WERDER MAGAZIN Nr. 334

WERDER MAGAZIN 334 27 Fotos: gumzmedia/A.Gumz und 700 Kilometer südlich des Osterdeich. Aber Tor ist eben Tor und einmal Werder immer Werder, würde jetzt wohl jeder Phrasenlieb- haber schreiben. Diese haben es an Heimspieltagen des Fanclubs im Übrigen nicht leicht. Just wie beim bekannten Fußball-Talk eines TV- Senders gehört auch für die grün-weißen Münchener zu jedem Spiel- tag ein ‚Phrasenschwein‘ dazu. „Es wird seit kurzem rigoros Buch geführt, damit niemand vergisst, für seinen Spruch zu bezahlen. Die gesamte Summe wird am Ende der Saison für wohltätige Zwecke ge- spendet“, erläutert Fanclub-Mitglied Hans-Julius von Schultzendorff. Das soziale Engagement ist zusätzlich zur Verkündung der Werder- Botschaft im meist rot oder löwenblau gefärbten Oberbayern ein zentraler Ankerpunkt in den Aktivitäten des mittlerweile 187-köp- figen (Tendenz steigend) Fanclubs. „Der größte Betrag kam im ver- gangenen Sommer zustande, als wir 1.700 Euro an die ‚Initiative krebskranke Kinder e. V.‘ gespendet haben, die sich um Angehörige von an Krebs erkrankten Kindern kümmert und dafür sorgt, dass sie unter anderem in der Nähe der Kinder sein können, wenn sie nicht direkt im Krankenhaus übernachten dürfen“, verrät Nicola Kellin. Regelmäßig veranstaltet der Fanclub auch ein Fanfest, dessen Einnahmen ebenso für den guten Zweck gestiftet werden. Dieses außergewöhnliche Engagement dürfte ein Entscheidungskriterium der Jury gewesen sein, ‚Grün-Weißes München‘ bei der Fanclub- Weihnachtsfeier im vergangenen Jahr zum ‚Werder-Fanclub des Jah- res‘ zu küren. Die Auszeichnung ist ein Höhepunkt in der Historie des Fanclubs, der sich nach Werders 3:1-Heimsieg gegen den FC Bayern am 21. Okto- ber 2006 gründete. Gezielt auf die Ehrung hingearbeitet haben die Mitglieder nicht. Denn das Faszinierende sind für sie das gemeinsa- me Erleben oder an manchem Tag auch Erleiden von Werder sowie Aktivitäten außerhalb des Spieltags. Kellin: „Unter anderem ist die jährliche Kohltour durch München mit einem abschließenden Grün- kohlessen inzwischen fester Bestandteil im Winter. Im Sommer geht es dann eher zum Kart-Fahren oder auf die Isar.“ Darüber hinaus besuchen die Werder-Fans selbstverständlich auch Partien des SVW und unterstützen die Mannschaft im Stadion. Das lebendige Clubleben blieb auch vielen in München lebenden Bre- mern nicht verborgen, und so wächst die Mitgliederzahl bis heute stetig. „Oftmals sind es die Partner unserer Mitglieder, die irgend- wann auch zum Fan werden. Aber es gibt auch welche, die einfach mal von Kumpels mitgebracht wurden und jetzt genauso infiziert sind wie alle anderen“, freut sich Hans-Julius von Schultzendorff über die Verbreitung des Werder-Virus im Freistaat. In München ist ‚Grün-Weißes München‘ daher DIE Anlaufstelle für Werder-Fans geworden und das ganz besonders, wenn das Team in der bayrischen Landeshauptstadt gastiert. Dann schmeißt der Fan- club für mehrere hundert Werderaner alljährlich eine echte ‚Wirts- hausgaudi‘. Nach einigen Überlegungen zu einem Konzept entstand die Idee für die heute so bekannte Veranstaltung mit Livemusik. „Diese Idee liegt nahe, da wir in München sind und dieses Feeling für unsere Gäste mit einbeziehen wollten. Nach durchweg positiver Resonanz führen wir dieses Konzept bis heute fort“, sagt von Schult- zendorff. Unter die Gaudi mischten sich in diesem Jahr auch Werder- Präsident Dr. Hubertus Hess-Grunewald und Geschäftsführer Frank Baumann. Erneut organisierte der Fanclub im Januar nicht nur die ‚Wirtshausgaudi‘, sondern auch ein Weißwurst-Frühstück am Spiel- tag, um die Akkus der Bremer Anhänger für das Duell mit den Bay- ern wieder aufzuladen. ‚Grün-Weißes München‘ ist ein Fanclub, der Offenheit lebt und schätzt. Gastfreundschaft ist in der DNA der Anhänger genauso tief veran- kert wie beim SV Werder selbst. Fragt man Nicola Kellin nach den Werten, die ihr und ihren Mitstreitern wichtig sind, dann sagt sie: „München ist bunt, das ‚Grün-Weiße München‘ ist es auch. Unse- re Mitglieder kommen aus allen Teilen der Republik. Es gibt Exil- Bremer und echte Münchner, Zugereiste aus dem Norden, aus dem Rheinland, aus Ostdeutschland und aus verschiedenen Gegenden des Südens. Manche supporten gerne im Stadion, andere schauen lieber gemütlich im Fernsehen zu. Alter, Beruf oder Herkunft spielen keine Rolle. Diskriminierung jeder Art lehnen wir ab.“ Niklas Behrend Werders Geschäftsführer Frank Baumann (Foto li., li.) und Dr. Hubertus Hess-Grunewald (Foto re., Mitte) besuchten in diesem Jahr das traditionelle Fanfest des Fanclubs am Vor- abend des Auswärtsspiels der Grün-Weißen in München.

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