WERDER MAGAZIN Nr. 336

Welche Ergebnisse sind denkbar? Am Ende wird es diese Regel in der heutigen Form vielleicht nicht mehr geben, dafür aber andere, die die besondere Kultur des Fuß- balls schützen. Und die festlegen, wie sich Vereine verändern dürfen. Wie sich Logos verändern dürfen. Wie lange die Haltefristen sind, wenn Gesellschafter eintreten. Und dann ist es immer noch die Frage, wie sich jeder einzelne Verein positioniert. In unse- rer Satzung sind entsprechende Regelun- gen ganz klar verankert. Insofern stellt sich die Frage der Abschaffung von ‚50+1‘ für Werder nicht. Aber für die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Liga ist es wichtig, dass wir uns in dieser Thematik weiterent- wickeln, auch um uns nicht durch eventuel- le Gerichtsurteile treiben lassen zu müssen. Sie haben die Mannschaft im ersten Trainings- lager im Zillertal begleitet. Welchen Eindruck hatten Sie? Seit ich bei Werder bin, habe ich selten eine charakterlich so starke und so wissbegierige Mannschaft erlebt, die sich mit dem Trai- nerteam so konzentriert die vorgegebenen Inhalte erarbeitet. Dabei war das Trainingslager nicht nur aus sportlicher Licht sehr wertvoll und erfolgreich… In der Tat. Wir haben unter anderem eine hochkarätige Sponsorenreise organisiert – mit tollen Partnern und interessanten Dis- kussionen. Dazu kam ein zweitägiger Work- shop mit dem Aufsichtsrat, bei dem wir über wichtige Zukunftsthemen und darüber, wie wir den Verein, die Marke Werder Bremen weiterentwickeln wollen, gesprochen haben. Das Camp der WERDER Fußballschule war ebenfalls ein riesiger Erfolg, genau wie die grün-weiße Fan-Reise. Mit welchen Erwartungen ist Werder in sein e-Sports-Engagement gestartet? Wir prüfen immer wieder, wie wir mit jun- gen Menschen in Kontakt kommen können, und wissen, dass sich mittlerweile sehr viele dafür interessieren. FIFA hat als virtu- elles Fußballspiel einen starken Bezug zu Werder. Und wir können uns durch dieses Engagement nicht nur mit jungen Menschen austauschen, sondern auch Inhalte schaffen und Reichweite generieren, die für Sponsoren interessant sind. Wiesenhof unterstützt unse- ren e-Sport. Und auch bei anderen Partnern stößt dieses Engagement auf großes Interesse. Wir merken dabei, dass es zum realen Fuß- ball eine gute Ergänzung ist, und sehen es als Chance, weiter zu wachsen, noch mehr und auch neue Menschen zu erreichen. Allerdings mit beträchtlichem finanziellen Auf- wand… Der ist tatsächlich erheblich, weil klar war: Wenn wir einsteigen, dann machen wir es richtig, setzen auf starke Spieler, die eine hohe Identifikation mit Werder und mit jun- gen Menschen haben. Ich bin aber sehr zu- versichtlich, dass wir das Engagement schnell refinanzieren können. Hat die Spielleidenschaft auch Sie gepackt? Man muss jungen Menschen Raum geben, um sich zu entfalten. Da möchte ich mich nicht einmischen (lacht) . Auch soziale Medien wie Instagram oder Snapchat sind eher etwas für meine Kinder. Aber natürlich setze ich mich im Rahmen meiner Arbeit bei Werder intensiv mit allen diesen Themen auseinander. Die Aufbruchsstimmung rund um Werder ist deutlich zu spüren. Macht die Arbeit da mehr Spaß? Es ist immer intensiv und macht immer Spaß. Außerdem sind auch bei dieser Aufbruchs- stimmung die Anforderungen, denen wir uns täglich stellen müssen, sehr hoch. Aber ich freue mich über die Stimmung, an der Florian Kohfeldt einen großen Anteil hat. Er ist in kur- zer Zeit Zugpferd und Gesicht des SV Werder geworden. Und er macht eine tolle Arbeit, wie viele andere bei uns auch. Welchen Einfluss auf den deutschen Fußball hat aus Ihrer Sicht das frühe Ausscheiden der deutschen Mannschaft bei der WM in Russ- land? Vor allem für die Fans war es schade, dass die Mannschaft, die so viel Potenzial hat, schon nach der Vorrunde ausgeschieden ist. Als Bundesliga des Weltmeisters war die Auf- merksamkeit für uns in den vergangenen vier Jahren natürlich sehr groß. Jetzt sind wir in der internationalen Wahrnehmung sicherlich etwas geschwächt. Aber das Ausscheiden gibt intern die Möglichkeit, einiges kritisch zu hinterfragen. Joachim Löw und sein Trai- nerteam werden analysieren, was nicht so gut geklappt hat, warum wir ausgeschieden sind, und dann versuchen, die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft zu stellen. Die Fragen, die sich der deutsche Fußball immer wieder stellen muss, sind: Wie bilden wir zielgerich- tet und altersgerecht aus? Müssen wir wieder einen größeren Schwerpunkt auf individuelle Fähigkeiten legen? Haben wir mittlerweile zu viele Mannschaftsspieler? Gibt es Positionen, auf denen wir nicht gut besetzt sind? Es ist wichtig, nicht stehen zu bleiben, sondern im- mer wieder neue Impulse zu setzen. Interview: Martin Lange Foto: xxx WERDER MAGAZIN SPEZIAL 336 15 Klaus Filbry (li.), hier mit Geschäftsführer Frank Baumann (re.) und Michael Scholz (General Manager GLD Group/Umbro), sagt über seine Beobachtungen im Zillertal- Trainingslager: „Seit ich bei Werder bin, habe ich selten eine charakterlich so starke und so wissbegierige Mannschaft erlebt.“ Fotos: gumzmedia

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