Jahresbericht Ärztekammer Nordrhein 2021
Ärztekammer Nordrhein Jahresbericht 2021 | 27 Kammerversammlung „Bei allem Verständnis für die Stärkung der Allgemeinmedizin“ dürften die individuellen Ge- staltungsmöglichkeiten der Studierenden nicht beschnitten werden, forderte Simon. „Wenn das 3. Staatsexamen aber einen allgemeinmedizini- schen Prüfungsanteil bekommt, verpf lichtet dies indirekt zu einem PJ-Quartal in der Allgemein- medizin“, warnte er. Dr. Dirk Mecking, Haus- arzt in Duisburg, hielt dagegen, die hausärztliche Medizin müsse stärker in den Mittelpunkt des Stu- diums gerückt werden. Die Arbeit in den Hausarzt- praxen sei eine völlig andere als in den Kranken- häusern und Universitätskliniken mit ihrem „hoch- spezialisierten Krankengut“. „Wir wollen den Me- dizinstudierenden zeigen, dass das der Alltag ist und nicht das, was an den Universitäten gelehrt wird“, sagte Mecking. Die Ziele sind gut, die Umsetzung ist fraglich: Der Aachener Dekan Stefan Uhlig präsentierte seine Sicht auf die geplante Reform des Medizinstudiums. Suizidprävention ist die erste Konsequenz aus dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zur Suizidbeihilfe Die Kammerversammlung fordert Politik und Gesellschaft auf, das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zur Suizidbeihilfe zum Anlass zu nehmen, der Suizid- prävention in Deutschland einen deutlich größeren Stellenwert zu geben. Die Kammerversammlung fordert den Deutschen Bundestag auf, als erste Konse- quenz aus dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes: • kurzfristig eine umfassende Bestandsaufnahme der bestehenden Programme und Initiativen zur Suizidprävention in Deutschland in Auftrag zu geben, • das psychosoziale Hilfesystem und das Gesundheitswesen personell und finan- ziell besser auszustatten, damit allen Betroffenen ein niederschwelliges, ziel- gruppengerechtes, menschlich und fachlich kompetentes Hilfsangebot gemacht werden kann, • das ehrenamtliche, gesellschaftliche Engagement für die Suizidprävention nach- haltig zu fördern, • durch geeignete Informations- und Aufklärungsangebote ein gesellschaftliches Klima zu fördern, in dem suizidale Menschen über ihre Situation sprechen und Hilfe in Anspruch nehmen können. • Werbung für Suizid oder Suizidbeihilfe ist konsequent zu untersagen. Die Kammerversammlung bittet den Kammervorstand und den Vorstand der Ärzt- lichen Akademie für medizinische Fort- und Weiterbildung in Nordrhein, das The- ma Suizidprävention im kommenden Jahr verstärkt aufzugreifen. Ärztliche Hilfe bei der Selbsttötung Die Kammerversammlung begrüßt die Absicht des Vorstands der Bundesärzte- kammer, die ärztliche Haltung zum assistierten Suizid nach dem Urteil des Bundes- verfassungsgerichts vom 26.2.2020 (2 BvR 2347/15) erneut auf dem Deutschen Ärztetag zum Gegenstand der Beratung zu machen. Die Kammerversammlung betont, dass eine solche Beratung eine ausreichende Vorbereitung im Vorfeld und genügend Zeit auf dem Ärztetag erfordert. Notwendig sind Rahmenbedingungen, die für eine eingehende Erörterung dieses sensiblen Themas durch die Delegierten des Ärztetages geeignet sind. Coronapandemie: So kommen wir auf die Zielgerade Die Bewältigung der Coronapandemie wird auch in den nächsten Monaten die zentrale Herausforderung für das Gesundheitswesen und die gesamte Gesellschaft bleiben. Die Kammerversammlung benennt folgende zentrale Anforderungen, um auch weiterhin eine Überlastung des Gesundheitswesens zu verhindern, möglichst viele Erkrankungen und Todesfälle zu vermeiden und eine sichere Perspektive für eine schrittweise Rückkehr zur Normalität zu entwickeln: 1. Hygieneregeln weiter konsequent umsetzen Die Kammerversammlung erneuert ihren Appell vom November 2020 und fordert die Bevölkerung in unserem Kammerbereich auf, auch weiterhin konsequent die grundlegenden Hygieneregeln umzusetzen: Reduzieren Sie Kontakte auf das notwendige Minimum! – Halten Sie Abstand! – Beachten Sie die Hygieneregeln! – Tragen Sie die jeweils vorgeschriebenen Masken! – Lüften Sie regelmäßig! – Nutzen Sie die Corona-Warn-App! Gerade in einer Phase, die von ersten Lockerungen der Coronaschutzmaßnahmen trotz weiterhin hoher Neuinfektionszahlen geprägt ist, kommt der Einhaltung der basalen Hygieneregeln eine wesentliche Bedeutung zu. Der wirksamste Schutz bleibt die Vermeidung von Kontakten. 2. Das Potential der Impfungen voll ausschöpfen Impfstoffe gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 haben das Potential, die Beherr- schung der Pandemie Wirklichkeit werden zu lassen. Damit dies gelingt • müssen alle in Deutschland zugelassenen Impfstoffe auch genutzt werden. Impftermine dürfen nicht verfallen, der Impfstoff darf nicht liegenbleiben. Die Kammerversammlung unterstützt ausdrücklich den Gemeinsamen Aufruf „Jeder Entschließungen der Kammerversammlung
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