ärzteblatt / Heft 2 / 2023 7 Facharztprüfungen Anmeldeschluss und Termine Der nächste zu erreichende Prüfungszeitraum zur Anerkennung von Facharztkompetenzen, Schwerpunktbezeichnungen und Zusatz-Weiterbildungen bei der Ärztekammer Nordrhein ist vom 17. April bis 5. Mai 2023. Anmeldeschluss: Dienstag, 28. Februar 2023 Ärztinnen und Ärzte, die zur Prüfung zugelassen sind, erhalten eine schriftliche Ladung mit dem genauen Prüfungstermin und der Uhrzeit mindestens 14 Tage vorher. www.aekno.de/Weiter bildung/Pruefungen ÄkNo Fortbildung Online-Seminare für Pädiater Für Ärztinnen und Ärzte in der Weiterbildung Kinder- und Jugendmedizin, die einen ambulanten Weiterbildungsabschnitt in einer pädiatrischen Praxis absolvieren, bietet das Kompetenzzentrum Allgemeinmedizin Nordrhein erstmals Seminare zur Fortbildung an. Am 15. März findet eine Online-Fortbildung zum Thema Dermatologie und am 22. März eine Fortbildung in Köln in Präsenz zum Thema Orthopädie statt. Train-the-Trainer Workshops für Weiterbilder werden am 3. und 24. März online angeboten. Informationen unter www.kompetenzzentrumnordrhein.de HK Ärztliche Körperschaften im Internet Ärztekammer Nordrhein www.aekno.de Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein www.kvno.de Heilmittel-Broschüre aktualisiert Die Broschüre „ABCHeilmittel-Richtlinie“ des Bundesverbands Selbsthilfe Körperbehinderter (bsk) stellt in einer überarbeitetenNeuauflage die neuen Bestimmungen zur Versorgung gesetzlich Versicherter vor. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hatte die Richtlinien im vergangenen Sommer angepasst. Autorin der Broschüre ist Marion Rink, selbst Patientenvertreterin imG-BA. Die Broschüre richtet sich demVerband zufolge anÄrztinnenundÄrzte, Therapeuten und Patienten gleichermaßen. Sie kann auf der Homepage des bsk unter https://shop.bsk-ev.org/ABCHeilmittelrichtlinie-Auflage- 2022 oder telefonisch unter 06294/428170 bestellt werden. HK Kurz gemeldet Keine Verstöße bei Transplantationen Eine positive Bilanz haben die für die Prüfung der Transplan- tationszentren inDeutschland zuständigen Kontrollgremien von Bundesärztekammer, Deutscher Krankenhausgesellschaft und GKV-Spitzenverband in ihrem Tätigkeitsbericht 2021/22 gezogen (www. kommission-transplant.de). Prüfungsgegenstand waren Lungen-, Leber-, Nieren- und Pankreastransplantationen in den Jahren 2016 bis 2018. Es habe keine Manipulationen oder systematische Verstöße gegen die Wartelistenbestimmungen gegeben, erklärten die Prüfer. Die 126 Transplantationsprogramme der 46 Transplantationszentren in Deutschland werden im gesetzlichen Auftrag verdachtsunabhängig regelmäßig überprüft. HK Bachelor-Studium für MFA Um Hausärzte zu entlasten und das Berufsbild der Medizinischen Fachangestellten (MFA) zu stärken, hat der Deutsche Hausärzteverband in Kooperation mit der FOM Hochschule (https:// www.fom.de/) den berufsbegleitendenBachelor-Studiengang „Primärmedizinisches Versorgungs- und Praxismanagement“ aufgelegt. Nach Angabender FOMrichtet sich der Studiengang anMFA, die eine Weiterqualifizierung zur Versorgungsassistenz in der Hausarztpraxis (VERAH) oder Nichtärztlichen Praxisassistenz (NäPa) abgeschlossen haben. Die Studierenden würden dabei Kenntnisse erwerben, mit denen sich PraxisabläufeunddiePatientenversorgung effektiver gestalten ließen. MST Weiterbildungsordnung Für Weiterbildungsbefugte laufen Übergangsbestimmungen aus Zum30. Juni 2023 laufen die Übergangsbestimmungen nach § 20 Abs. 5 und 6 für die Schwerpunkte und Zusatz-Weiterbildungen in der Weiterbildungsordnung (WBO) aus. Damit können ab dem 1. Juli 2023 diese Qualifikationen nur noch nach den Regelungen der aktuell gültigen WBO erworben werden. Alle Weiterbildungsbefugnisse nach früheren Weiterbildungsordnungen für Schwerpunkte und Zusatz-Weiterbildungen verlieren damit automatisch ihre Wirksamkeit, auch wenn die Befristung der Weiterbildungsbefugnis ein späteres Datumenthält. Eine automatischeÜbertragung derWeiterbildungsbefugnisse ist nichtmöglich. Damit ÄrztinnenundÄrzte trotzdemweiterbilden können, sollten sie bis zum 31. März 2023 eine neue Befugnis auf der Basis der jetzt gültigenWBO beantragen. Es reicht dafür eine E-Mail an wbbefug@aekno.de. In der E-Mail sollte angegeben werden, für welche Bezeichnung man eine Befugnis erwerben will. Die Antragsteller erhalten dann von der Ärztekammer Nordrhein die entsprechenden Antragsunterlagen sowie eine Übersicht der erforderlichen Unterlagen und eine Rechnungüber die zu zahlende Gebühr. Da von dem AuslaufenderÜbergangsfristen viele hundert Weiterbildungsbefugnisse betroffen sind, ist es ratsam, die Unterlagen möglichst früh vollständig einzureichen. So kann die Kammer eine nahtlose Weiterbildungsbefugnis sicherstellen. ÄkNo Damit Ärztinnen und Ärzte nach der neuen Weiterbildungsordnung weiterbilden können, müssen sie bis zum 31. März 2023 eine neue Befugnis beantragen. Foto: TommL/istockphoto.com

Magazin 8 Rheinisches Ärzteblatt / Heft 2 / 2023 Bundesärztekammer Hallek ist neuer WB-Vorsitzender Professor Dr. Michael Hallek ist der neue Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats (WB) der Bundesärztekammer (BÄK). Der Hämatologe und Onkologe aus Köln wird dem Gremium für die nächsten drei Jahre vorstehen. Er löst Professor Dr. Dr. Peter C. Scriba ab, der das Amt mehr als zwanzig Jahre lang innehatte. Hallek habe seine medizinisch-wissenschaftliche Expertise und Praxiserfahrung bereits seit acht Jahren in die Arbeit des Beirats eingebracht, erklärte die BÄK. Unter seiner Federführung sei unter anderem die geltende Richtlinie zur Herstellung und Anwendung von hämatopoetischen Stammzellzubereitungen sowie eine Stellungnahme zum Post-COVID-Syndrom erarbeitet worden. MST CIRS-Bericht OP-Fehler vermeiden Um das Management bei Operationen effizienter zu gestalten und Fehler im OP zu vermeiden, empfiehlt CIRS NRW die Ausformulierung eines Regelwerks, wie ein OP-Statut oder eine OPGeschäftsordnung. Mithilfe dieses Regelwerks könne der OP-Prozess nicht nur für die Patienten sicherer gestaltet werden, sondern es helfe auch dabei, Wechselzeiten und Überstunden vorzubeugen. Dabei empfehlen die Experten, nicht nur den OP-Prozess an sich, sondern auch die gesamten Vorbereitungsprozesse wie die Prämedikation, Einschleusung, das Notfallmanagement und die Überwachung bei der Erstellung des Regelwerks zu berücksichtigen. MST Breite 57mm aekno 12pt Breite 39mm aekno 12pt Gebührenordnung für Ärzte Bundesregierung räumt Reformbedarf ein Weder die Leistungsbeschreibungen noch die Bewertung der ärztlichen Leistungen in der geltenden Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) bilden das aktuellemedizinische Leistungsgeschehen angemessen ab. Das hat die Bundesregierung in ihrer Antwort auf eine kleine Anfrage der CDU/CSU-Bundestagsfraktion eingeräumt. Diese Defizite ließen sich mit den in der GOÄ vorgesehenen Anpassungsmöglichkeiten (analogeBewertung, Möglichkeiten der Steigerung und abweichender Vereinbarung der Vergütung, siehe auch Seite 26) zwar grundsätzlich in Teilen ausgleichen. Dadurch erhöhe sich aber zunehmend das Risiko der Intransparenz und Streitanfälligkeit der Abrechnung, so die Bundesregierung. Außerdem würden technische Leistungen tendenziell besser bewertet als Gesprächsleistungen. Aus Sicht der Regierung lassen die verfügbaren Daten allerdings keine negativenAuswirkungenauf die Erträge der Arztpraxen oder die Versorgung privat versicherter Patientinnen und Patienten erkennen. Die Bundesregierung habe die Vergütung ärztlicher Leistungen so zu regeln, dass die Interessender Ärztinnenundder Ärzte sowie der Patienten berücksichtigt werden, erklärte die Ärztekammer Nordrhein dazu. Dies sei aber nicht der Fall, wenn Leistungen in der GOÄnichtmehr angemessen abgebildet würden. Als Konsequenz müsse die Regierung die Gebührenordnung jetzt reformieren – gerne auf Grundlage der Vorarbeiten der Bundesärztekammer und des Verbandes der privaten Krankenversicherung. Stattdessen verzögere diese die GOÄ-Reform weiter mit demVerweis aufmöglicheAuswirkungen auf das duale Krankenversicherungssystem. ÄkNo Statistik Weiterbildung und Infos für MFA hoch im Kurs Im Jahr 2022 besuchten über 800.000 User die Homepage der Ärztekammer Nordrhein (www.aekno.de). Das waren im Schnitt über 67.000 proMonat. Sie haben insgesamtmehr als 3,1 Millionen Seiten aufgerufen. Das sind im Monatsdurchschnitt weit über 250.000. Zu den am häufigsten besuchten Seiten gehörten vergangenes Jahr wieder die Informationen rund um die ärztliche Weiterbildung und die Weiterbildungsordnung (www. aekno.de/weiterbildung). ZumBeispiel riefendie Besucher über 92.000 Mal dieDatenbank derWeiterbildungsbefugten auf und knapp 53.000 Mal die aktuelle Weiterbildungsordnung. Auch die Seitenmit Informationen zur Ausbildung und zum Beruf der Medizinischen Fachangestellten (MFA) standen 2022 hoch im Kurs (www. aekno.de/mfa). Neben den zur Verfügung gestellten Tarifverträgen für MFA und Arzthelferinnen nutzen die Auszubildenden die Seiten zur Prüfungsvorbereitung und rufen beispielsweise Termine und Hinweise rund um die Zwischenprüfung ab oder informieren sich über die schriftlichen sowie praktischenAbschlussprüfungen. Mehr als 77.000 Mal wurde die Seite angeklickt, über die nordrheinische Ärztinnen und Ärzte den Stand ihres bei der Ärztekammer geführten CME-Punktekontos einsehen können. Die Seite, auf der die Ärztekammer Nordrhein insbesondere für Bürgerinnen undBürger den Leitfaden für die persönliche Vorsorge mit Vordrucken für Patientenverfügung, Betreuungsverfügung und Vollmacht für Gesundheitsangelegenheiten bereithält, ist imvergangenen Jahr über 42.000 Mal angeklickt worden. Fragen und Anregungen sowie Kritik und Lob zum Internetangebot der Ärztekammer Nordrhein senden Sie bitte an die E-Mail-­ Adresse onlineredaktion@aekno.de. bre

Magazin Rheinisches Ärzteblatt / Heft 2 / 2023 9 Zu „Positionen zu Klima- und Energiekrise“ in Heft 12/2022 erreichte uns folgender Leserbrief: In dem Artikel: „Positionen zu Klima- und Energiekrise“ (RÄ 12, 2022) wirdder Präsident der Ärztekammer Nordrhein, Rudolf Henke, mit den Worten zitiert „Wir müssen von den Kommunen einfordern, dass sie Klimaschutz undKlimafolgenanpassung als Teil der kommunalenDaseinsvorsorgebegreifen“undder Kammerpräsident fordert eine rasche Umsetzung von Hitzeaktionsplänen in Städten und Kommunen. Viele Städte in Nordrhein habenderzeit noch keineHitzeaktionspläne, obwohl dieNotwendigkeit außer Frage steht. Von der Ärztekammer Nordrheinwürdenwir (Health for Future Aachen) uns konkrete Hilfen bei der Umsetzung von Hitzeaktionsplänen in den nordrheinischen Kommunen wünschen.Wir alsMenschen inGesundheitsberufen setzenuns tagtäglich für dieGesundheit unserer Mitmenschen ein, im Alltag, gesellschafts- und berufspolitisch. Ob im Mikrobereich vor Ort oder in übergeordneten Organisationen wie der Ärztekammer Nordrhein: unser aller Aufgabe ist es, „nicht nur dem Einzelnen zu dienen, sondern der Gesundheit des gesamten Volkes“ und – dasmöchte ichhinzufügen–Klimagerechtigkeit nicht nur lautstark zu fordern, sondern aktiv zu fördern und selbst konsequent zu handeln. Julia Darwig, Weiterbildungsassistentin in einer allgemeinmedizinischen Gemeinschaftspraxis in Aachen Deutscher Ärztetag 2023 in Essen Mit der App gut informiert Die Ärztekammer Nordrhein freut sich, in diesemJahr vom16. bis zum19.Mai denDeutschen Ärztetag in der Ruhrmetropole Essen begrüßen zu dürfen. „Es ist immer eine Ehre, Gastgeber eines DeutschenÄrztetags zu sein. Und es ist eine schöne Aufgabe, unseren GästennebendenpolitischenDebatteneinen anregenden Rahmen zum interkollegialen Austausch zu geben“, sagte Rudolf Henke, Präsident der Ärztekammer Nordrhein in Düsseldorf. Der Deutsche Ärztetag ist die Hauptversammlung der Bundesärztekammer, das „Parlament der Ärzteschaft“. Er findet in der Regel einmal jährlich anwechselndenOrten statt. Die 17 deutschen Ärztekammern entsenden insgesamt 250 Abgeordnete zum Deutschen Ärztetag. Um den Abgeordneten und Gästen des Deutschen Ärztetags einen Überblick über das diesjährige Programm und über Kultur-, Gastronomie- und Freizeitangebote in Essen zu geben, hat der vom Kammervorstand eingerichtete Ad-hoc-Ausschuss Deutscher Ärztetag in Essen federführend eine App konzipiert, die unter folgendem Link genutzt und heruntergeladen werden kann: https://aerztekammer- nordrhein.lineupr.com/deutscher-aerztetag- 2023-in-essen/. Bis Mai wird die App kontinuierlich um weitere Inhalte ergänzt, um allen Abgeordneten einen umfassenden Überblick über Programmpunkte und Austragungsorte in Essen zu geben. Weitere Informationen finden sich auch unter www.aerztetag2023.de. sas Die Ärztetags-App bietet einen Überblick über das Programm des 127. Deutschen Ärztetags sowie Kultur- und Freizeitangebote in Essen. Cochrane Library Für Mitglieder kostenfrei Seit 15 Jahren bietet die Ärztekammer Nordrhein (ÄkNo) ihren Mitgliedern den kostenfreien Vollzugriff auf die Cochrane Library an – auch 2023. Jährlich statten nordrheinische Ärztinnen und Ärzte dieser über www. aekno.de/cochrane knapp 1.800 Besuche ab. Um den Zugang zur Cochrane Library nutzen zu können, benötigen die Kammermitglieder ein Benutzerprofil. Für die erstmalige Registrierung unter www.aekno.de/ registrieren sind folgende Angaben zu hinterlegen: Nachname, Arztnummer (Mitgliedsnummer), Einheitliche Fortbildungsnummer (EFN), ein selbst gewähltes Passwort und eine aktuelle E-Mail-Adresse. bre MFA Rekord bei Ausbildungsverträgen 2022 sind in Nordrhein 2.858 neue Ausbildungsverträge für den Beruf der Medizinischen Fachangestellten (MFA) abgeschlossen worden (www.aekno.de/mfa). 2021 waren es 2.899, ein Rückgang von nur 1,4 Prozent. Insgesamt kletterte die Zahl der MFA-Ausbildungsverträge in Nordrhein auf 6.715 im Jahr 2022; ein neuer Rekordwert. Die Ärztekammer Nordrhein registrierte vergangenes Jahr 4.414 niedergelassene Ärztinnen und Ärzte, die ausbilden, 7,5 Prozent mehr als 2020. Bernd Zimmer, Vizepräsident der Ärztekammer Nordrhein, sagte angesichts der vorliegenden Zahlen: „Die Steigerung zeigt die hohe Verantwortungsbereitschaft der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte.“ bre

Magazin 10 Rheinisches Ärzteblatt / Heft 2 / 2023 Unterstützung I Heizkostenzuschuss für Studierende Studierende, die eine Förderung nach Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG) oder Wohngeld beziehen, haben Anspruch auf einen pauschalen Heizkostenzuschuss in Höhe von 345 Euro. Voraussetzung ist, dass für mindestens einen der Monate von September bis Dezember 2022 eine staatliche Förderung bewilligt wurde. Die Summe wird vom jeweiligen Amt überwiesen, das für die Förderung zuständig ist. Der Zuschuss muss nicht extra beantragt werden. Geplant war ursprünglich, den Heizkostenzuschuss bereits Ende 2022 auszuzahlen. Dies verzögert sich allerdings. Die Auszahlung werde voraussichtlich in den ersten Monaten dieses Jahres erfolgen. bre Unterstützung II Wohngeld für Studierende Studentinnen und Studenten haben unter bestimmten Voraussetzungen Anspruch auf staatliche Unterstützung in Form von Wohngeld. Durch die Reform des Wohngeldgesetzes hat sich seit Anfang 2023 der Kreis der Wohngeldbezieher deutlich erweitert und auch die Höhe des Wohngeldes wurde deutlich angehoben von bisher durchschnittlich 192 Euro auf 370 Euro pro Haushalt und Monat. In der Regel haben Studierende keinen Anspruch auf Wohngeld, wenn sie im Grunde nach Anspruch auf Förderung nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG) haben. In dieser Förderung sind die Kosten für die Miete enthalten. Auch schließt ein hohes Elterneinkommen den Anspruch aus. Eine der Ausnahmen, wonach Studierende Anspruch auf Wohngeld haben können, ist zum Beispiel das Alter, ein Zweitstudium oder das Überschreiten der Förderungshöchstdauer für BAföG. Studierende mit Kindern können unter Umständen neben dem BAföG auch einen Antrag auf Wohngeld stellen. Die Studentenwerke können zu der Frage des individuellen Wohngeldanspruchs beraten. bre Unterstützt werden wir dabei von Studentinnen und Studenten aus höheren Semestern, die uns durch das Seminar führen. Nach einem Jahr im Studium hat sich die Euphorie etwas gelegt und ein jeder musste mit der ein oder anderen Niederlage umgehen. Daher ist es eine große Hilfe, wie gut sich unsere „Hiwis“ imNeuroanatomieseminar auf ihre jeweiligenThemenvorbereitenund wie viel Zeit sie darauf verwenden, Modelle oder Zeichnungen zu erstellen, um uns die doch sehr komplexen Zusammenhänge näher zu bringen und umuns zumLernen zumotivieren. Von großem Nutzen sind natürlich auch die 3D-Modelle der Anatomie und die echten Hirnpräparate. Das Lernen in kleinen Gruppen ermöglicht zudem eine entspannte Atmosphäre, in der sich jeder wohl genug fühlt, um Rückfragen zu stellen. Ein Beispiel für eine gelungene Umsetzung des Lehrangebots. Wie erlebt Ihr das Studium der Humanmedizin? Schreibtmir an:medizinstudium@aekno.de. Nach dem Präparierkurs im Sommer beschäftigen wir, die Studierenden des dritten vorklinischen Semesters, uns nun genauer mit den Gehirn- und Rückenmarkspräparaten imNeuroanatomieseminar. Während des Kurses warenwir viermal dieWochemeist den halben Tag in den Anatomiekellern. Nun wieder dort zu sein mit dem leichten Geruch von Formaldehyd in der Nase, weckt viele Erinnerungen an diese intensive Zeit des Lernens im Sommer. Dieses Phänomen entsteht unter anderem durch Projektionen der Stria olfactoria laterales auf das Corpus amygdaloideum. Über diese und viele andere anatomische Strukturen und leitende Bahnen lernen wir nun also. Margaretha Bark Foto: privat Mail aus Essen Düsseldorf Erste Peer-Mentoren am Tumorzentrum der Uniklinik Anfang des Jahres haben die ersten Peer-Mentoren zur Unterstützung von Krebspatientinnen und -patienten am Tumorzentrum der Düsseldorfer Uniklinik ihre Arbeit aufgenommen. Die Peer-Mentoren, die im vergangenen Jahr eine Ausbildung durchlaufen haben, sind ehemalige Patientinnen und Patienten, die selbst an Krebs erkrankt waren. Sie ergänzen das Angebot des Centrums für Integrierte Onkologie Düsseldorf zur Betreuung von stationären und ambulanten Tumorpatienten. Neben den Peer-Mentoren werden die Krebspatienten auch von Lotsen unterstützt, die ihnen während der Behandlung zur Seite stehen. Die Kombination aus Lotsen und Peer-­ Mentoren ist ein Unterstützungsangebot, das nach Angaben der Universitätsklinik Düsseldorf in Deutschland einmalig ist. Professor Dr. Tanja Fehm vom Centrum für Integrierte Onkolo- gie der Uniklinik sagt: „Eine Krebsdiagnose kann das Leben von jetzt auf gleichauf denKopf stellen: Viele Fragen jagen einem durch den Kopf. Häufig können Menschen, die nicht in der gleichen Situation sind, diese Gedanken gar nicht richtig nachvollziehen.“ Die Mentoren haben wegen ihrer eigenen Krankheitserfahrung einen besonderen emotionalen Zugang zu den Tumorpatientinnen und -patienten. Dr. André Karger, Leiter des Bereichs Psychoonkologie am Tumorzentrum, erklärt: „Die Peer-Mentoren erhalten eine intensive Qualifizierung. Sie sind so in ihrer Paten-Funktion in der Lage, über Probleme zu sprechen, Tipps weiterzugeben, die Patienten möglicherweise zu Terminen zu begleiten und ein verlässlicher Ansprechpartner auf Augenhöhe zu sein“. bre

Kammersymposium Update Ethik Selbstoptimierung– Ethische und juristische Implikationen In Grenzsituationen nicht allein Wir sind für Sie da: Medizinethische Beratung der Ärztekammer Nordrhein CME-Punkte Die Veranstaltung ist mit 4 Fortbildungspunkten anerkannt. Die Teilnahme ist kostenfrei. Begrüßung und Einführung Selbstoptimierung: Formen und Begrifflichkeiten – Ein Überblick Leistungsdruck und Selbstoptimierung in unserer Gesellschaft Neuroenhancement: Doping für das Gehirn „Schönheitsbehandlungen“ und Ästhetische Behandlungen – Was ist möglich? „Schönheitsoperationen“ und Ästhetische Behandlungen – Alles ärztlich? „Und welche Bedeutung hat das alles für mich? – Gedanken eines klinisch tätigen Arztes“ Diskussion Ausblick, Danksagung und Moderation Rudolf Henke, Präsident der Ärztekammer Nordrhein Univ.-Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Dr. phil. Dominik Groß, Leiter des Instituts für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der RWTH Aachen, Vorsitzender des Klinischen Ethik-Komitees des Universitätsklinikums PD Dr. Anja Röcke, Soziologin, Assoziierte Forscherin am Centre Marc Bloch, Berlin Prof. Dr. med. et Dr. disc. pol. Andreas G. Franke, Professur für Fallmanagement mit dem Schwerpunkt Beschäftigungsorientierung und Beratung in prekären Lebenslagen an der Hochschule der Bundes- agentur für Arbeit am Campus Mannheim, Mannheim Prof. Dr. med. Jutta Liebau, Chefärztin, Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Kaiserswerther Diakonie, Florence-Nightingale- Krankenhaus, Düsseldorf Bernd Zimmer, Vizepräsident der Ärztekammer Nordrhein Dr. med. Stefan Meier, Facharzt für Anästhesiologie und Intensiv- medizin, Oberarzt am Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für Anästhesiologie, Düsseldorf Prof. Dr. med. Susanne Schwalen, Geschäftsführende Ärztin der Ärztekammer Nordrhein Mittwoch, 8. Februar 2023, 16:45–20:00 Uhr Anmeldung und Information Die Teilnahme ist kostenfrei. Anmeldungen zur Veranstaltung sind erforderlich und können online durchgeführt werden unter: www.aekno.de/veranstaltungen. Bei Interesse bitten wir um eine Registrierung bis zum 06.02.2023. Fragen zur Veranstaltung beantwortet Ihnen das Team des Veranstaltungsmanagements, Tel. 0211 4302 2216, E-Mail: veranstaltungen@aekno.de. Illustration: stock. adobe.com/© augusta16; tina ennen Online

Thema 12 Rheinisches Ärzteblatt / Heft 2 / 2023 „Eine Reform der ärztlichen Ausbildung ist dringlich und überfällig“, sagt Dr. Bernhard Steinweg. Der Pädiater und Medizindidaktiker ist Geschäftsführer des Studiendekanats der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn und über verschiedene Arbeitsgruppen auf Bundesebene in den seit rund fünf Jahren laufenden Reformprozess eingebunden. Den Aufschlag machten Bund und Länder Ende März 2017 mit dem „MasterplanMedizinstudium2020“, imNovember 2020 legte das Bundesgesundheitsministerium (BMG) auf dessen Grundlage einen Referentenentwurf zur Neuregelung der ärztlichen Ausbildung vor (siehe Kasten auf Seite 14). Anfang 2021 folgte eine Anhörung der Verbände und imMai 2021machtendie Ländermit einer Bundesratsentschließung deutlich, dass sieweitere Gespräche zu den Inhalten und zur Finanzierung der Reform für erforderlich hielten. Danach wurde es still um das Thema – bis das BMG Ende 2022 ankündigte, „im Frühjahr 2023“ einen überarbeiteten Gesetzentwurf für eine neue Approbationsordnung vorzulegen. „Wir sind froh, dass es jetzt weiterzugehen scheint“, sagt Steinweg dazu. Zwar lieferten der Masterplan und der Referentenentwurf wichtige Anhaltspunkte, welche Neuerungen in Zukunft auf die Fakultäten zukommen. „Wir haben am Standort Bonn schon einige der inhaltlichen Neuerungen im Rahmen von Projekten pilotiert, die dort beschrieben sind“, erklärt er. Denn das Ziel, die Ausbildung praxisorientierter und kompetenzbasiert zu gestalten sowie unter anderem die Allgemeinmedizin und die ambulante Versorgung im Studium stärker abzubilden, sei im Großen und Ganzen unumstritten. Die Fakultäten könnten hier schon einmal Weichen stellen, eine verbindliche Rechtsgrundlage fehle aber, solange die Approbationsordnung nicht angepasst worden sei. Ringen um die Finanzierung Dass der Reformprozess derart ins Stocken geraten ist, liegt nach Ansicht von Steinweg weniger an den spezifischen Inhalten der Reformals an deren Finanzierung. Denn um beispielsweise die ambulante Medizin imStudiumangemessen abzubilden, muss ein umfangreiches Netz von Lehrpraxen geschaffenwerden, die für ihre Lehrtätigkeit angemessenhonoriert werden. Kosten entstehen auch durch die Schaffung neuer Prüfungsformate, für die zusätzliche Prüferinnen und Prüfer rekrutiert werden müssen, oder durch neue Unterrichtsformate in Formvon interprofessionellen Lehrveranstaltungen sowie flächendeckendenAusbildungsstationen. Der Medizinische Fakultätentag geht davon aus, dass die Kosten pro Studienplatz umbis zu 20 Prozent steigen könnten, wenn sämtliche bisher geplantenÄnderungen umgesetzt würden. Das entspräche rund 400 bis 500 Millionen Euro pro Jahr, wobei der Bund bereits klargestellt hat, dass er sich nicht an den durch die Reform entstehendenMehrkosten beteiligenwird. Das hatte die parlamentarische Staatssekretärin imBMG, Sabine Dittmar, in ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der FrakMedizinstudium: Zähe Reformen Es war still geworden um die grundlegende Reform der ärztlichen Ausbildung. Jetzt will das Bundesgesundheitsministerium einen neuen Anlauf nehmen und im Frühjahr einen überarbeiteten Gesetzentwurf vorlegen. In Berlin geht man aber nicht mehr davon aus, dass die ersten Studierenden – wie ursprünglich vorgesehen – bereits ab Oktober 2025 nach neuem Curriculum Medizin studieren können. Derweil will das NRW-Gesundheitsministerium im Kampf gegen den Ärztemangel die Zahl der Medizinstudienplätze um rund 450 erhöhen. von Heike Korzilius Foto: skynesher/istockphoto.com

Thema Rheinisches Ärzteblatt / Heft 2 / 2023 13 benötigen“, betont Steinweg. Das bedeute zum einen, dass man ein integriertes Curriculum mit einer Vernetzung zwischen den medizinischen Inhalten erreichen müsse und nicht mehr in Inseln denken könne, sprich Wissen in verschiedenen Fächern erwerbe und dieses lediglich durch entsprechende Leistungsnachweise dokumentiere. Zumanderen könnemanmit diesemAnsatz die zurzeit oft noch große Lücke schließen zwischen dem, was in der Ausbildung vermittelt wurde, und dem, was die ärztlichen Berufsanfänger im Alltag auf der Station erwarte. Mit dem NKLM gebe es ein gutes Rahmenwerk, um diese Ausbildungsziele zu erreichen. Er sei allerdings noch zu umfangreich, so Steinweg. Ein wesentlicher Bestandteil der zukünftigen Ärzteausbildung ist für ihn die Befähigung zur interprofessionellen Zusammenarbeit bei der Versorgung der Patientinnen und Patienten. „Das ist auch einer meiner Arbeitsschwerpunkte hier inBonn“, sagt Steinweg. 2019 hat er gemeinsam mit einem interprofessionellen Projektteam an der Universitätsklinik auf einer kinderkardiologischenNormalstation eine erste Ausbildungsstation implementiert, an der PJ-Studierende imWahlfach Kinderheilkunde mit Pflegeschülerinnen und -schülern im letzten Ausbildungsjahr – begleitet von ärztlichen und pflegerischen Lehrenden – eigenverantwortlich ihre kleinen Patienten versorgen. Durch eine spezielle Förderung der medizinischen Fakultät seien inzwischenneunweitere interprofessionelle Lehrprojekte und Ausbildungsstationen am Standort entstanden, eineweitere befinde sich in Implementierung. Mehr interprofessionelle Ausbildung Warum ihm die Interprofessionalität so wichtig ist? „Patientinnen und Patienten werden ja auch in der Realität im Team versorgt“, sagt Steinweg. Für die Qualität der Versorgung sei es entscheidend, dass diese Teams gut zusammenarbeiteten und das gelinge besser, wenn die Teammitglieder auch in ihrer Ausbildung eine Zeit lang gemeinsam gelernt hätten, sich ihrer spezifischenRollen bewusst seien, ihre Kommunikation untertion der CDU/CSU zum Fortgang der Studienreform am 9. November 2022 mitgeteilt. Dittmar kündigte darin auch die Fortführung des Gesetzgebungsverfahrens zur Änderung der Approbationsordnung für dieses Frühjahr an. In konstruktivenGesprächen vonBund und Ländern sei es gelungen, „durch eine teilweise modifizierte Umsetzung der Maßnahmen des Masterplans Medizinstudium 2020 die Kostenfolgen deutlich zu verringern und zugleich die Substanz der Reform ganz überwiegend zu erhalten“. Präziser äußert sich das BMG nicht. Inhaltliche Anpassungen und die abschließende Ermittlung der durch die Reform entstehenden Mehrkosten liefen derzeit, heißt es dazu nur. Das Ministerium räumt allerdings dem Rheinischen Ärzteblatt (RÄ) gegenüber ein, dass der Zeitpunkt des Inkrafttretens der Reform am 1. Oktober 2025wohl nicht mehr zuhalten ist. „Aufgrund des zwischenzeitlichen Zeitablaufs erscheint nunmehr ein späteres Inkrafttreten sinnvoll“, erklärt eine Sprecherin schriftlich. Die Fakultäten benötigten ausreichend zeitlichen Vorlauf, um die zur Umsetzung der Reformerforderlichen Maßnahmen ergreifen zukönnen. Die Versorgungsrealität abbilden „Die neue Approbationsordnung muss jetzt bald kommen, sonst verlieren wir unsere Glaubwürdigkeit und die Reformbereitschaft an den Fakultäten nimmt ab“, sagt Medizindidaktiker Steinweg. Verfechtern der „alten Ordnung“, die auf die qualitativ hochwertige Medizinerausbildung an deutschen Hochschulen verweisen, hält er entgegen, es gehe bei der Reform nicht in erster Linie darum, bessere, sondern andere Ärztinnen und Ärzte hervorzubringen. Neben einer soliden wissenschaftlichen Ausbildung müsse das Medizinstudium stärker die Versorgungsrealität abbilden, in der Ärztinnen und Ärzte heutzutage arbeiteten. Für unverzichtbar hält es Steinweg deshalb, dass in der geplantenNovelle der Approbationsordnung die Orientierung des Studiums an Kompetenzen und an einem definiertenAbsolventenprofil erhalten bleibt. „Das darf nicht verwässert werden“, sagt er mit Blick auf den angekündigten überarbeiteten Gesetzentwurf. Das Absolventenprofil des Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalogs Medizin (NKLM) und des Gegenstandskatalogs für das Staatsexamen, auf das sich Steinweg bezieht, definiert, was von den ärztlichen Berufsanfängern nach Abschluss ihres Studiums sicher erwartet werden kann. Es beschreibt Ausbildungsziele, auf die während des gesamten Studiums hingearbeitet wird sowie Fertigkeiten und Fähigkeiten, die im Praktischen Jahr (PJ) mit zunehmender Selbstständigkeit in der Patientenversorgung angewendet werden. Das heiße, so Steinweg, dass die Studierenden schon im Studium und dann intensiviert im PJ schrittweise Verantwortung übernehmen müssten. „Wir müssen in der Ausbildung immer aufs Ende gucken. Wir müssen festlegen, welche Kompetenzen die Studierenden am Ende ihres Studiums erworben haben sollen und welches Wissen, welche Fertigkeiten und Haltungen sie dafür „Man darf nicht vergessen, dass zentrale Elemente der Reform einen Kulturwandel darstellen.“ Dr. Bernhard Steinweg, Geschäftsführer des Studiendekanats der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn Foto: Christoph Kottmann

Thema 14 Rheinisches Ärzteblatt / Heft 2 / 2023 bildung einbezogen werden. Zu klären sei auch die Frage der Honorierung. Ganz abgesehen von demohnehin schon enormen Arbeitspensum in den Praxen seien die Anforderungen, die der Referentenentwurf an die Ausstattung der Ausbildungsplätze stelle – unter anderem Zugang zu einem Behandlungszimmer mit Bildschirmarbeitsplatz – hoch, ebenso wie die an die Lehre. Da reichten die derzeitigen Tagessätze für die Vergütung der Lehrpraxen nicht aus. Zusätzlich stellt sich für Steinweg die Frage, wieman die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte verbindlich in die Staatsprüfung integrieren und für ausreichend ambulante Patienten in den Prüfungen sorgenkann. „Das ist imReferentenentwurf noch nicht ausreichend dargestellt“, meint er. UminZukunft KompetenzenmitWissen, Fertigkeiten und Haltungen der Studierenden zu prüfen, bedarf es nachAnsicht desMedizindidaktikers auch anderer Prüfungsformate wie Parcours-Prüfungen mit (Simulations-)Patienten. Die seien zwar aufwendig, aber für diesen Zweck sehr geeignet, meint Steinweg. An mehreren aufeinander folgenden Stationen könne zumBeispiel geprüft werden, wie Studierende Patienten körperlichuntersuchenoder einAnamnese- oder Aufklärungsgespräch führen. Man könne eine Röntgenaufnahme befunden lassen oder anhand eines Patientenfalls eine strukturiertemündlichePrüfungüber das diagnostische und therapeutische Vorgehen im Sinne der klinischen Entscheidungsfindung abnehmen. „Wenn man diese Prüfungen gut gestaltet, sind sie eine sehr sinnvolle Ergänzung zu den klassischen Klausuren und mündlichen Prüfungen“, sagt Steinweg. Hohe Anforderungen an die Lehre Er teilt die Sicht des BMG, dass der Zeitplan für das Inkrafttreten der neuen Approbationsordnung nicht mehr zu halten ist, selbst wenn das Gesetzgebungsverfahren jetzt zügig abgeschlossen würde. „Man muss zunächst die Infrastruktur schaffen, das Curriculum überarbeiten und zusätzliches Lehr- und administratives Personal rekrutieren“, erklärt Steinweg. „Unddann darf man nicht vergessen, dass zentrale Elemente der Reform einen Kulturwandel darstellen.“ Neben der gemeinsamen Ausbildung von Ärzten und Angehörigen anderer Gesundheitsberufe zählt er dazu auch die klinisch-praktische Ausbildung unter Supervision, verbunden mit einer schrittweisen Übertragung von Verantwortung an die Lernenden. Das stelle hohe Anforderungen an die Lehre, die bei der derzeitigen Arbeitsverdichtung in Kliniken und Praxen kaum darstellbar seien. „Wir müssen hier klare Anreize setzen, dass sich das Ausbilden lohnt – sei es durch entsprechende Karriereperspektiven oder eine angemessene finanzielle Förderung“, fordert Steinweg. Mit geschätzten 240.000 Euro gehöre dasMedizinstudiumzwar ohnehin schon zu den teuersten Studiengängen. „Aber eine gute Ausbildung kostet nun mal Geld“, sagt Steinweg. Zu den Befürwortern einer zügigen Umsetzung der geplanten Studienreform gehört auch die Bundeseinander abstimmten und das Team als Ressource begriffen. „Nur wenn die Arbeit Hand inHand greift, kann daraus eine gute Patientenbehandlung resultieren“, so Steinweg. Dieser Ansatz schaffe im Übrigen nicht nur ein hohes Maß an Zufriedenheit bei den Lernenden sowie den pflegerischen und ärztlichen Praxisanleitern, sondern auchbei denPatientenund derenAngehörigen. Da ein großer Teil der Patientinnen und Patienten ambulant versorgt wird, hält Steinweg es für sinnvoll, dass die ambulanteMedizin imStudiumeinen größeren Stellenwert erhält. An der Universität Bonn gebe es bereits seit vielen Jahren ein Institut für Hausarztmedizin, das verantwortlich sei für die Rekrutierung von Lehrpraxen und die Qualifizierung der Lehrenden. Der vorhandene Pool an akademischen Lehrpraxenwerde aber nicht ausreichen, wennwie vorgesehen, imPJ einPflichtquartal inder ambulantenVersorgung eingeführt werde. AußerdemmüsstennebendenHausärztinnenundHausärzten auchAngehörige anderer Fachgebiete in die AusDie Neuregelung der ärztlichen Ausbildung, wie sie der Referentenentwurf aus dem November 2020 vorsieht, basiert auf dem „Masterplan Medizinstudium 2020“. Diesen hatten die Gesundheits- und Wissenschaftsminister von Bund und Ländern bereits im März 2017 beschlossen, dessen Umsetzung allerdings unter „Haushaltsvorbehalt“ gestellt. Ziel des Gesetzgebers ist es, die Ausbildung der Medizinstudierenden mehr an deren künftigen ärztlichen Aufgaben und den dafür notwendigen Kompetenzen zu orientieren. Die Ausbildung soll es den Studierenden ermöglichen, neben Wissen auch Fähigkeiten, Fertigkeiten und Haltungen zu erwerben. Das Studium soll sich von Beginn an an der Versorgung und den Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten orientieren. Dazu wird der Nationale Kompetenzbasierte Lernzielkatalog Medizin (NKLM) verbindlich in der Approbationsordnung verankert. Zudem soll die Ausbildung den wachsenden Stellenwert der ambulanten Versorgung besser berücksichtigen und insgesamt praxisnäher gestaltet werden. Die bisherige Trennung von vorklinischem und klinischem Abschnitt soll aufgehoben, die Ausbildung in Lehrpraxen ausgeweitet und die Allgemeinmedizin weiter gestärkt werden. Diese wird deshalb künftig Prüfungsfach im Staatsexamen. Es ist zudem vorgesehen, das Praktische Jahr nicht mehr in Tertiale, sondern in Quartale zu unterteilen. Neben den Pflichtquartalen Innere Medizin und Chirurgie wird es in Zukunft zwei Wahlquartale in anderen klinisch-praktischen Fächern geben, von denen eines im ambulanten vertragsärztlichen Bereich absolviert werden muss. Auch in den Prüfungen sollen die Studierenden durch neue Formate wie ParcoursPrüfungen mit Simulationspatienten vermehrt praktische Fähigkeiten unter Beweis stellen. Außerdem soll die digitale Lehre fest im Studium verankert werden. Die gemeinsame Ausbildung mit Angehörigen anderer Gesundheitsberufe wie der Pflege soll auf die Arbeit in multiprofessionellen Teams vorbereiten. Um der wissenschaftlichen Arbeit ein größeres Gewicht zu geben, sollen die angehenden Ärztinnen und Ärzte während des Studiums eine wissenschaftliche Arbeit anfertigen. Mehr Praxisnähe und Patientenorientierung

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