WERDER MAGAZIN Nr. 333

30 WERDER MAGAZIN 333 HANDBALL D er Handball wurde Merle Heidergott im wahrsten Sinne des Wortes in die Wiege gelegt. Oder zumindest in den Kinder- wagen… „Meine Mutter hat mich schon im Kinderwagen mit in die Halle genommen“, weiß die 22-Jährige. Mena Heidergott trainierte damals mehrere Teams bei Concordia Ihrhove. Tochter Merle ist also eine echte Ostfriesin. Und dass sie noch immer „Wir“ sagt, wenn es um ihren Stammverein geht, ist nur ein Beleg für die starke Verbundenheit zu ihrer Heimat. Kein Wunder, dass die kleine Merle schon im Alter von vier Jahren mit dem Handball begann und Mutter Mena ihre erste Trainerin war. Doch der Handball blieb nicht die einzige Sportart. Fußball, Leichtathletik, Tischtennis, Badminton – die Sportbegeisterung der Werderanerin war schon damals riesengroß. Während die Rück- schlagspiele dabei nur kurze Episoden des Ausprobierens waren, hielt es Merle Heidergott beim Fußball und bei der Leichtathletik eine längere Zeit. „Irgendwann waren dann nur noch Handball und Fußball übrig, und ich musste mich entscheiden“, erinnert sie sich. Den Zuschlag bekam der Handball, „weil ich das körperbetonte Spiel liebe und Handball einfach noch intensiver ist als Fußball“. Ein Grund für die Entscheidung war sicher auch, dass Merle Heidergott von Beginn an bewies, welch außergewöhnliches Talent sie für den Handball mitbringt. Deutlich stach sie schon früh aus ihren jewei- ligen Mannschaften heraus und sprühte dabei bereits als Kind vor Ehrgeiz. Auch wenn das manchmal nach hinten losging… Es war in der E- oder D-Jugend („Genau weiß ich das gar nicht mehr“), als sie mit ihrer Mannschaft an einem Feldhandball-Turnier teilnahm. Mer- le Heidergott war Mit- und Gegenspielerinnen so überlegen, dass sie beim Anstoß des Gegners stets schon den Ball abfing und dann Richtung Tor marschierte, um den Ball zu versenken. Dabei war sie so in ihrem Element, dass sie auch nach der Pause des Spiels direkt weitermachte. „Ich hatte allerdings nicht daran gedacht, dass es ei- nen Seitenwechsel gegeben hatte“, schmunzelt sie. Also knüpfte die kleine Torjägerin nahtlos da an, wo sie am Ende der ersten Halbzeit aufgehört hatte und marschierte wieder aufs selbe Tor. „Ich werde nie vergessen, wie unsere Torhüterin noch meinen Namen gerufen hat, aber da war es schon zu spät …“. Der Ball landete wie immer sicher im Netz. Dass es das falsche war, wurde Merle Heidergott erst danach bewusst. Weitere Treffer auf der richtigen Seite folgten. „Am Ende haben wir 27:1 gewonnen“, lacht die junge Handballerin. Wäre ein Scout eines Bundesligisten Zeuge dieses ungewöhnlichen Spiels geworden, dann hätte er Merle Heidergott vielleicht schon damals als Kind verpflichtet, um der Konkurrenz zuvorzukommen. Doch es dauerte noch einige Jahre. Mit 15 spielte sie in der Auswahl Niedersachsens und nahm mit dem Team am Länderpokal teil. „Da- nach bekam ich Anfragen von drei Bundesligisten. Und ich musste mich entscheiden, ob ich Handball als Leistungssport betreiben oder weiter bei Concordia Ihrhove spielen wollte.“ Zu den Clubs, die Merle Heidergott umwarben, gehörte auch der VfL Oldenburg. Dort damals in verantwortlicher Position: Patrice Giron, nach zwei Jahren als Trainer bei Werder heute Koordinator Leis- tungssport der Grün-Weißen. „Er hat meine Eltern und mich über- zeugt, den Sprung zum VfL zu wagen“, verrät Heidergott. Zur Über- zeugung aber ebenfalls notwendig: die weiterhin gegebene Nähe zur Über ‚Heidi‘, Handball und Heimat   Werders Hand- ballerin Merle Heidergott schaffte in der vergangenen Saison bei der Wahl zur besten Spielerin der 2. Bundesliga den Sprung auf Platz drei. Es war der Lohn für die tolle Entwicklung in den zurückliegen- den zwei Jahren. Foto: hansepixx/O. Baumgart

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