KNOW!S 02-2017

schung auf gesündere Arbeitsplätze auszuweiten. Einer der Initiatoren und ersten Partner war Rolf Brunkhorst, Leiter für Nachhaltigkeit beim System- haus für Fenster, Türen und Fassaden Schüco: „Wir hatten den Anspruch, im Bereich gesünderer und attraktiver Bürogebäude für unsere Branche Vorreiter zu sein. Die Bauwirtschaft investiert bei Gebäuden viel in die Infrastruktur und Energie, aber bei der Gesundheit und Produktivität der Büromitarbeiter haben wir sicher noch Potenzial.“ My Future Office denke den Arbeitsplatz deshalb vom Menschen aus, sagt Peter Bachmann, Gründer und Geschäftsführer des Sentinel Haus Instituts, und betont: „So muss man Gebäude auch denken“. Was wie eine Plattitüde klingen könnte, ist tatsächlich eine Erkenntnis. Denn ganz oft werde der Mensch bei Planungen vergessen, bei der Energieeffizienz sogar rausgerechnet, erklärt Bachmann. Gesünder gebaute Gebäude Dabei geht es My Future Office vor allem um die räumliche Umwelt: Wie plant oder saniert man ein Gebäude, das Mitarbeitern optimale Arbeitsbedin- gungen bieten soll? Klima, Licht und Luft, aber auch die Baustoffe sind der Schlüssel. Brunkhorst findet am spannendsten, dass „gar nichts mehr erfunden werden muss“. Die Produkte würden alle schon an- geboten, man müsse nur wissen, welche die besten seien. Dafür hat das Sentinel Haus Institut gemeinsam mit dem TÜV Rheinland die wohl größte Datenbank des Landes über Bauprodukte und -stoffe zusammen- getragen. Wenn mit schadstoffärmeren Produkten gearbeitet werde, stehe „unterm Strich auch eine Rendite“, regt Brunkhorst an, denn gesünder gebaute Gebäude verlören auch nach einigen Jahren nicht an Attraktivität. Bachmann betont: „Wir wollen aber keine Erwartungen schüren, die nicht erfüllt werden können: Es gibt keine komplett schadstofffreien Produkte.“ Nach ähnlichen Überlegungen, wie sie My Future Office anstellt, entwarf Stararchitekt Ben van Berkel auch das Zentrum für Virtuelles Engineering (ZVE). Die futuristische Architektur des 2012 eröffneten Baus setzt Maßstäbe. Mitja Jurecic flaniert über die offen gestalteten Gänge des Zentrums, vorbei an wie Ziehharmonikas auseinanderklappbaren und verschiebbaren Trennwänden aus Pappmaschee. Beim Blick in eines der Büros lächelt er kurz auf: „Ich merke, dass wir eigentlich schon wieder eine ver- altete Arbeitswelt haben. Die Forschung in unserem Gebiet ist so rasant, wir sind ja nie fertig.“Klima, Licht, Luft und Baustoffe mit­ denken: Das ist der Schlüssel für gesünder gebaute Gebäude wie das Zentrum für Virtuelles Engineering. Fazit: Wie sieht die Arbeitswelt der Zukunft aus? Das fragen sich Forscher des Fraunhofer Instituts in Stuttgart und des Sentinel Haus Instituts in Freiburg. Beide sehen den Arbeitsplatz als ganz- heitliches Zusammenspiel verschie- denster Forschungsfelder. Während das Forschungsprojekt My Future Office neue Standards für eine gesündere Arbeitsumgebung entwickelt, küm- mert sich das Workspace Innovation Lab um die offene Gestaltung von Büro- welten . Im Visual Technology Lab wer- den interaktive, virtuelle Arbeits­ flächen entwickelt. KNOW ! S  02/2017 21

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=