Jahresbericht Ärztekammer Nordrhein 2021

24 | Jahresbericht 2021 Ärztekammer Nordrhein Kammerversammlung Deutschland verzeichne seit Mitte Februar wieder eine beschleunigte Ausbreitung des Infektionsge- schehens, erklärte der Präsident der Ärztekammer Nordrhein, Rudolf Henke. Dabei sei der Anteil der im Vergleich zum Wildtyp deutlich ansteckenderen britischen Virusmutation bereits für 55 Prozent der Infektionen verantwortlich. Der Kammerpräsident wies zugleich darauf hin, dass die zur Jahreswende begonnene Impfkampagne erste Erfolge zeigt. Es waren bereits vier Impfstoffe in der Europäischen Union zugelassen. „Wir sehen, dass die priorisierte Impfreihenfolge der letzten Monate wirkt“, betonte Henke. Es gebe deutlich weniger schwere Erkran- kungen und Todesfälle in der Gruppe der über 80-Jährigen. Unter den rund 190.000 Bewohnern nordrhein-westfälischer Alten- und Pf legeheime habe es vor dem Start der Impfungen zu Weihnach- ten 5.265 Infizierte gegeben, am 12. März seien es dagegen nur noch 281 gewesen. „Das ist ein großer Erfolg“, sagte Henke. Mit Impfungen, Schnelltests, demEinsatz von Apps und den Hygieneregeln – Abstand halten, Masken tragen, Lüften – habe man ein Bündel an Maßnah- men an der Hand, mit denen einmöglicher exponen- tieller Anstieg in der dritten Infektionswelle abge- wendet werden könne. Die Kombination all dieser Maßnahmen sei weiterhin dringend notwendig, weil die beginnenden Öffnungen von Schulen, Ki- tas und Einzelhandel Risiken bergen. „Jetzt heißt es, gemeinsam so lange vernünftig mit den noch nötigen Einschränkungen umzugehen, bis wir mit der Impfwelle vor die Infektionswelle kommen“, mahnte der Kammerpräsident. Er wies zudem darauf hin, dass Priorisierungs- diskussionen aus den Praxen herausgehalten werden müssten. Solange nicht genügend Impfstoff vor- handen sei, sei eine Priorisierung zum Schutz von Leib und Leben der Schwächsten unverzichtbar. Die Aufklärung über die Impfreihenfolge, wie sie die Ständige Impfkommission beim Robert Koch-Institut festlege, sei aber nicht Aufgabe der niedergelassenen Ärzte, sondern der Gesundheits- behörden vor Ort. Je mehr Impfstoff verfügbar sei, desto f lexibler müssten Ärztinnen und Ärzte „ent- lang der Priorisierung“ impfen können, forderte Henke: „Da muss der Staat dann auch einfach mal das Vertrauen in die Kollegenschaft setzen.“ Der Ablauf der Impfungen in den Arztpraxen müsse so unbürokratisch wie möglich gestaltet werden, for- derte Dr. Oliver Funken in der anschließenden Aus- sprache. Wie zuvor Henke betonte auch der Haus- arzt aus Rheinbach: „Wir müssen mit dem Impfen vor die dritte Welle kommen.“ Angesichts steigen- der Infektionszahlen entwickle sich das mehr und mehr zu einem „Hase-Igel-Rennen“. Grundlegende Fragen des Arztberufes Neben der Coronapandemie diskutierte die Kam- merversammlung mit der Reform des Medizinstu- diums und dem ärztlich assistierten Suizid zentrale Themen, die die Zukunft und das Selbstverständnis des Arztberufs berühren. Insbesondere das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum assistierten Suizid und dessen mögliche Folgen für die ärztliche Berufsausübung führten zu einer längeren und ein- dringlichen Aussprache. „Mit der Impfwelle vor die Infektionswelle kommen“ Am 13. März 2021 tagte das Parlament der rheinischen Ärztinnen und Ärzte pandemiebedingt zum zweiten Mal audiovisuell. Der Kampf gegen COVID-19, insbesondere der Fortgang der Impfkampagne, und die Themen assistierter Suizid und Reform der ärztlichen Ausbildung prägten die Sitzung der Kammerversammlung. Im Düsseldorfer Haus der Ärzteschaft: Vizepräsident Bernd Zimmer, Präsident Rudolf Henke und der Geschäftsführende Arzt Ulrich Langenberg (v.l.) führen, unterstützt von einem kleinen Team von Mitarbeitern, durch die zweite virtuelle Kammerversammlung.

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