KNOW!S 02-2017
praktischen Wünsche, die dann aufkamen, ließen sich aber nicht erfüllen.“ Es fehlte an Rechenpower. Die ersten PCs, die gerade auf den Markt kamen, waren nicht in der Lage, die mächtigen Algorithmen auszuführen. Computer, die das konnten, füllten noch ganze Büros. Heute ist das anders. „In jedem Smartphone, in jedem Tablet stecken Chips, die so leistungsfähig sind, dass sie komplexe Algorithmen verarbeiten können.“ Der technologische Fortschritt bringt jedoch andere Gefahren für den Fachbereich mit sich: „Der Hype befördert Visionen, die sind so übertrieben, dass eine gesellschaftliche Ablehnung dieser Technologie eintritt.“ Machen uns die Roboter bald arbeitslos? Kann uns künstliche Intelligenz vielleicht sogar gefährlich werden? Fragen wie diese treiben nicht nur Normal- bürger um. Der Astrophysiker Stephen Hawking und der Internet-Milliardär und Unternehmer Elon Musk haben öffentlich vor einem KI-Wettrüsten und zu selbstständigen Maschinen gewarnt. Roboter, die uns versklaven? Kirchner hält das für Quatsch. Um den Menschen die Angst zu nehmen, plädiert er dafür, als Wissenschaftler transparent zu sein. „Wir müssen klarstellen, was wirklich existiert und was nicht. Was Science-Fiction ist und was Rea- lität.“ Dass smarte Maschinen in Zukunft Aufgaben übernehmen werden, die bisher Menschen erle- digen, ist unvermeidbar. „Ich denke, die Menschen haben berechtigterweise Sorgen um eine Dynamik, die sich hier abspielt, die sie vielleicht nicht mit- halten.“ Aber wie bei vielen gesellschaftlichen Pro- blemen laute die Lösung des Problems auch hier: Bildung, sagt der Robotik-Experte. „Wir brauchen eine bessere digitale Ausbildung in Schulen und Kindergärten. Darüber reden wir seit 20 Jahren. Es hat sich aber so gut wie nichts getan.“ Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssten geschult und weitergebildet werden. Nur so könne man den Menschen die Angst nehmen. Denn auf- halten lasse sich die Entwicklung nicht, sagt Kirchner. De Gea sieht das ähnlich. Er steht nun vor einem weißen Raum unter dem Mondkrater. Hier wurde ein Stück der Internationalen Raumstation ISS nach- gebaut. Hier übt AILA. Die Roboterdame steht auf Rädern und kann Aufgaben autonom ausführen oder per Exoskelett aus der Ferne gesteuert werden. Neun Monate hat de Gea für AILA gebraucht, von der Idee bis zur fertigen Maschine. „Das ist quasi mein Baby.“ Der Roboter geht aber bald in Rente. Der Katalane und seine Kollegen arbeiten bereits an einer neuen Version. Die wird nicht rollen, sondern auf zwei Beinen stehen. Alles andere ist noch geheim. Prof. Dr. Dr. h.c. Frank Kirchner ist Leiter des Robotics Innovation Center (RIC) in Bremen Foto: DFKI GmbH Fazit: Am Bremer Standort des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intel- ligenz arbeiten mehr als 130 Wissen- schaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt . Sie bauen intelligente Roboter, die zu Wasser , zu Lande und in der Luft eingesetzt werden können. Der derzeitige Roboter-Hype verschafft den Forschern viel Aufmerksamkeit, sorgt in der Bevölkerung aber auch für Angst. Die Experten glauben nicht daran, dass wir irgendwann von intelligenten Maschinen versklavt werden. Vielmehr werden Roboter und Menschen in der nahen Zukunft vor allem Seite an Seite arbeiten . KNOW ! S 02/2017 15 MEIN KOLLEGE, DER ROBOTER
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=