WERDER MAGAZIN Nr. 344
WERDER MAGAZIN 344 13 INTERVIEW FRANK BAUMANN POSITION Geschäftsführer Fußball BEI WERDER SEIT 01.07.1999 GEBURTSDATUM 29.10.1975 GEBURTSORT Würzburg NATIONALITÄT deutsch FRÜHERE POSITIONEN Direktor Profifußball und Scouting (2012 – 2015), Assistent des Geschäfts- führers Sport (2010 – 2012) ERFOLGE ALS SPIELER Deutscher Meister 2004, DFB-Pokalsieger 2004 und 2009, Teilnahme an der WM 2002 und der EM 2004 Was ist Ihre erste Erinnerung an den Fußball? Ein Stadionbesuch bei einem Spiel der deutschen Nationalmannschaft wäh- rend der WM 1982. Wo möchten Sie als Rentner leben? Dort, wo Familie und Freunde leben. Für welchen karitativen Zweck würden Sie am ehesten spenden? Neben der Werder-Stiftung für das DRK und den Martinsclub, bei denen ich jeweils Botschafter sein darf. Was ist die Lehre der vergangenen (Corona-)Monate? Dass man leider manchmal nur die Wahl zwischen ,Pest‘ und Corona hat. Was ist Ihr Wunsch für die nächste Saison? Viele Heimsiege im ausverkauften wohninvest WESERSTADION, wenn es denn die Lage irgendwann wieder zulässt. zu übernehmen. Wir hatten uns ein klares finanzielles Limit gesetzt, dadurch wurden es einige Verhandlungsrunden. Aber am Ende gab es einen Deal, mit dem alle zu- frieden sein konnten. Wie hat die Corona-Pandemie Ihre Arbeit verändert? Sie hat zunächst natürlich die persönlichen Kontakte sehr stark eingeschränkt. Es gab nur noch Videokonferenzen. Viele Wochen haben wir uns weniger mit Fußball beschäf- tigt, als vielmehr mit den wirtschaftlichen Auswirkungen auf unser Unternehmen. Da waren viele kurzfristige Entscheidungen und Lösungen gefordert. Welche Auswirkungen auf den aktuellen Transfermarkt spüren Sie? In den vergangenen Jahren hatten zu viele Clubs zu viel Geld. Niemand musste unbe- dingt einen Spieler unter Wert verkaufen. Es gab dadurch zu wenige gute Spieler auf dem Markt, dadurch sind die Preise im- mer weiter gestiegen. Nun sind sehr viele Spieler auf dem Markt. Aber die meisten Clubs haben durch die Mindereinnahmen in der Corona-Zeit kaum Möglichkeiten zu handeln. Sie müssen Transfereinnahmen generieren, das Gehaltsgefüge reduzieren. Also sinken die Preise. Das Problem für die Clubs ist hierbei, dass es immer einige Zeit dauert, die Ausgaben zurückzufahren, weil es eben vertragliche Bindungen über meh- rere Jahre gibt. Clemens Fritz hat weitere Aufgaben über- nommen. Welche genau? Er ist unter anderem die Verbindung zwi- schen Trainerteam, Staff und Spielern. Und auch zum Scouting, wo er als Leiter weiterhin eine wichtige Rolle spielt. Cle- mens hat durch seine Karriere als Spieler und seine Erfahrungen als Kapitän ein gutes Gefühl dafür, welche Typen eine Mannschaft braucht und wie dynamisch Teamprozesse sein können. Dazu kommt: Das Funktionsteam ist in den vergangenen Jahren immer größer geworden und muss entsprechend geführt werden. Clemens hat einen guten Blick für die verschiede- nen Fachbereiche wie Athletik, Ernährung, Kognition, Medizin, Reha, Videoanalyse, Medientermine der Spieler und kann zwi- schen ihnen vermitteln. Die ersten Wochen haben gezeigt, dass es die richtige Ent- scheidung war, diese Position zu schaffen und sie mit Clemens zu besetzen. Steigt die Bedeutung des WERDER Leis- tungszentrum in der aktuellen Situation weiter? Es war für uns schon immer sehr wich- tig. Wir haben vor vier Jahren begonnen, strukturelle Veränderungen vorzunehmen. Wir haben das Leistungszentrum mit der Bundesliga in einem Geschäftsbereich zu- sammengeführt, haben die U13- und U14- Mannschaft, das sogenannte ‚goldene Lernalter‘, mit hauptamtlichen Trainern besetzt. Wir haben mit Thomas Schaaf ei- nen Technischen Direktor geholt, der zum einen unsere einheitliche Spielphilosophie umsetzt und zum anderen mit seiner Er- fahrung und seinen Erfolgen auch Unter- stützung für die Trainer ist und sie besser machen soll – gemeinsam mit den Sport- lichen Leitern. Wir haben in allen Bereichen eine vertikale Struktur geschaffen, um das, was wir in der Bundesliga machen, im Nachwuchs altersgemäß anzupassen und mitzutragen. Erste Erfolge sind sichtbar, aber natürlich wollen wir uns immer weiter verbessern. Um weitere Spieler wie Nick Woltemade hervorzubringen? Keine Frage: Wir freuen uns über seine Entwicklung. Es ist immer spannend, wenn ein Spieler wie Nick Woltemade, der ver- gangene Saison noch dem jüngeren U19- Jahrgang angehörte, in der Bundesliga ‚reingeworfen‘ wird. Wir werden das, wenn es die Situation ergibt, immer mal wieder machen. Wir haben viele spannende junge Spieler. Aber wir müssen auf der anderen Seite auch geduldig mit ihnen sein.
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