WERDER MAGAZIN Nr. 336
V den Sprung ganz nach oben schaffen? BAUMANN: Das ist unser Ziel. Aber man kann es nicht erzwingen. Wir müssen den Rahmen dafür bieten, dass sich die jungen Spieler entwickeln können, und dafür sor- gen, dass sie zum richtigen Zeitpunkt auch Einsatzzeiten bei den Profis bekommen. Dementsprechend sollte immer Platz für die jungen Spieler sein, nicht um den Kader auf- zufüllen, sondern als fester Bestandteil mit realistischer Chance, es unter die ersten 18 zu schaffen oder sogar mal von Beginn an zu spielen. Wir haben derzeit einige Talente, die in den nächsten Jahren diesen Weg gehen können. Natürlich ist Maxi ein sehr gutes Beispiel, aber man darf nie vergessen, dass er schon mit 17 Jahren sein erstes Bundesliga- Spiel gemacht hat. Und bis er dann wirklich eine feste Größe in der Mannschaft war, sind mehrere Jahre vergangen, in denen einiges passiert ist. Er hat immer wieder an sich ge- arbeitet, auch Rückschläge weggesteckt, Ge- duld gehabt, ist beharrlich geblieben und hat dann seine Chance genutzt. Dafür kann man Maxi nur ein großes Kompliment machen. Wieviel Mut gehört dazu, jungen Spielern eine Chance zu geben? KOHFELDT: Es kommt bei jedem Spieler ir- gendwann der Zeitpunkt, an dem man be- urteilen muss: Ist er jetzt soweit oder nicht? Das ist die große Kunst. Und man muss den Spielern immer wieder vermitteln: Wenn du einmal in der Bundesliga gespielt hast, dann heißt das nicht, dass du automatisch jede Woche wieder spielen musst. Meistens ist Geduld gefragt. Es ist wichtig, dass ins- gesamt eine kontinuierliche Entwicklung erkennbar ist. Wenn bei uns ein junger Spie- ler soweit ist, dann werden wir nicht verhin- dern, dass er seinen Weg gehen kann. Ich finde wie Frank, dass wir sehr interessante junge Spieler haben, denen ich zutraue, Ein- satzzeiten zu bekommen. Aber das Entschei- dende ist dann die Konstanz, dranzubleiben und sich immer weiterentwickeln zu wol- len. Es ist nicht vorbei, wenn man das erste Bundesliga-Spiel gemacht hat. Im Gegenteil: Dann geht es erst richtig los. Müssen Sie dafür sorgen, dass junge Spieler, die schon mal mit ihrer Leistung für Aufsehen gesorgt haben, nicht zu sehr in den Himmel gelobt werden? KOHFELDT: Letztlich können wir das nicht verhindern. Nehmen wir Johannes Eggestein, bei dem es vergangene Saison hieß, es sei ein enttäuschendes Jahr für ihn gewesen. Dabei hat er zum Beispiel in den letzten vier Bundesliga-Spielen gespielt, was ein Hinweis auf seine gute Entwicklung war. Teilweise werden Erwartungen an junge Spieler geschürt, gegen die man gar nicht an- kommt. Wenn man jeden Tag als Supertalent bezeichnet wird, wie soll sich ein 18-Jähri- ger da wehren? Ich habe mich in der Vorbe- reitung bewusst nicht zu einzelnen jungen Spielern geäußert. Es gab einige Veränderungen im Funktions- team. Welche Überlegungen steckten dahin- ter? KOHFELDT: Im Analystenteam wollten wir Mario Baric und Pascal Schichtel mehr Frei- raum geben für die individuelle Betreuung un- serer Spieler. Wir wollen in den Individualana- lysen noch besser werden, deshalb ist Rafael Kazior für die Gegneranalysen hinzugekom- WERDER MAGAZIN SPEZIAL 336 9 Entspannte und zugleich konzentrierte Stimmung: So, wie sie ihrer Arbeit nachgehen, präsentierten sich Geschäftsführer Frank Baumann und Cheftrainer Florian Kohfeldt auch beim Interview. Und Baumann machte deutlich: „Eine solche Zusammenarbeit kann aus meiner Sicht nur funktionieren, wenn man sich als Partner sieht und gemeinsam etwas gestalten möchte.“
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