WERDER MAGAZIN Nr. 334

46 WERDER MAGAZIN 334 HANDBALL WERDER MAGAZIN: Florian, wie hast du deine ersten Monate bei Werder erlebt? FLORIAN MAROTZKE: Sie waren sehr spannend und ereignisreich. Ich habe eine starke Mannschaft übernommen, die nicht nur von ihren spielerischen Qualitäten lebt, sondern auch von ihren mensch- lichen. Innerhalb des Vereins herrscht eine sehr herzliche, familiäre Atmosphäre. Die Arbeit macht mir jede Menge Spaß. Haben sich deine Erwartungen erfüllt? Sie wurden übertroffen. Werder ist kein Verein wie alle anderen in der ersten und zweiten Frauen-Handball-Bundesliga, sondern in sämtlichen Bereichen sehr strukturiert, sehr professionell. Entschei- dungen werden gut durchdacht. Die Zusammenarbeit mit allen han- delnden Personen ist angenehm – vom Abteilungsvorsitzenden bis zur Physiotherapeutin. Niemand nimmt sich wichtiger, als er oder sie ist. Für alle steht der sportliche Erfolg im Vordergrund, und jeder trägt seinen Teil dazu bei. Dabei haben ein menschlicher Umgang und ein harmonisches, konstruktives Miteinander hohe Priorität. Beim Ligakonkurrenten HSG Hannover-Badenstedt hast du zuvor nicht hauptamtlich gearbeitet. Warum hast du dich nun für diesen Weg ent- schieden? Ich bin sicher, dass sich viele wünschen, in der Sportart, für die das Herz schlägt, Trainer zu sein und damit den Lebensunterhalt zu verdienen. Gerade im Frauenhandball kann man diese Stellen na- hezu an zwei Händen abzählen. Daher weiß ich diese Aufgabe sehr zu schätzen. Und es ist auch der richtige Weg des Vereins: Wenn man einen gewissen Anspruch an diese Arbeit hat, dann stößt man als nebenamtlicher Trainer in der 2. Bundesliga mit der zeitlichen Belastung an seine Grenzen. Hauptamtlichkeit ist daher ein ent- scheidender Erfolgsfaktor. Und auch wichtig, um als Trainer nicht irgendwann selbst auf der Strecke zu bleiben. Denn in den vergan- genen Jahren eine ähnliche Aufgabe wie hier bei der HSG Hannover- Badenstedt neben dem eigentlichen Job auszuüben, diese Belastung war grenzwertig für mich. Mit Hannover warst du letztes Jahr als Gegner in der Klaus-Dieter- Fischer-Halle. Welchen Eindruck hattest du damals? Als Gegner war es sehr unangenehm, hier in Bremen gegen Wer- der zu spielen. Die Zuschauer sind sehr nah dran, unterstützen die Mannschaft bis zur letzten Sekunde leidenschaftlich und lautstark. Da bekommt man als gegnerischer Trainer schnell das Gefühl, dass die eigene Mannschaft nicht gegen sieben Gegenspielerinnen spielt, sondern gegen acht (lacht) . Was bedeutete Werder generell vorher für dich? Der Fußball von Werder ist, seit ich ein Kind war, nicht aus meinem Leben wegzudenken. Ich habe als Werder-Fan viele Spiele im Weser- Stadion live gesehen, in der Champions League, aber auch in Zeiten vor dem Double-Gewinn 2004, als es nicht immer so rund lief. Da- her ist es für mich eine ganz besondere Ehre, nun für diesen Verein zu arbeiten – ein Traumjob. Wie beurteilst du die bisherigen Leistungen deiner Mannschaft in die- ser Saison? Ins Auge fällt natürlich die Diskrepanz in der Punkteausbeute zwi- schen Heim- und Auswärtsspielen. Die Stärke in eigener Halle ist das, was wir uns vor der Saison vorgenommen haben. Hier haben wir bisher die meisten unserer Punkte geholt. Und das müssen wir auch weiterhin. Denn die Auswärtsbilanz mit bisher drei Zählern ist aus- baufähig. Die Spiele waren aber durchweg sehr knapp, Kleinigkeiten haben entschieden. Vielleicht fehlt uns in gegnerischer Halle noch ein kleines bisschen Erfahrung. Ich bin allerdings sicher, dass die Spielerinnen daran für die nächsten Jahre wachsen werden. Was siehst du als besondere Stärke deines Teams? Ganz klar den Teamgeist. Jeder stellt sich in den Dienst der Mann- schaft. Wir haben natürlich auch herausragende Spielerinnen, das kann man schon an der Torschützenliste ablesen. Aber auch diese Spielerinnen fügen sich nicht nur spielerisch, sondern auch charak- terlich sehr gut ins Mannschaftsgefüge ein. Auch außerhalb des Spielfelds ist jeder für den anderen da. Das macht uns zu einer ech- ten Einheit. Wenn man dich am Spielfeldrand beobachtet, machst du häufig einen eher grimmigen Eindruck. Ist dir das bewusst? Ja, leider (lacht) . Ich bin während des Spiels sehr konzentriert, den- ke über das, was noch kommen kann, nach, über den richtigen Zeit- Traumjob für den Werder-Fan Werders Handballerinnen spielen im dritten Jahr ihre bisher beste Saison in der 2. Bundesliga. Trainer ist seit Beginn der Spielzeit Florian Marotzke. Der 36-Jährige blickt auf die ersten Monate zurück und verrät, warum die Arbeit für ihn eine ganz besondere ist.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=