Jahresbericht Ärztekammer Nordrhein 2021

Ärztekammer Nordrhein Allgemeine Fragen der Gesundheits-, Sozial- und Berufspolitik 38 | Jahresbericht 2021 Beleidigungen lösche er sofort von seinen Profilen in den Sozialen Medien. „Ich möchte diesen Leuten keine Plattform bieten“, sagte Esser. Wie man mit Stress richtig umgeht, zeigte Dr. Dieter Olbrich, Facharzt für Psychosomatische Me- dizin, Psychotherapie, Neurologie und Psychiatrie. Er sprach mit den jungen Kolleginnen und Kollegen über die richtige Herangehensweise bei psychischen Belastungen im ärztlichen Alltag und effektive Burn- Out-Prophylaxe. „Stress ist eine ganz natürliche Re- aktion auf eine Herausforderung. Er ist wichtig, aber zu viel ist schädlich. Das merkt man in erster Linie an Schlafstörungen und der Unfähigkeit, sich rege- nerieren zu können. Es geht darum, ein gutes Maß für sich zu finden“, sagte Olbrich. Wenn das nicht ge- linge, sei der Burn-Out nicht weit. Verhindern könne man dies, indem man seine Distanzierungsfähigkeit fördere: „Sie sollten sich fragen, gelingt es mir, nach Klinik und Praxis umzuschalten und mich anderen Dingen zu widmen, oder bin ich in Gedanken noch bei der Arbeit?“ Dieses Umschalten könne mithilfe des sogenannten Zürcher Ressourcenmodells selbst erlernt werden. Für die Zukunft Beim Workshop „Digitalisierung in der ärztlichen Praxis“ sprachen Professor Dr. vet. Jan Ehlers, Lehrstuhlinhaber für Didaktik und Bildungsfor- schung im Gesundheitswesen, und sein Team über die Möglichkeiten und Grenzen der Digitalisierung im Gesundheitssystem. „Viele Mediziner befürch- ten, durch die Digitalisierung ersetzt zu werden. Da muss man ganz klar sagen, dem ist nicht so“, sag- te Ehlers, der seit 2017 Vizepräsident der Universi- tät Witten/Herdecke ist. Es gehe vielmehr um eine gute Ergänzung, die zukünftig dafür sorgen solle, dass Mediziner neben einer Work-Life-Balance auch mehr Zeit für Patientinnen und Patienten haben. Auf das Thema der elektronischen Patientenakte (ePA) ging Theresa Busse M.A., Wissenschaftliche Mit- arbeiterin am Lehrstuhl, ein. Das Projekt ist in der Ärzteschaft durchaus umstritten. Busse beleuchtete diejenigen Prozesse, die sie als vorteilhaft beurteilt: „Man kann optimiert untereinander kommunizie- ren, die Koordination ist orts- und zeitunabhängig und man erhält dadurch enorme Unterstützung bei der Abrechnung.“ Man könne, so Busse, vollständig abbilden, welche Prozesse Patientinnen und Patienten zum Beispiel bei einem Krankenhausaufenthalt durchlaufen, um so Doppeluntersuchungen und Behandlungsfehler besser zu vermeiden. Ein Pilotprojekt der Univer- sität Witten/Herdecke zeige, so Busse, dass der In- formationsaustausch das Vertrauen der Patienten in ihre Ärzte stärke. „Nach dem neuen Patienten- daten-Schutz-Gesetz haben alle Patientinnen und Patienten ein Anrecht auf die elektronische Akte.“ Dort könnten ärztliche Briefe und Röntgenbilder gespeichert werden. Ab 2022 werde eine erweiterte Version zugänglich sein, die es Patienten ermögliche, Impfausweis, Mutter-Pass, U-Heft und auch das Zahn-Bonusheft zu inkludieren. Bei einem Wechsel der Krankenkasse könne dann auch eine Datenüber- tragung stattfinden. Bei der Nutzung Sozialer Medien im gesundheitsbezogenen Kontext ist aufgrund des vertrauensvollen Arzt-Patient-Verhältnisses und der Anforderungen des Datenschutzes an die in höchstem Maße schützenswerten gesundheitsbezogenen Informationen bestimmten Aspekten besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Die Ärzteschaft hat sich anlässlich des 115. Deutschen Ärztetags mittels eines Beschlusses für die Erarbeitung von Empfehlungen für Ärzte in Sozialen Medien ausgesprochen. Basierend auf dieser Empfehlung und einer weiteren Empfehlung des Weltärztebundes zu diesem Thema wurde von der Bundesärztekammer eine Handreichung für Ärzte und Medizinstudierende zur Verfügung gestellt: https://www.bundesaerztekammer.de/fileadmin/user_upload/downloads/pdf-Ordner/ Telemedizin_Telematik/Neue_Medien/sozialeMedien.pdf oder im Internet unter den Suchbegriffen Bundesärztekammer und Soziale Medien. Empfehlung für Soziale Medien

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