Ärztekammer Nordrhein Jahresbericht 2022 | 5 Vorwort Gemeinsam aus der Krise Dieser Bericht über die Arbeit unserer Kammer umfasst in erster Linie die Zeit von Mitte 2021 bis zum Sommer 2022. Wieder liegt ein bewegtes Jahr hinter uns. Neben der Coronapandemie hat uns vor allem der Angriffskrieg Putins gegen die Ukraine mit seinen internationalen Auswirkungen beschäftigt. Unter demEindruck der Kriegshandlungen und des unglaublichen Leids, das dieser Krieg über Nacht für die Ukrainerinnen und Ukrainer gebracht hat, hat die Nordrheinische Ärzteschaft sowohl durch eine große gemeinsame Spendenaktion mit der Hilfsorganisation action medeor als auch in vielen Vor-Ort-Projekten ihre Solidarität mit der ukrainischen Bevölkerung zum Ausdruck gebracht. Für dieses Engagement der letzten Monate danke ich Ihnen allen sehr. Die COVID-19-Pandemie geht ins dritte Jahr und unsere Gesellschaft sucht einen Weg, mit dem Virus zu leben. Aber ein neuer Umgang mit COVID-19 bedeutet nicht, dass die Pandemie vorbei ist. Gerade erst baut sich eine neue Herbstwelle auf und noch immer müssen schwer an Corona Erkrankte stationär in den Krankenhäusern behandelt werden, noch immer sterben in unserem Land täglich mehr als hundert Menschen an COVID-19, und für Post-Covid haben wir noch keine ursächlichen Therapien. In den Praxen haben wir alle Hände voll zu tun, um die immer komplexer werdende Impfberatung neben den imHerbst zunehmenden Erkältungswellen zu stemmen. Auch die Personalsituation in Praxen und Kliniken bleibt durch Krankenstände, Quarantänezeiten und Personalmangel angespannt. Für Ärztinnen und Ärzte, Pflegekräfte und Medizinische Fachangestellte wächst die Belastung gerade wieder besorgniserregend an. In unserer Kammer haben wir uns auf mehreren Veranstaltungen mit den Themen Ärztegesundheit, Traumatisierungen im Arztberuf und Resilienz im Beruf befasst und ein Hilfsangebot zur Krisenintervention bei Ärztin- nen und Ärzten geschaffen. Denn angesichts des schon bestehenden Fachkräftemangels im Gesundheitswesen müssen wir alles Erdenkliche dafür tun, die Kolleginnen und Kollegen bei der Bewältigung ihrer Arbeit in Klinik und Praxis zu unterstützen und sie imArztberuf zu halten. Unsere Selbstverwaltung will hier einen Beitrag leisten. In NRW haben wir 2022 die Krankenhausplanung auf eine neue Grundlage gestellt. Unter Mitwirkung der Kammern ist ein Krankenhausrahmenplan entstanden, nach dem in NRWkünftig statt Betten verstärkt Leistungen geplant werden. Auf diese Weise sollen sowohl die flächendeckende Erreichbarkeit der Krankenhäuser als auch die notwendige Bildung spezialisierter Zentren gewährleistet werden, ohne dass Überkapazitäten uns in einen ruinö- sen kommerziellen Wettbewerb treiben. Der neue Plan ist unter Einbeziehung aller Akteure entstanden, auch der Ärztekammern und der Fachgesellschaften. Das ist besonders bemerkenswert. Vielleicht kann diese Form der partizipativen Entwicklung von Reformen auch einmal als Blaupause für Bundesreformen dienen. Denn eines muss uns angesichts von Corona-, Energie- und Klimakrise klar sein: Aufgrund der im- mer enger werdenden finanziellen Spielräume für Reformen und der gigan- tischen Herausforderungen, die vor uns liegen, werden nachhaltige Struktur- entwicklungen nur gelingen, wenn wir uns gemeinsam auf den Weg machen. Rudolf Henke Präsident der Ärztekammer Nordrhein
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