Jahresbericht Ärztekammer Nordrhein 2021
Ärztekammer Nordrhein Jahresbericht 2021 | 35 Zukunftsthema Kooperation am Beispiel der Medizinischen Fachangestellten Die Zusammenarbeit von Ärztinnen und Ärzten mit anderen Berufen im Gesundheitswesen wird seit Langem diskutiert. Themen wie die Akademisierung und die Weiter- entwicklung von Gesundheitsberufen verbunden mit dem Wunsch, anspruchsvollere Aufgaben zu über- nehmen und damit auch in ärztliche Bereiche vor- zudringen, befeuern die Diskussion genauso wie ge- sundheitspolitische Ansätze und Modellversuche zur Neujustierung der Aufgabenverteilung der Gesund- heitsberufe. Mit der Zusammenarbeit von Ärztinnen und Ärz- ten mit Medizinischen Fachangestellten (MFA) hat sich der Ad-hoc-Ausschuss „Kooperation der Ge- sundheitsfachberufe und der Versorgungssektoren“ unter Vorsitz von Dr. med. Helga Eitzenberger- Wollring befasst. Hintergrund ist zum einen die Tat- sache, dass es eine zunehmende Herausforderung dar- stellt, begabte junge Menschen für den Beruf des oder der Medizinischen Fachangestellten zu gewinnen und dauerhaft zu halten. Zum anderen wird eine Verbes- serung der Qualität der beruflichen Handlungskom- petenz der MFA für notwendig erachtet, damit das Qualitätsversprechen, das Ärztinnen und Ärzte ge- genüber ihren Patienten abgeben, auch durch gut aus- gebildetes Assistenzpersonal eingelöst werden kann. Neben der Berufsausbildung zur oder zum MFA wurden Perspektiven der Weiterentwicklung des Berufsbildes auch unter Einbeziehung der Sichtwei- se des Verbandes medizinischer Fachberufe erörtert. Der Ad-hoc-Ausschuss hält folgende Ansätze für sinnvoll, um die beruf liche Handlungskompetenz der MFA zu erhöhen: Imageverbesserung: Neben verschiedenen Ansätzen zur Steigerung der Wertschätzung des Berufsbildes in der Bevölkerung und zur Imageverbesserung im Versorgungskontext selber gilt es, dass die Kammer ihre Bemühungen weiterführt, das Berufsbild in ih- rer Öffentlichkeitsarbeit vorzustellen. Letzteres er- folgt beispielsweise durch Präsenz bei Ausbildungs- messen und anderen Formaten, um das Berufsbild unmittelbar an die Zielgruppe heranzutragen. Verbesserung der Rahmenbedingungen: Ein Faktor, warum sich junge Menschen für den Beruf des oder der MFA entscheiden, ist eine leistungsgerechte Be- zahlung. Der zuletzt abgeschlossene Tarifvertrag ist vor diesem Hintergrund ein wichtiger Schritt. Aus der wirtschaftlichen Situation der Arztpraxen erge- ben sich allerdings Grenzen für mögliche Gehalts- entwicklungen. Es gilt, auf eine Verbesserung die- ser Rahmenbedingungen hinzuwirken. Jenseits der Vergütung spielen jedoch auch andere Rahmenbe- dingungen eine wichtige Rolle, so zum Beispiel die Sicherheit des Arbeitsplatzes, dieAtmosphäre der Zu- sammenarbeit, die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen und sich beruflich weiterzuentwickeln. Rotationen und Hospitationen in der Ausbildung: § 2 des Berufsausbildungsvertrags schreibt die Ver- pf lichtung der Ausbildenden fest, dafür zu sorgen, dass den Auszubildenden die beruf liche Handlungs- fähigkeit vermittelt wird, die zum Erreichen des Ausbildungszieles erforderlich ist. Kann diese in der Praxis nicht (vollständig) vermittelt werden, müssen die Ausbildenden dafür Sorge tragen, dass die beruf- lichen Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten au- ßerbetrieblich (zum Beispiel im Rahmen eines Prak- tikums in einer anderen Praxis) vermittelt werden. Insofern sollte das Spektrum des Lernorts Praxis über Rotationen und Hospitationen erweitert wer- den, insbesondere wenn eine Praxis mit Spezial- gebiet den Ausbildungsinhalt nicht vollumfänglich erfüllen kann. Rotationen zwischen Hausarzt- und Facharztpraxen und auch zwischen Praxen und Krankenhäusern sollten möglich sein. Für wichtig erachtet werden Anrechnungsmög- lichkeiten für bereits erlangte Kompetenzen im Hinblick auf andere Ausbildungen beziehungsweise Studiengänge mittels eines verbindlichen kompe- tenzorientierten Logbuchs als Ergänzung zu den Vorgaben im Rahmenlehrplan. Diese Kriterien er- füllt der bestehende Ausbildungsnachweis bereits. Des Weiteren wird für eine Ausweitung an „be- zahlbaren“ Fortbildungsangeboten für MFA an Mittwochnachmittagen oder Wochenenden in über- schaubaren Moduleinheiten, zum Beispiel kleinen fachspezifischen Einheiten, plädiert. Verantwortung der Ausbilder: Viele Ärztinnen und Ärzte übernehmen die Aufgabe und besondere Ver- antwortung dafür, dass die MFA im Rahmen ihrer Ausbildung alle relevanten Ausbildungsinhalte er- lernen und ihre Ausbildung in einer von Wertschät- zung und Respekt geprägten Arbeitsatmosphäre ab- solvieren können. Allgemeine Fragen der Gesundheits-, Sozial- und Berufspolitik
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