WERDER MAGAZIN Nr. 344
12 WERDER MAGAZIN 344 WERDER MAGAZIN: Herr Baumann, hat die Corona-Pandemie in der vergangenen Saison den SV Werder gerettet? FRANK BAUMANN: Zunächst einmal stellt sie uns vor enorme Herausforderungen und beschert uns vieles, was wir uns so nie ge- wünscht haben. Aber sportlich hatten wir durch die Unterbrechung des Spielbetriebs tatsächlich die Möglichkeit, einiges sacken zu lassen und ‚auf Null zu stellen‘. Wir konn- ten körperliche Defizite aufarbeiten, aber auch einen mentalen Neustart angehen. Denn durch die vielen Verletzungen waren wir vorher nie auf dem Fitness-Level, das man braucht, um die in der Bundesliga nötige Leistung abzurufen. In der Coro- na-Pause haben alle sehr hart gearbeitet, und die Mannschaft konnte danach zeigen, wozu sie imstande ist. Was bleibt für Sie persönlich aus der ver- gangenen Saison? Dass ich mal wieder – allerdings nicht zum ersten Mal – für mich gesehen habe, wie ich Entscheidungen treffen möchte. Dass ich immer nach meiner Überzeugung han- deln werde, zum Beispiel in der Trainerfra- ge, die ja in der Öffentlichkeit sehr kont- rovers diskutiert wurde. Wir waren in der Geschäftsführung fest davon überzeugt, dass wir diese schwierige Phase mit Florian Kohfeldt meistern können. In dieser Hal- tung wurden wir letztlich bestätigt. Nun geht die Mannschaft schon wieder in die nächste Saison. Einer der Neuen ist Tahith Chong, dessen Transfer für Aufse- hen gesorgt hat. Wie ist es gelungen, ihn zu Werder zu holen? Wir haben den Spieler zum ersten Mal vor vielen Jahren in der niederländischen U15- Nationalmannschaft gesehen und seine Entwicklung seitdem immer weiter ver- folgt. Ein Transfer war für uns allerdings in der Vergangenheit nicht machbar. Nun hat uns geholfen, dass Werder in England einen guten Ruf genießt, was sicher daran liegt, wie sich zum Beispiel Kevin de Bruyne und Serge Gnabry bei uns entwickelt haben. Und auch unsere Fußballphilosophie trägt dazu bei. Insbesondere Florian konnte sehr schnell Überzeugungsarbeit beim Spieler leisten. Tahith Chong braucht den Ball am Fuß, um seine Stärken einzubringen. Dazu passt unser Ziel, offensiven und attraktiven Fußball zu spielen. Dennoch gibt es einen Spieler seiner Quali- tät nicht zum Nulltarif… Natürlich konnten wir ihn nicht fest ver- pflichten, deshalb war die Leihe eine gute Option. Manchester United möchte, dass sich der Spieler bei uns weiterentwickelt und seinen Marktwert steigert. Und war dafür bereit, auf eine Leihgebühr zu ver- zichten und weiter einen Teil des Gehalts „WERDER GENIESST EINENGUTEN RUF“ Die immer wieder neue Herausforderung, eine Fußball-Bundesliga-Mann- schaft zusammenzustellen, ist in den vergangenen Monaten nicht kleiner geworden. Doch Frank Baumann, Geschäftsführer Fußball, hat erneut spannende Spieler zum SV Werder geholt. Der Druck im Abstiegskampf der vergangenen Saison war groß. Doch Frank Baumann hielt diesem Druck stand – auch in der Trainerfrage. Er sagt: „Ich habe wieder für mich gesehen, dass ich immer nach meiner Überzeugung handeln werde.“ Foto: gumzmedia
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