KNOW!S 02-2017

Ein lichtdurchfluteter Mondkrater im Bremer Universitätsviertel. Gesteinsbrocken werfen tiefe Schatten. Am Boden des Kraters bewegt sich etwas. Langsam, aber stetig setzt das Wesen ein Bein vors andere. Ein Affe? Nein, eine Maschine. Ein Roboter-Schimpanse. Hier wird aber kein Science-Fiction-Film gedreht. Hier – imWeltraum- labor –werden Roboter trainiert. „Charlie kann sich auch auf die Hinterbeine stellen“, sagt José de Gea Fernández. „Außerdem wurden etliche Sensoren und Rechenkapazitäten in den Gliedmaßen verbaut. So erhält er lokale Intelligenz, kann schnell Hindernisse erkennen und darauf reagieren.“ Roboter wie Charlie sollen irgendwann selbstständig die zerklüfteten Landschaften des Mars erkunden. De Gea ist Leiter des Teams „Roboterregelung“ am Robotics Innovation Center (RIC). Das RIC ist der Bremer Standort des Deutschen Forschungszen- trums für Künstliche Intelligenz (DFKI) und arbeitet eng mit der Universität Bremen zusammen. Mehr als 130 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt sowie 80 studentische Hilfskräfte erforschen und bauen hier in Norddeutschland intelligente Maschinen, die zu Wasser, zu Lande und in der Luft eingesetzt werden können. Informatiker, Elektrotechniker und Mathematiker arbeiten dafür Hand in Hand mit Biologen, Computerlinguisten, Physikern und Psychologen. Für die Entwicklung von Charlie hat eine Biologin detailliert die Bewegungs- abläufe von Schimpansen studiert. Seit den Anfängen des RIC in Bremen im Jahr 2002 haben sich die Wissenschaftler von der Natur inspirieren lassen. De Gea kommt aus Barcelona und hat dort Elektrotechnik studiert. Dass der heute 41-Jährige 2003 in Bremen anheuerte, liegt unter anderem am „Skorpion“. „Professor Frank Kirchner zeigte mir den achtbeinigen Roboter, an dem er damals arbeitete, und ich war so begeistert, dass ich in Bremen arbeiten wollte.“ Noch heute steht der Achtbeiner im Foyer des Haupthauses. Kirchner leitet das RIC. Der 54-Jährige kam nach einem Forschungsaufenthalt in den USA 2002 nach Deutschland zurück und begann, die Robotik in Bremen aufzubauen. Seitdem ist viel passiert. Der Hype ist groß. Künstliche Intelligenz (KI) und Robotik ist heute ein Thema mit enormer Strahlkraft. Viele Konzerne nutzen die Technologien bereits oder sind interessiert. „Gestern Abend hab ich einen Vortrag vor der gesammelten Führung des deutschen Holz- Am DFKI erforschen mehr als 130 Wissenschaftlerinnen und Wissen- schaftler intelligente Maschinen für unterschiedlichste Einsatzzwecke Künstliche Intelligenz (KI) Der Begriff beschreibt ein Teilgebiet der Informatik. KI ist jedoch kein geschlossenes Forschungsgebiet, sondern vereint Techniken verschiedener Disziplinen. KI-Forscher versuchen, menschenähnliche Intelligenz mithilfe von Algorithmen nachzubilden. Entsprechend konstruierte Computer und Roboter sollen so in der Lage sein, eigen- ständig Probleme und Aufgaben zu lösen. KI-Systeme sind lernfähig und können mithilfe von Datensätzen trainiert werden. Von menschenähnlichem Denken sind jedoch auch die stärksten KIs heute noch weit entfernt. how 2030 könnten bis zu 15 Prozent der neu zu- gelassenen Fahrzeuge autonom fahren. Das ergab eine Studie von McKinsey. 12

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